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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Stettin. Dort angekommen, wurden sie mit der Nachricht empfangen, dass die Kaiserlichen ins östliche Pommern eingedrungen waren und, wie es in Eriks Tagebuch heißt, «sich in ein festes Lager bei Belgard gesetzt» hatten. Auf der Stelle bekam Gerhardt Rehnskiöld eine neue Aufgabe: Königsmarck stand mit seinem Korps bereits an der pommerschen Grenze, und Rehnskiöld sollte diesem nun behilflich sein, wenn seine Truppen Krockow und seine Gesellschaft aus der Provinz vertrieben.
    Königsmarck hatte an Rehnskiöld geschrieben und um Verstärkungen gebeten, und am 8 . Oktober marschierte eine kleine Kolonne von 300 Musketieren, gefolgt von zwei kurzen, grobkalibrigen Kartogen und vier Sechspfündern, aus Stettin heraus und wandte sich nach Osten. In der langgezogenen Reihe von Männern, Pferden, Wagen und Feuerrohren befanden sich auch Erik und sein Hausvater. Nach drei anstrengenden Tagesmärschen vereinigten sie sich bei Labes, einem Ort 50 Kilometer südlich von Belgard, mit Königsmarcks Korps. Nach einer Nacht im Lager brach die ganze Truppe auf. Sie zog direkt gegen den Feind, oder auf jeden Fall in die Richtung, in der sie ihn vermutete.
    Dies war das erste Mal, dass Erik sich mitten in dem Soldatenhaufen befand, das erste Mal, dass er an ihrem Leben teilhatte. Was waren es für Männer, denen er begegnete? Was sah er?
    Heutzutage verbinden wir automatisch das Wort Armee mit dem Wort Uniformität: lange, gerade Glieder stramm ausgerichteter Männer, die in identischen Posen erstarrt, in identische Kleider gekleidet, mit identischen Waffen ausgerüstet sind. Aber wenn wir einige der Männer sähen, die während des Dreißigjährigen Kriegs kämpften, würden wir wahrscheinlich einige Zeit brauchen, um zu verstehen, dass es sich bei ihnen tatsächlich um Soldaten handelte. Die Uniform, heute ein Emblem des Militärischen, existierte damals praktisch nicht. Es gab gewisse Ansätze. Der Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel stellte 1619 zwei Verbände auf, die in Blau gekleidet waren, die Männer der schwedischen Leibgarde trugen alle gelbe Röcke mit schwarzen, goldverzierten Revers, und gegen Ende des Krieges waren gelegentlich ganze kaiserliche Regimenter blassgrau eingekleidet. Gustav Adolf hatte zuweilen versucht, seine Verbände einheitlich zu kleiden und auszurüsten, und unter anderem befohlen, dass «gleiche Harnische und Degen innnerhalb der Kompanie [getragen werden sollten], so daß sie Ansehen haben mögen und nicht wegen der Ungleichheit und Ordnung der Waffen vom Feind verachtet und geringgeschätzt werden». Doch daraus wurde nicht viel, und es dürfte ihn im Innersten gekränkt haben, als die Sachsen seine zerlumpten und schmutzigen «Küchenjungen» an jenem Tag bei Breitenfeld auslachten. Die Wahrheit war, dass die meisten Soldaten normale zivile Kleider trugen – komplettiert mit einer Waffe und vielleicht einem Gehänge mit Degen, vielleicht einem Helm und einem Kürass oder einem Lederkoller sowie einem kleinen Rucksack. Dies hatte teilweise praktische Gründe: Wenn so viele Krieger eine Art Körperpanzer über ihrer Kleidung trugen, war eine Uniform sinnlos. Ein anderer wichtiger Grund war wirtschaftlicher Art: Es war ganz einfach zu teuer, alle mit einer eigenen Uniform auszustatten. Dies bedeutete, dass die einzige Möglichkeit, Freund und Feind zu unterscheiden, Feldzeichen waren. Die Schweden trugen in der Regel einen grünen Zweig am Hut, kaiserliche Truppen und Spanier trugen rote Zeichen, meist in Form einer Armbinde, einer Schärpe aus Tuch oder eines hübsch geknoteten Gehänges. (Das Erkennungszeichen der Franzosen war blau, das der Holländer orange, und während der zweiten Kriegshälfte verwendeten die Schweden Gelb.)
    In der Regel war es Sache des Kriegers, sich einzukleiden. Ein Instruktionsbuch für Soldaten, das nach dem Friedensschluss herauskam, gab zukünftigen Soldaten den Rat, vernünftige Kleider zu tragen: einen guten Filzhut, kräftige Schuhe, Kniehosen, Strümpfe, zwei dicke Hemden, ein Koller und darüber einen weiten Mantel zum Schutz vor Regen und Wind. Um es dem Ungeziefer so schwer wie möglich zu machen, sollten die Kleidungsstücke wenig Säume und am besten keine Teile aus Pelz haben. (Läuse waren im Feld ein ständiges Problem. In Grimmelshausens Simplicissimus kommen ein paar Entlausungsszenen vor – offenbar ein ganz normaler Vorgang im Alltag des Heeres –, und dort werden auch verschiedene Kuren gegen das Ungeziefer genannt, wie zum Beispiel die

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