Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
Krankheiten rasch aus. Die Krankenpflege war auch unzureichend; nur die größeren Schiffe hatten eigene «Bader», und in der ganzen Flotte gab es keinen einzigen Arzt. Das Ganze wurde noch schlimmer dadurch, dass die Seeleute stets sehr schlecht bekleidet und beschuht waren – was in Verbindung mit den Schwierigkeiten, die Schiffe im Herbst warm zu halten, dazu führte, dass viele Bootsleute regelmäßig mit Erfrierungen an den Füßen entlassen wurden – und dass sie weder Kojen noch Hängematten hatten und direkt auf dem Boden schlafen mussten. Die Kost war zwar reichlich, aber dafür eintönig. Die Speiseordnung, die in diesem Jahr galt, legte fest, dass jeder Seemann im Monat unter anderem 17 Kilo trockenes Brot, 8 , 5 Kilo Strömling, 2 , 5 Kilo Trockenfisch, 1 , 7 Kilo gesalzenen Aal, 2 , 6 Kilo Graupen, 2 , 6 Kilo Erbsen und nicht weniger als 83 Liter Bier erhalten sollte. Da war es kein Wunder, dass Skorbut und andere Mangelkrankheiten ein ständiges Problem an Bord waren. Als die Flotte Dalarö anlief, waren 322 Mann von einer Gesamtbesatzung von 1536 krank. Die Kranken wurden zur Pflege bei Bauern auf Värmdö und in Västerhaninge einquartiert, und ein «Doctor Capitaine» aus der Hauptstadt wurde zur Flotte beordert. Die Schiffe wurden mit Schwefel und Wacholder ausgeräuchert – die zeitgenössischen Ansichten über Ansteckung waren, wie gesagt, verschwommen und bewegten sich stets um Vorstellungen von «schlechter Luft». Dennoch erkrankten die Männer weiter. Täglich gab es Todesfälle, und da der Landkontakt außerdem bedeutete, dass die Desertionen zunahmen, waren die Verluste an Mannschaften bald so groß, dass man befürchtete, dass «viele Schiffe … nicht in der Lage sein würden, die Anker zu lichten».
Bei den meisten der Herren, die Schweden im 17 . Jahrhundert regierten, kann man einen Starrsinn beobachten, eine so große Fähigkeit, an einem einmal gefassten Gedanken festzuhalten, dass man, wenn auch widerwillig, beeindruckt ist. Trotz aller Sorgen wollte man auf jeden Fall wieder eine Flotte auf See schicken, und wenn aus keinem anderen Grund als dem, das Schärengebiet südlich von Stockholm gegen einen befürchteten dänischen Angriff zu schützen – so weit war es also gekommen. Am 17 . August erreichte indessen eine sehr erfreuliche Botschaft die schwedische Hauptstadt. Die angeworbene niederländische Flotte, die zweite Auflage, die Louis De Geer nach dem peinlichen Fiasko im Lister Tief allen Schwierigkeiten zum Trotz in Holland hatte zusammenbringen können, war mit der schwedischen Flagge im Topp geradewegs durch den Öresund geschlüpft, dreist und nicht wenig provokativ an Kopenhagen vorbeigesegelt, hatte zwei auf Wache liegende Kanonenboote in Stücke geschossen und war nach Öland gelaufen. Nun galt es, mit ihr zusammenzutreffen. Nach einer Phase frenetischen Reparierens und Neuausrüstens liefen Ende September 16 ausgewählte Schiffe von Dalarö aus. Die Schiffe waren zwar gut gerüstet und die Besatzungen aus den besten Bootsleuten zusammengestellt, aber es war dennoch ein kleines Geschwader mit kleinen Schiffen: nur ein Drittel der Flotte, die der verstorbene Fleming den Sommer über befehligt hatte. Als sie sich später der angeworbenen Flotte anschlossen – deren Befehlshaber Thijsen von einem freudetrunkenen Rat mit einer fetten schwedischen Staatspension und einem ebensolchen Adelstitel versehen wurde –, wuchs sie doch noch zu einer Streitmacht von rund vierzig Schiffen, groß genug, um einen neuen Schlag gegen die dänische Flotte zu wagen, und durch kalte Hagelschauer und schweres Wetter lief man nach Süden, um zu sehen, ob man sie finden konnte.
Die Überraschung war total. Die Dänen waren überzeugt, dass die schwedische Flotte im Winterhafen lag, und Christian hatte die meisten Schiffe abrüsten lassen. Nur ein kleineres Geschwader unter Pros Mund, dem entschieden tüchtigsten der dänischen Admirale, befand sich noch auf See. Anfang Oktober lagen seine Schiffe vor der Nordwestspitze von Fehmarn vor Anker. Am 11 . Oktober glitt die schwedische Flotte überraschend durch die dichten Sturmböen heran und legte sich zwischen das dänische Geschwader und die dänischen Inseln. Am Morgen des 13 . Oktober, nachdem das Meer sich einigermaßen beruhigt hatte, griff die schwedische Flotte an: 41 schwedische Schiffe mit 914 Kanonen gegen 17 dänische mit 415 Geschützen.
Ausnahmsweise lief es fast wie geplant. Die schwedische Flotte hatte sich in zwei Kolonnen
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