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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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erfüllten ihn Zorn und Bitterkeit. Von jetzt an war er auf sich selbst gestellt, nun musste er sich allein durchschlagen. Er fühlte sich offenbar verraten, allein gelassen von dem bisschen Familie, auf das er sich noch hätte stützen können. Kurz vor der Abfahrt gab der reiche Onkel ihm vier Reichstaler. Das war alles. Erik selbst sagte später: «Dies war mein ganzer Reichtum, mit dem ich meine Wanderung durch diese böse und arglistige Welt begann.» Dann rollte der Wagen mit ihm unter dem Maihimmel davon, hinaus aus der Kindheit und hinein in die Ungewissheit des Erwachsenenlebens.

V. Der Feuertaufe entgegen ( 1641 – 1643 )
    1 . Ein Krieger stirbt
    Aufruhr in Spanien – Offensive gegen Piccolomini – Der traurige Sommer 1641 – Unzufriedenheit in der Armee – Die Västgöter in Chemnitz – Herbst – Trinkgelage und Konferieren in Hildesheim – Der Reichstag in Regensburg – Banérs Coup – Die kaiserliche Gegenoffensive – Der Angriff auf Neunburg – Über den Belagerungskrieg – ‹Statt Kugeln können wir Steine nehmen› – Der Rückzug aus Böhmen – Banérs Zustand verschlechtert sich – Wie man Krankheiten sah – Banér stirbt
    Die Erwartungen waren groß gewesen, als Johan Banérs Armee im Mai 1640 in Erfurt mit den Truppen der Verbündeten vereinigt worden war. Zum ersten Mal seit sechs Jahren, seit der Schlacht bei Nördlingen, waren die Schweden ihren Gegnern überlegen. Und nicht nur die militärischen Aussichten waren ungewöhnlich gut, auch die politischen Winde wehten in die richtige Richtung.
    Eine Zeitlang gegen Ende des Jahres 1637 hatte es so ausgesehen, als sei ein vollständiger Sieg der Kaiserlichen in greifbarer Nähe, aber dies wirkte jetzt ganz illusorisch, nachdem die kaiserliche Front am Rhein eingebrochen war und ein großes schwedisch-französisches Heer im Herzland des Reiches stand. Das große Rad drehte sich weiter. Der Krieg schien kein Ende zu nehmen.
    Außerdem konnte der Kaiser nicht mehr mit dem Beistand der spanischen Habsburger rechnen. Eher waren diese es, die Hilfe nötig hatten. Im Spätwinter 1640 kam zuerst die befürchtete Nachricht, dass die große Armada, die ausgeschickt worden war, um den Holländern ihre brasilianischen Besitzungen wieder abzunehmen, vor Recife in einer vier Tage dauernden Seeschlacht besiegt worden war. Danach, im Frühsommer desselben Jahres, brach der lange befürchtete Sturm in Katalonien los. Der Krieg hatte zu ständig wachsenden Belastungen der dort lebenden Menschen geführt, nicht zuletzt in Form von Unterhalt für die durchmarschierenden Armeen aus Kastilien, dem Land, das im spanischen Reich dominierte. Für die kastilischen Soldaten und deren auf ihre Herkunft stolzen Offiziere waren die Katalanen fast ebenso fremd wie die Franzosen. («Spanien» war wie «Frankreich» oder «Deutschland» eher ein geographischer als ein politischer Begriff. Die sprachlichen und kulturellen Unterschiede innerhalb Spaniens waren wie in den anderen Reichen beträchtlich.) Die Kastilier führten sich oft auf, als seien sie in Feindesland, stahlen, plünderten und prügelten. Nach einer Periode der Unzufriedenheit und sporadischer Gewaltausbrüche schlug schließlich die Unruhe in Barcelona in offenen Aufruhr um; aufgebrachte Volksmassen zogen durch die Straßen und lynchten jeden kastilischen Soldaten, der ihnen in die Hände fiel. Der Mann, den die Regierenden in Madrid als Vizekönig über Katalonien eingesetzt hatten, musste Hals über Kopf fliehen, wurde aber vom Mob eingeholt, der ihn tot am Straßenrand zurückließ, buchstäblich in Stücke gerissen. Danach wählten die Katalanen den französischen König Ludwig XIII . zu ihrem neuen König, woraufhin ein zwölf Jahre dauernder Krieg – es wäre wohl verfehlt, ihn Bürgerkrieg zu nennen – zwischen Katalonien und Kastilien ausbrach.
    Später im gleichen Jahr brach auch Portugal aus seiner Union mit Spanien aus. Dessen überdrüssig, wie eine Kolonie behandelt zu werden, und empört unter anderem über eine fünfprozentige Steuer auf jegliches Eigentum, schlossen sich die Portugiesen um den Herzog von Braganza zusammen, als dieser sich selbst als Johann IV . zum König von Portugal ernannte. Niemand wagte zunächst, dem spanischen König Philipp IV . zu berichten, dass noch eine große Revolte in seinem Reich ausgebrochen war. Schließlich fasste sein erster Minister Olivares sich ein Herz: «Gute Neuigkeiten, Majestät, gute Neuigkeiten. Sie haben ein neues Herzogtum und

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