Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
Küste Lollands auf. Dort wurde ein Teil von ihnen vom Grund gewarpt und von holländischen und schwedischen Seeleuten erbeutet, während eines von einem schwedischen Brander in die Luft gesprengt wurde.
Von der ganzen dänischen Flotte konnten nur zwei Schiffe, die
Pelicanen
und die
Lammet
, «schwer mitgenommen» aus der Schlacht entkommen und nach Kopenhagen zurückkehren,
und weithin über Meer und Buchten
erscholl Wehklagen hier, dort Siegesjubel,
bis sich des Tages Auge schloß und es ward Nacht.
Diese unerwartete Niederlage, die mit einem Schlag den Schweden die außerordentlich wichtige Vorherrschaft zur See gebracht hatte, kam für die Dänen als ein unerhörter Schock. Die Bedrohung der dänischen Inseln, bis dahin nur theoretisch, wurde auf einmal ganz konkret. Das Meer, das den Dänen zuvor sicheren Schutz vor den Angreifern geboten hatte, wurde nun zu einem weit offenen Tor, das niemand schließen konnte. Unruhig suchten sie den Horizont ab nach Anzeichen, dass eine mit Truppen schwer beladene schwedische Flotte auf dem Weg war, um den Gnadenstoß zu führen. Landschlachten hatten wie gesagt häufig ihre größte Bedeutung im politischen und psychologischen Bereich, und für Seeschlachten traf das Gleiche zu. Die Nachricht, dass die dänische Flotte vernichtet und über 2000 Seeleute verloren waren, ließ viele Dänen mutlos werden. Nun wurden unter den einfachen Leuten wieder erregte, wenngleich nicht besonders überzeugende Rufe von Verrat laut; der vorübergehend ein wenig besänftigte Groll gegen den Adel erhielt neue Kraft, und bei Hoch und Niedrig breitete sich der Missmut aus wie eine Krankheit. Auch Christian selbst scheint nach dieser Niederlage die Hoffnung nahezu aufgegeben zu haben.
Die Lage war unbestreitbar verzweifelt, auch wenn man sie mit der Situation vergleicht, die im Jahr davor bestand. Bedeutende Teile Dänemarks waren nach wie vor in schwedischer Hand, aber außerdem war die dänische Staatskasse erschreckend leer – es wurde später sogar erwogen, Island und ganz Schonen zu verpfänden, um neue Gelder zu bekommen –, und die Flotte war wie gesagt aufgerieben. Viele Dänen mit Christian an der Spitze fürchteten, dass die Schweden jeden Augenblick bei Kopenhagen oder auf Fünen trommelschlagend an Land gehen würden. Deshalb brach der König sogleich den erfolgreichen Feldzug gegen Horns Armee ab und leitete eine ungeordnete und nahezu panikartige Überführung von Truppen aus Schonen nach Seeland ein; unter anderem ließ man sehr viele Kranke und einen großen Teil des Armeegepäcks zurück. Der König selbst, der verzagt war, aber auch an der Verwundung litt, die er auf der Kolberger Heide erhalten hatte – er hatte die Sehkraft des rechten Auges eingebüßt und schlief am Tage häufig ein –, gelangte an Bord eines kleinen Fischerboots über den Sund. Christian konnte ja nicht wissen, dass die schwedische Flotte zu Reparaturen in die Kieler Förde gesegelt und etwas später, besorgt wegen der herannahenden Winterstürme, in Wismar in den Winterhafen gegangen war. Horn, der schwer bedrängt gewesen war, konnte tief Luft holen und seine Verbände wieder über Schonen verteilen; und da die Dänen ihre Offensive abgebrochen hatten, konnte er auch Truppen in die Grenzgebiete von Västergötland, Värmland und Dalsland entsenden. Damit war auch die norwegische Bedrohung dieser Landschaften abgewendet.
Regierende auf beiden Seiten der Frontlinie begannen nun zu überlegen, ob nicht ein Friedensschluss etwas Erstrebenswertes sei. Seit dem Ende des Sommers liefen Vermittlungsgespräche über Gesandte aus Frankreich und den Niederlanden. Mit ihren wachsenden Erfolgen hatten die Dänen immer mehr unverrückbare Bedingungen, nicht verhandelbare, unumstößliche Forderungen usw. gestellt, und sie hatten ihre Kontakte mit den Holländern, die ziemlich unverhohlen ausschließlich zur Wahrung ihrer merkantilen Interessen agierten, nahezu abgebrochen. Nach der Katastrophe von Fehmarn wagte Christian nicht mehr, in der bisherigen Form aufzutrumpfen – sollte eine herübergeschiffte schwedische Armee auf Seeland Fuß fassen, konnte es ein überaus schlimmes Ende nehmen –, sondern er sah sich gezwungen, eine wesentlich kompromissbereitere Miene aufzusetzen. Auch die Männer im schwedischen Rat waren verhandlungsbereit. Axel Oxenstierna und die anderen Herren in Stockholm waren von den dänischen Erfolgen, die der Schlacht bei Fehmarn voraufgegangen waren, nicht wenig aufgeschreckt.
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