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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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Sie hatten auf einen raschen Blitzkrieg gesetzt: das Eisen schmieden, solange es heiß ist, und all das, es war ein wirklich riskantes Spiel gewesen, und um Haaresbreite hätten sie damit Schiffbruch erlitten. Warum nicht die Gewinne einstreichen, solange man noch im Plus lag? Außerdem galt es, die Franzosen schnell wieder in Laune zu bringen, damit sie nicht ihre Drohung wahrmachten, den Subsidienhahn zuzudrehen.
    Es wurde beschlossen, Friedensverhandlungen zwischen Schweden und Dänemark einzuleiten. Der Zeitpunkt wurde nach einigem Palaver auf den 8 . Februar 1645 festgelegt. Der Ort war Brömsebro.
     
    Die östliche Grenze zwischen dem dänischen Blekinge und dem schwedischen Småland verlief entlang des kleinen Flusses Brömse. Kurz vor der Mündung in die Ostsee teilt dieser sich in zwei Arme, die einen hohen Holm umschließen, der zu dieser Zeit durch zwei hölzerne Brücken mit dem Land verbunden war. Solange man zurückdenken konnte, hatte dort ein runder Stein gestanden, von dem alle annahmen oder hofften, dass es ein Grenzstein war. Der Holm selbst wurde häufig von Bauern und Händlern aus den beiden Reichen als Marktplatz benutzt, wo sie sich trafen und Waren tauschten. Der Ort war auch bei verschiedenen Treffen und diplomatischen Verhandlungen benutzt worden, unter anderem hatte Gustav Vasa dort einmal seinen dänischen Kollegen Christian III . getroffen. Nun sollte der Holm für Friedensverhandlungen zwischen Schweden und Dänemark benutzt werden.
    Anfang Februar traf die schwedische Verhandlungsdelegation auf ihrer Seite der Grenze ein. Die Gruppe, an ihrer Spitze Axel Oxenstierna, quartierte sich in einigen Häusern in Söderåkra ein. Der größte dort verfügbare Raum, der sich im Pfarrhof befand, wurde als Domizil für den Reichskanzler requiriert. Man behängte Decke und Wände mit Draperien, stellte Axel Oxenstiernas voluminöses Bett mit Vorhängen aus Taft in einer Ecke auf und platzierte einen großen Tisch und einige samtbekleidete Sessel in die Mitte des Raumes. Das angrenzende Speisezimmer wurde mit rotem Stoff und einem goldfarbenen Tischtuch geschmückt, und über den Tisch wurde ein Himmel gehängt – wie die allgemein verbreiteten Betthimmel waren sie in erster Linie ein Schutz gegen Wanzen und andere herabfallende Insekten.
    Die dänische Delegation hatte in dem Dorf Kristianopel auf der blekingischen Seite Quartier bezogen. Auch hier war ein großes Gedränge entstanden, und die Einwohner des Dorfes hatten ihre Häuser verlassen oder eng zusammenrücken müssen, um all den goldbetressten Fremden Platz zu machen. Es drehte sich nicht gerade um kleine Gruppen. Der holländische Gesandte war mit einem Tross von 30 Kutschen erschienen, die Franzosen, die ja nicht schlechter dastehen wollten, hatten 40 Kutschen mitgebracht, während die glanzvolle dänische Delegation unter Christians Schwager Corfitz Ulfeldt – einem Namensvetter des Seekriegers – mit 60 Dienern und einen Tross von nicht weniger als 100 Kutschen aufkreuzte.
    Nach einer Reihe einleitender Formalitäten – wobei wunderbarerweise keiner der Beteiligten etwas gegen die gebrauchten Titel und Ausdrücke einzuwenden hatte – wurde am schwedischen Brückenende ein Zelt errichtet, auf der dänischen Seite geschah das Gleiche. Am 8 . Februar ging es los.
    Die französischen und holländischen Vermittler nahmen Platz auf dem Holm, neben dem runden Stein. Es war Markttag und der Platz voller Bauern und Händler. (Der französische Ambassadeur de la Thuilerie hatte sie vertreiben lassen wollen, weil das bunte Gewimmel der Veranstaltung einen Teil ihres feierlichen Glanzes nahm, aber Axel Oxenstierna befand, es sei das Beste, die Leute sehen zu lassen, was eigentlich vorging, denn sonst entstünden nur böswillige Gerüchte.) Als alle an ihrem Platz waren, gab de la Thuilerie ein Zeichen. In der Winterluft hallten die Silbertöne von Trompeten wider, die Zelte auf beiden Seiten öffneten sich, und heraus traten die jeweiligen Delegationen. Langsam schritten sie über die jeweiligen Brücken, mit gleich langen und gleich schnellen Schritten: Alles war genau berechnet, damit sie den Verhandlungsplatz zum exakt gleichen Zeitpunkt erreichten. Dann trafen sich die beiden Gruppen von Männern bei dem runden Grenzstein. In einer koordinierten Bewegung flogen die Hüte von den Köpfen. Oxenstierna und Ulfeldt gaben sich die Hand. Die Übrigen gaben sich die Hand. Die Hüte flogen wieder auf. Danach hielt Axel Oxenstierna eine Rede auf

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