Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
unzureichend war, um zuweilen ganz auszubleiben, was ihren an und für sich schon begrenzten Enthusiasmus noch weiter dämpfte und sie zu Fahnenflucht und Meuterei neigen ließ.
Jetzt, da neue Hagelschauer von Geschossen durch ihre Reihen zischten, warf ein Teil dieser alten, erfahrenen Landsknechte die Waffen fort, nahm die Hüte ab, winkte damit und rief «Quartier». Die alliierten Befehlshaber, die am nächsten standen, waren jedoch uneins darüber, was sie tun sollten. Karl Gustavs Bruder Adolf Johan kam zum brandenburgischen Kurfürsten geritten und verlangte, die Beschießung dieser Soldaten sofort einzustellen, um sie nicht zu einem letzten, verzweifelten Widerstand zu treiben. Der Kurfürst jedoch wollte sich darauf nicht einlassen und ritt stattdessen auf einige wartende Schwadronen zu und schwang den Degen als Zeichen, dass sie unverzüglich gegen die hutlosen Fußsoldaten anreiten sollten; nachdem er verschwunden war, gab der Herzog sogleich Contreorder und stoppte den Angriff; unmittelbar danach setzte der Kurfürst zu einem neuen Angriff an, doch auch dieser wurde von Adolf Johan unterbunden.
Während die beiden hohen Befehlshaber wechselweise Befehle und Gegenbefehle über das rauchige Schlachtfeld sandten, bekamen die feindlichen Verbände eine Atempause. Die polnischen Regimentschefs bekamen ihre zaudernden Landsknechte in den Griff, und sie konnten sich im Staub davonmachen. Fünf ihrer Kanonen mitschleppend, die zu retten ihnen gelungen war, marschierten sie über das morastige und buschbestandene Gelände davon. Unten an der Brücke herrschte vollständige Panik. Von Entsetzen erfüllte Menschen drängten sich heran, Leute purzelten ins Wasser. Johan Kasimir ritt mit gezücktem Degen umher und versuchte, Ordnung in das wimmelnde Chaos zu bringen. Es war natürlich unmöglich. Schließlich gab er einigen Dragonern den Befehl, auf die Nachdrängenden zu schießen. Zu diesem Zeitpunkt barst zu allem Unglück auch noch die lange Pontonbrücke.
Währenddessen stürmten alliierte Verbände von verschiedenen Seiten über das buschbestandene und stellenweise morastige Feld vorwärts. Alle waren sie auf dem Weg zur Brücke, um den Polen den Rückzug abzuschneiden. Je näher sie dem Fluss kamen, desto schwieriger wurde es für sie, voranzukommen – die Polen bewegten sich schnell, in mehr oder weniger aufgelösten Scharen, während die schwedischen und brandenburgischen Einheiten, die ihnen folgten, in ihre dichten und strikt geordneten Formationen eingebunden waren. Das Buschwerk wurde dichter, und als sie den verlassenen Lagerplatz erreichten, fanden sie ihn mit Hunderten zurückgelassener Trosswagen übersät. Schweden und Brandenburger begannen, sich durch den labyrinthischen Wirrwarr von Wagen vorzuarbeiten.
Die vier polnischen Infanterieregimenter erreichten den Fluss und entdeckten, dass die Brücke eingebrochen war, machten sich aber sogleich daran, sie zu reparieren.
Die Masse der verlassenen Wagen erstreckte sich bis hinunter zur Weichsel. Als die Truppen der Verbündeten den steilen und buschbewachsenen Abhang zum Fluss hinunter erreichten, ging es noch langsamer voran. Nun konnten sie die Brücke sehen; sie erstreckte sich lang und schwankend über das kilometerbreite, glänzende Band von Wasser. Sie führte über eine kleine Sandbank in der Mitte des Flusses und ruhte auf Pontons, die aus Booten bestanden. Der westliche Brückenkopf lag unmittelbar neben einer Anhöhe, die sonst als Hinrichtungsplatz der Stadt Warschau diente: das Gewirr von Dächern und Spitzen der Stadt war gut drei Kilometer stromaufwärts zu sehen. Der östliche Brückenkopf war durch eine sternförmige Schanze geschützt. Die alliierten Soldaten gingen zum Sturmangriff über, durch die Büsche, an einem Zaun vorbei und über den Schanzenwall. Die von Panik geschlagenen und desorientierten Polen scheinen nur lahmen Widerstand geleistet zu haben. Die Truppen, die sich innerhalb der Schanze befanden, wurden entweder niedergemacht oder gefangen genommen: Kanonen, Zelte, Munition, Proviant und sonstiges Allerlei fielen in die Hände der Angreifer. Die alliierten Soldaten kamen jedoch zu spät. Kurz zuvor war die Brücke repariert worden, und Johan Kasimir war rasch hinübergeritten, gefolgt von den vier Regimentern. Die Schweden und Brandenburger, die die Schanze eingenommen hatten, zögerten; sie hielten sich für zu schwach, um die Brücke zu überqueren, denn auf der anderen Seite wartete eine Anzahl kampfbereiter
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