Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
Schwedisch, «wünschte Glück zu einem baldigen Frieden». Corfitz Ulfeldt antwortete mit einer kurzen Rede auf Dänisch. Neues Händeschütteln, worauf Schweden wie Dänen den französischen und den holländischen Vermittler begrüßten. Danach machten beide Gruppen auf dem Absatz kehrt und schritten gravitätisch durch die Volksmenge hindurch zurück zu ihren Zelten.
Die Friedensverhandlungen in Brömsebro hatten begonnen.
Während des Winters und des Frühjahrs 1645 tat sich wenig im Krieg zwischen Dänemark und Schweden. Beide Seiten warteten ab. Die von Torstensson in Jütland zurückgelassenen Abteilungen wurden langsam von der Halbinsel verdrängt, aber Streit und Uneinigkeit unter den höchsten dänischen Befehlshabern verhinderten, dass die Dänen die Lage ausnützen und zu einer wirklichen Gegenoffensive schreiten konnten. Das schwedische Heer in Schonen lag still in den Winterquartieren um Ystad, und einige Offiziere reisten gelangweilt nach Hause, um dort auf den Beginn der warmen Jahreszeit und einer neuen Feldzugsaison zu warten. Nur der Partisanenkrieg der schonischen Schnapphähne ging mit unverminderter Kraft weiter.
Für den Sommer planten die Regierenden in Stockholm die Einnahme Malmös: Horns Armee sollte dann dorthin marschieren und eine förmliche Belagerung der Stadt einleiten. Sie sollte Unterstützung von der Flotte erhalten, die alle Verbindungen der Stadt über das Wasser abschneiden und einen Scheinangriff gegen Fünen und Seeland richten sollte. Die schwedische Führung nutzte den Winter, um in Stockholm energisch die Aufrüstung der Flotte zu betreiben, denn zum Spätfrühling hoffte sie, den Anblick einer mit rund 90 Schiffen aufs Meer auslaufenden Flotte genießen zu können. Eine solche Masse von Segeln sollte allein schon durch ihre bloße Wucht die Waagschale sich zugunsten der Schweden senken lassen und die Dänen dazu zwingen, einen harten und teuren Frieden zu akzeptieren.
Um acht Uhr am Morgen des 22 . Mai war die neu gerüstete Flotte – unter dem Befehl des Reichsrats Erik Ryning – bereit, aus der Hauptstadt abzusegeln. Bei Dalarö lagen zwanzig Kriegsschiffe und zahlreiche Handelsschuten und Transportschiffe und schaukelten auf dem Wasser. Es war ein imponierender Anblick: ein wirrer Mastenwald, von einer Wolke von Wimpeln gekrönt. Christina selbst hatte sich nach Dalarö bringen lassen, um das grandiose Schauspiel zu betrachten, wenn die Schiffe die Anker lichten und davonsegeln würden. Sie stand auf einem kleinen Holm und sah eine schaukelnde Parade gewölbter Rümpfe und geblähter Segel vorüberziehen und soll bei dieser Gelegenheit gesagt haben: «Dort schwebt unsere Krone auf dem Wasser.» Christina knüpfte zweifellos große Erwartungen an Rynings Flotte. Die junge Königin hatte sich nämlich als hartnäckige Realpolitikerin gezeigt, die nicht zögerte, die rohe Macht sprechen zu lassen, um sich Vorteile zu verschaffen. Während des Frühjahrs, als der Rat mehrmals zusammengetreten war, um besorgt zu diskutieren, was man von den Dänen fordern sollte, hatte sie sich dafür ausgesprochen, absichtlich die kürzlich begonnenen Verhandlungen in Brömsebro in die Länge zu ziehen. Es komme darauf an, meinte sie, «das Traktat zu verzögern, bis die Flotte fertig ist und man ihn [den Dänen] prügeln kann». Und obgleich sie mit ihrer kampflustigen Einstellung eigentlich ziemlich allein dastand, hatte sie den Unterhändlern unten an der småländischen Grenze einen Ukas gesandt, in dem sie strengen Befehl gab, keinerlei Zugeständnisse zu machen, bevor die neue Flotte fertig war und Gelegenheit bekommen hatte einzugreifen.
Die Krone der Königin schwebte indessen an diesem Tag nicht sonderlich weit, denn der Wind war bei dieser Gelegenheit ein guter Däne. Kaum hatten die langen Ketten von Schiffen die Stockholmer Schären hinter sich gelassen, als sie scharfen Gegenwind bekamen. Es blieb keine andere Wahl, als die triumphale Seefahrt am selben Nachmittag abzubrechen und zwischen die Inseln hinter Dalarö zurückzulaufen. Dort blieb die Flotte liegen.
An Bord eines Schiffes in Rynings Flotte befand sich auch Erik Jönsson. Während des Frühjahrs war er zwischen Stockholm und Stensätra vor Södertälje hin-und hergependelt, wo er den Bau von Rehnskiölds Herrensitz überwachte. Später sandte Rehnskiöld ihm Order, «mit der ersten Gelegenheit» nach Deutschland zurückzukehren. Aber seine Rückreise verzögerte sich. Niemand wagte mehr, ohne Eskorte über
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