Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
Feldzügen, Schlachten und Belagerungen gab es stets zahllose kleine Diversionen, Kavalkaden und Kleinkriege, manchmal spektakulär, oft bedeutungslos, immer eine Qual. Für sehr viele Soldaten war dies der einzige Krieg, den sie kennenlernten, wenn eine kleinere Truppe von vielleicht einigen tausend, vielleicht ein paar hundert Mann sich auf eine raubzugähnliche Kampagne begab, die möglicherweise ein paar Wochen dauerte.
Diesmal bestand der Plan darin, mit einem kleineren Korps in Pommern einzufallen und die Verbindungen zwischen dieser Provinz und der schwedischen Hauptarmee zu kappen – die vielleicht sogar in den Norden gelockt werden konnte; gleichzeitig hoffte man auch, dass der Einmarsch des Korps die Menschen gegen die Schweden aufbringen werde und dass man den neuen brandenburgischen Kurfürsten, den Nachbarn Pommerns, dazu bringen könnte, seinen Wankelmut zu bereuen und sich erneut dem Kaiser anzuschließen.
Ende Juli marschierte Krockows Heer aus Prag ab. In seinem ursprünglichen Plan hatte Krockow 6000 bis 7000 Mann für sein Vorhaben verlangt. So starke Verbände konnte der Kaiser jetzt, nach dem Schlachten von Leipzig und wo Torstensson wieder in Mähren wütete, nicht entbehren, und so musste Krockow sich damit begnügen, mit rund 4000 Mann in den Krieg zu ziehen: sieben Regimenter mit Kavallerie, fünf mit Dragonern, 300 Musketiere und neun Kanonen. Das Korps zog rasch nach Norden. Während Krockow sich über das Ziel der Expedition ausschwieg, durchsuchten seine Reiter Dörfer und Kleinstädte auf ihrem Weg, kassierten die eine und andere Kontribution und organisierten Lebensmittel, was sagen will, dass man sie stahl. Am 13 . August stand Krockow unter der Festungsmauer von Küstrin und forderte polternd im Namen des Kaisers, dass die Bürger ihm Proviant geben und danach seine Männer über die Oder übersetzen sollten. Die Bürger Küstrins zierten sich, machten allerhand Einwände und kamen nach gedankenschweren Überlegungen zu dem Ergebnis, dass dies bedauerlicherweise nicht möglich sei: Krockow habe leider nicht die richtige Vollmacht. Dies war der erste Rückschlag. Der zweite kam gleichzeitig, in Form der Nachricht, dass ein schwedisches Korps unter dem unerschrockenen von Königsmarck im Anmarsch sei, direkt auf Krockow zu. (Die beiden Männer waren persönlich bekannt, und der kaiserliche Generalwachtmeister konnte den bekannten Kavalleriebefehlshaber nicht ausstehen.) Auf der Stelle beschloss Krockow, den ursprünglichen Plan fallenzulassen, der darin bestand, einen schnellen Vorstoß entlang der Oder zu führen, um Damm und Stettin anzugreifen, und stattdessen in einem bogenförmigen Ausweichmanöver nach Osten zu gehen, über polnisches Territorium, und Kolberg an der Ostseeküste anzugreifen.
In Ermangelung von Booten rissen die Soldaten des Korps die Häuser der Bauern auseinander und bauten sich aus deren Fußbodendielen, Scheunenwänden, Zäunen und Türen Flöße. Als die Überfahrt endlich begann, zeigte es sich, dass nicht alle diese improvisierten Wasserfahrzeuge das Siegel der Vollendung trugen, denn mehrere von ihnen brachen im Wasser auseinander, und an die 50 Männer und zwei Kanonen verschwanden in der Tiefe. Nach einem Marsch durch den westlichen Teil Polens – verfolgt von dem groben, aber ohnmächtigen Zorn des großpolnischen Woiwoden Opalinski – schwenkte man wieder nach Pommern hinein. Diese «Befreier» Pommerns benahmen sich in Pommern ungefähr so, wie sich die schwedischen «Befreier» Böhmens zuvor in Böhmen benommen hatten. Denn wie immer, wenn der Unterhalt knapp wurde, begannen die Soldaten, sich selbst zu bedienen: Bauern, auf die sie unterwegs trafen, wurden beraubt, misshandelt und in einigen Fällen getötet, und mehrere Dörfer und Kleinstädte wurden geplündert und niedergebrannt.
Die Truppe folgte dem Lauf des kleinen Flusses Persante in Richtung Ostsee, nahm, ohne auf nennenswerten Widerstand zu stoßen, einige kleine Orte ein und erreichte Anfang September die kleine Stadt Belgard. Doch hier, nur noch rund 30 Kilometer von Kolberg und der Küste entfernt, stockte Krockows Korps plötzlich, wie ein niederfallendes Schwert, das plötzlich zurückgehalten wird und in der Luft hängenbleibt.
Zu genau dieser Zeit befanden sich Erik Jönsson und sein Hausvater auf der Reise von Hamburg – wo Rehnskiöld von dem schwedischen Legaten Adler Salvius Abschied genommen hatte, der zu den Friedensverhandlungen unterwegs war – zurück nach
Weitere Kostenlose Bücher