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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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nach Möglichkeit auch vor dem Porträt des Monarchen und bei einer feinen Tischgesellschaft tun, wenn Diener eine Platte mit dem Essen des Fürsten vorübertrugen. Zur Ausführung eines korrekten Grußes stellte man sich ein wenig links von der Person auf, der man begegnete, zog den Hut mit einer schwungvollen Bewegung und führte gleichzeitig einen Kratzfuß aus, der in eine Verbeugung überging – die alles sein konnte zwischen einer Andeutung und einem Kniefall – und dadurch vollendet wurde, dass der Federbusch oder die Feder der Kopfbedeckung elegant den Boden berührte. Die Kopfbedeckung abzunehmen, wenn man ein Gebäude betrat, das einer Person von höherem Rang gehörte, war Teil der grundlegenden Etikette – die gleichen Regeln galten übrigens für Frauen, die Masken trugen. Hochgestellte Persönlichkeiten trugen in der Regel im Haus immer den Hut, teils weil die Häuser so kalt waren, aber auch als zusätzliches Zeichen ihres hohen Status.) Seit den zwanziger Jahren trug man keine gestärkten Halskrausen mehr, sondern stattdessen die weichen, breiten Spitzenkragen, und jetzt war langes Haar – nicht selten gefärbt – bei den Männern wieder in Mode. Um den Hals band man gern ein dünnes, geknotetes Halstuch, von den Franzosen
cravate
genannt (eine Verballhornung des Wortes Kroat – die Mode des geknüpften Halstuchs, das später zu unserem Schlips werden sollte, soll auf einen kroatischen Reiterverband zurückgehen, der 1636 auf Seiten der Franzosen am Krieg teilnahm). Am Oberkörper trug man in der Regel eine Dreifachkombination, zuunterst ein Leinenhemd, das von einem Wams mit kurzen Armen bedeckt war, und darüber eine Jacke mit langen Ärmeln und Aufschlägen. (Das Wams entwickelte sich nach und nach zu unserer Weste und die Jacke – oft im Rücken und an den Seiten aufgeschlitzt, damit man im Sattel leicht auf-und absitzen konnte – zu unserem Jackett.) Die Jacke war oft von einer theatralischen Manteldrapierung bedeckt, die dann auch als Überbekleidung diente. Man trug knielange Hosen, die früher mit einem rosettenverzierten Strumpfband um das Bein zusammengebunden waren, die aber gerade jetzt, in den vierziger Jahren, häufig offen gelassen wurden und stattdessen mit einer Spitze abschlossen.
    Der harte Luxuswettstreit, der teils innerhalb des Adels, teils aber auch zwischen diesem und den immer kaufkräftigeren Bürgern ausgetragen wurde, führte zu einem immer rascheren Wechsel der Mode. Viele Herrschende verabscheuten diese ständigen Veränderungen von Herzen – sie huldigten einem gesellschaftlichen Zustand des Stillstands und der Beständigkeit, und die Mode war schiere Unbeständigkeit und bot ihnen das erschreckende Bild einer Welt, in der alles fließt und alles verwandelt werden kann. Dennoch machten auch sie die Mode mit, denn die wachsende Konkurrenz innerhalb und zwischen den Ständen machte es immer wichtiger, als Erster mit dem letzten Schrei aufzutreten. Mehrere Kleidungsstücke mutierten im Lauf der Jahre auf die merkwürdigste Weise, und absonderliche Kleidungsvarianten kamen und gingen. Die Beinkleider der Männer waren eine Zeitlang so weit, dass sie sich zu einer Art Rock zurückbildeten, der in dem zusammengenähten Unterteil zwei Löcher für die Beine hatte. (Diese sogenannten Rheingrafenhosen waren so bauschig, dass man gelegentlich, ohne es zu merken, mit beiden Beinen in einem Loch herumging.) Unter den Hosen trug man Seidenstrümpfe, Strumpfbänder sowie einen Überstrumpf mit Spitzenbesatz. An den Füßen trug man häufig Stiefel. Früher waren Stiefel nur von Soldaten und Jägern benutzt worden, aber auch in diesem Punkt beeinflusste der Krieg die Mode. Stulpenstiefel mit weiten, heruntergeklappten Schäften trugen alle, die es sich leisten konnten. Außerdem hatte der Krieg dazu geführt, dass eine weitere Neuerung sich ausbreitete: Der Absatz, eigentlich dazu bestimmt, den Fuß im Steigbügel festzuhalten, kam in den dreißiger Jahren in allgemeinen Gebrauch – und noch heute tragen wir diese einfache Spur des Dreißigjährigen Kriegs unter unseren Füßen. Das Bild des prachtvoll gekleideten Edelmannes ist jedoch nicht vollkommen, wenn man nicht erwähnt, dass die Kleider oft aus schön bestickten Stoffen gemacht und mit Bändern, Rosetten, Perlenstickereien und Galons übersät waren. Zeitweilig konnten für ein einziges Männerkostüm fast 180 Meter Band und 500 bis 600 kleine Rosetten benötigt werden – und jede Rosette war ein kleiner Appell an

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