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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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dort in den Festungen, die im Jahr zuvor erobert worden waren, eingeschlossen gesessen hatten, wurden abgelöst und ihre Vorräte aufgefrischt. Ansonsten setzte sich das Muster des Frühjahrs fort: ein schneller Angriff hier, ein Scharmützel dort, und zwischendurch wurde eine kleine Festung eingenommen. Meistens behielten die schwedischen Verbände bei diesen kurzen Zusammenstößen auf gelben Getreidefeldern oder gewundenen Waldwegen die Oberhand. Bei einer Gelegenheit wurde jedoch eine starke schwedische Abteilung von einer kleineren kaiserlichen Einheit überrumpelt und nahezu aufgerieben. Torstensson, der stets Schwierigkeiten hatte, Untergebene, die ein Fiasko erlitten, zu ertragen, tobte vor Wut, und als die Leiche des Chefs der Abteilung, eines Obersten Werner, ihm, wie es der Brauch war, übergeben wurde, ließ er den Körper an einen Galgen hängen. Ein anderer Offizier, der an dem Debakel beteiligt gewesen war, wurde unter erniedrigenden Umständen aus dem Heer katapultiert und musste ein Papier unterschreiben, in dem er sich verpflichtete,
nie
zu sagen, dass er in schwedischem Dienst gewesen sei.
    So verging der Sommer 1643 . Die schnelle Offensive 1642 war so lange erfolgreich gewesen, wie Torstenssons Armee den Vormarsch fortsetzen konnte, in neue, nicht abgegraste Gebiete hinein. Sobald das Heer sich längere Zeit in einem Gebiet aufzuhalten begann, setzten unweigerlich die Versorgungsschwierigkeiten ein, die Desertionen, der Hunger und die Krankheiten. Eine Armee in Bewegung hinterließ eine schwer heilende Narbe von Zerstörung entlang ihres Weges, konnte aber trotz allem unberührte Regionen erreichen. Eine still stehende Armee schuf unweigerlich eine wachsende Wüste um sich her, eine Wüste, die im Quadrat zu der Zeit zu wachsen schien, die im Lager verbracht wurde. Im Frühherbst 1643 hatten die Stockungen und die langsamen Operationen in einem sommerlich heißen Mähren dazu geführt, dass die Region «ausfuragiert» und nahezu «einer Wüste gleich» war. Angesichts der drohenden Hungersnot war die schwedische Armee gezwungen, sich aus dem nun fast ganz zerstörten Mähren zurückzuziehen, nach Schlesien und weiter oderabwärts nach Nordwesten. Torstensson hatte ganz einfach nicht die Truppenstärke, die nötig gewesen wäre, um mit gesenktem Kopf geradewegs durch die ständig eingegrabenen gegnerischen Reihen hindurchzustoßen; während des gesamten Feldzugs hatte er nur 800 Mann Verstärkung bekommen, und trotz vollmundiger Versprechungen seitens Fürst Georgs, dass seine Truppen jeden Augenblick mit großem Pomp eintreffen würden, hatten sich noch keine transsilvanischen Truppen am Horizont gezeigt, weder hier noch in Ungarn. Zu allem Übel hatte Torstensson noch seinen besten Reitergeneral von Königsmarck mit einem Korps an die Ostseeküste entsenden müssen. In Pommern, dem Brückenkopf, auf dem das ganze schwedische Unternehmen in Deutschland letztlich ruhte, waren nämlich völlig überraschend kaiserliche Truppen eingefallen.
     
    Es ist verlockend, Joachim Ernst von Krockow einen Glücksritter zu nennen. Früher hatte er in schwedischem Dienst gestanden und unter anderem bei Wittstock unter Banér gekämpft, wo er auch verwundet wurde, aber 1643 war er seit einiger Zeit auf die kaiserliche Seite übergewechselt, wo er als Generalwachtmeister – der unterste Generalsrang – Dienst tat. Er war ohne Zweifel ein guter Soldat, aber leider auch eine sturmgetriebene Existenz, unzuverlässig und mit einer Neigung, zwischen verschiedenen Herren und Loyalitäten zu schwanken. Einst in pommerschem Dienst, hatte er für die Sache Schwedens gesprochen, schließlich auf die schwedische Seite übergetreten, hatte er seine Meinung geändert und eine Lanze für die Interessen Pommerns gebrochen und so weiter. Er kam aus Pommern, und wie so viele Pommeraner war er aufrichtig entsetzt darüber, wie fest sein Land im Griff der Schweden war, und er hegte eine Reihe unklarer Pläne, das Land wieder zu befreien. Doch in erster Linie kämpfte er weder für den Kaiser noch für Pommern, nein, Krockow kämpfte für Krockow, und darin unterschied er sich nicht sonderlich von vielen der anderen Kriegsknechte auf beiden Seiten, für die der Krieg mehr eine günstige Gelegenheit war als ein Kreuzzug.
    Die Idee zu dieser «pommerschen Diversion», wie die Operation genannt wurde, kam von Krockow selbst, und er hatte sie bereits 1640 ausgebrütet. Es war keine bemerkenswerte Unternehmung. Neben den großen

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