Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
geteilt, die gegen das dänische Geschwader heransegelten. Als die Kanonen zu feuern begannen, wurden die dänischen Schiffe rasch in zwei Gruppen geteilt. Pros Mund hatte zwar weniger Schiffe als die Schweden, aber dafür waren seine größer. Die Schweden versuchten indessen, diesen Nachteil auszugleichen, indem sie sich nicht in ausgedehnte Artillerieduelle mit den schwer bestückten dänischen Kriegsschiffen einließen, sondern stattdessen schnell auf sie eindrangen, um sie zu entern. Und obwohl mehrere kleinere schwedische Schiffe eine gepfefferte Ladung abbekamen und ihre Segel und Schoten in Fetzen geschossen wurden, hatte die Taktik Erfolg. Zwei schwedische Schiffe, die
Regina
und die
Göteborg
, gingen längsseits des dänischen Flaggschiffs
Patientia
. Kriegsschiffe in dieser Zeit hatten für derartige Situationen stets reguläre Infanterie an Bord, doch die Dänen waren gerade unterbemannt. Die Enternden stießen deshalb nur auf schwachen Widerstand. Einige von ihnen wurden jedoch getötet. Einem jungen schwedischen Leutnant wurde der rechte Arm abgeschossen und verschwand mit Degen und allem im Meer.
Die Seeschlacht bei Fehmarn 1644 . Links im Vordergrund sieht man Pros Munds Flaggschiff
Patientia
kurz vor der Enterung durch Leute von Wrangels Flaggschiff
Smålands Lejon.
In der Ferne Kiel (C) und rechts davon Christianspris (D).
Einer jener Dänen, die erbittert Widerstand leisteten, war der dänische Admiral selbst, Pros Mund. Er bezog Posten vor seiner Kajüte, schlug wild mit einem großen Schwert um sich und feuerte seine Leute mit lauten Zurufen an. Ein holländischer Leutnant stürmte auf ihn ein, empfing aber einen wilden Hieb, der ihm das eine Ohr abtrennte, und wurde von den Piken einiger Männer des Admirals durchbohrt. Die Schweden riefen dem immer einsameren Mund zu, sich zu ergeben, doch er weigerte sich und schlug weiter mit dem Schwert um sich. Da rief man zwei schwedische Musketiere herbei, die anlegten und ihn mit zwei Schüssen töteten. Bald war das dänische Schiff in der Gewalt der Angreifer, und die schwedischen Krieger plünderten und entkleideten die Leichen und warfen sie nackt durch die Kanonenschächte in das blaukalte Wasser – im Eifer des Reinemachens ging auch die Leiche Pros Munds mit über Bord. Währenddessen hatten die Schweden ein großes dänisches Schiff in Brand gesetzt, das wie ein riesiger Feuerturm mit Schlagseite davonglitt und dann in einem dröhnenden Bersten von Holztrümmern verschwand. Zur gleichen Zeit wurde ein weiteres großes Schiff geentert und mehr oder weniger eigenhändig von einem einsamen Leutnant in schwedischem Dienst, George Lidell, erobert, der an Bord gesprungen war, ohne darauf zu achten, dass seine Leute ihm nicht folgten. Die Kapitulation wurde mit einem Handschlag zwischen dem schreckensbleichen dänischen Befehlshaber und Lidell besiegelt, doch als der unerschrockene Leutnant triumphierend aufs Vorschiff lief und zwei schwedische Schiffe, den Amerikafahrer
Svanen
und die
Tre Kronor
anrief, wurde er in der Verwirrung von jemandem auf der
Svanen
beschossen. Die Kugel durchschlug beide Beine. Lidell brach auf dem Vorschiff zusammen, und da er tot zu sein schien, wurde auch er «von unseren eigenen Leuten ausgeplündert, als sei er selbst der Feind gewesen». (Er überlebte, blieb aber für den Rest seines Lebens gelähmt.) Das letzte große dänische Schiff, die
Tre Kløver
, konnte einen der Angreifer versenken, wurde aber dennoch geentert – dröhnendes Kreuzfeuer von mehreren schwedischen Schiffen fegte das Deck und die Aufbauten des großen Schiffs leer, worauf die Schweden in einem Wirrwarr von heruntergeschossenen Segeln, geborstenen Kanonen und Blut mehr oder weniger unbehindert an Bord springen konnten. Einer derer, die gefangen genommen wurden, war der dänische Vizeadmiral Corfitz Ulfeldt, der ein Bein verloren hatte.
Der Anblick der großen dänischen Schiffe, die eins nach dem anderen die Flagge strichen, war zu viel für die Kapitäne auf den kleineren dänischen Schiffen, und sie steuerten nun vom Schlachtfeld weg nach Norden in Richtung der dänischen Inseln. Die schwedischen Geschwader waren jedoch wie Raubtiere, die Blut gewittert hatten, und jagten ihnen nach. Einige dänische Kriegsschiffe wurden noch auf offener See abgefangen, die schreckgelähmten Besatzungen ergaben sich in der Regel ohne größere Kämpfe, und noch mehr liefen hart bedrängt von den Verfolgern in reiner Panik direkt auf einige Sandbänke an der
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