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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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– Diplomatische Verwicklungen – Wrangel geht nach Bayern – … aber wo bleibt Königsmarck? – Und wo ist Turenne? – Der Hungerkrieg bei Amöneburg – Wettlauf zur Donau – Die Belagerung von Augsburg – Mazarin sagt halt
    Im alten Europa hielt man die Welt für jung. So wie die meisten glaubten, das Weltall sei klein und endlich und die Erde ruhe still und unbeweglich in seiner Mitte, so glaubten alle ohne Ausnahme daran, dass diese Erde nur einige Jahrtausende zuvor von Gott erschaffen worden sei. Es galt die Version der Bibel von der Entstehung der Welt, und mit dem Ausgangspunkt in diesem und anderen religiösen Texten hatten Gelehrte ausgerechnet, dass die Schöpfung rund 4000 Jahre vor Christi Geburt stattgefunden habe. Die Forscher hatten wie gewöhnlich gewisse Schwierigkeiten, sich über die Details zu einigen. Wann genau hatte Gott Himmel und Erde erschaffen? Das Datum und die Uhrzeit, die viele als korrekt ansahen, war die Morgendämmerung des 22 . März, ein Dienstag, andere waren jedoch für neun Uhr am Morgen des 21 . Oktober. Sicherlich wäre es gegen die Natur der Gelehrten des 17 . Jahrhunderts gewesen, sich über irgendetwas einig zu sein, und was die meisten erregten Dispute ausgelöst zu haben scheint, war die genaue Jahreszahl. Mehrere Vorschläge wurden gemacht, die sich zwischen dem Jahr 3928 und dem Jahr 5389 vor Christus bewegten. Christian Ravius, ein deutscher Gelehrter, der kurze Zeit später nach Stockholm zu der nach immer mehr Gelehrsamkeit dürstenden jungen Königin gerufen wurde, glaubte an das Jahr 4140 , während der unvermeidliche Luther selbst 3960 vor Christus vorgeschlagen hatte. Die Jahreszahl, die die größte Zustimmung gefunden zu haben scheint, war 4004 vor Christus. In der Grundfrage herrschte jedoch ein erstaunlich fester Konsens: Die Erde war rund 5600 Jahre alt. Dies war ein Dogma, eine Wahrheit und Selbstverständlichkeit für den Menschen des 17 . Jahrhunderts. Es war indessen auch eine schlechte Nachricht für ihn, denn seit der Zeit des Augustinus galt es als ausgemacht, dass die Welt 6000 Jahre alt würde, nicht mehr und nicht weniger. Hieraus konnten alle, die an das baldige Ende aller Zeiten glaubten, Munition gewinnen. Das Universum, die Welt und die Zeit waren also endliche Größen. Zwar gab es radikale Wissenschaftler wie den Franzosen Descartes, die erschreckende Ideen äußerten, denen zufolge der Weltraum keine kleine schimmernde Blase um die einzige Welt, sondern vielleicht unendlich und von einer riesigen Zahl bewohnter Welten angefüllt sei. Dies war jedoch ein furchterregender Gedanke, den die meisten schnell von sich wiesen. Auch die in Fragen der Gelehrsamkeit so offene und vorurteilsfreie Christina fand ihn abstoßend. Der französische Gesandte Pierre Hector Chanut, der begonnen hatte, Gespräche über wissenschaftliche und philosophische Fragen mit ihr zu führen, schrieb im Mai 1647 an Descartes und erklärte Christinas Standpunkt:
    Und sicher ist: Wenn wir die Welt in der Unendlichkeit auffassen, deren Fürsprecher Sie sind, ist es dem Menschen unmöglich, dort seinen ehrenvollen Rang zu behalten. Im Gegenteil, er würde sich im Vergleich mit der ganzen Erde, die er bewohnt, wie in einer kleinen Ecke fühlen, ohne Maß und Dimension im Vergleich mit der unermeßlichen Größe in all dem übrigen.
    Das Bild des Altertümlichen und Vergangenen wurde in mehrfacher Hinsicht von dieser fest etablierten Zeitskala bestimmt, die festlegte, dass das Alter der Erde rund 5600 Jahre betrug. Die biblische Sintflut wurde als historische Wahrheit angesehen und sollte nach Meinung der meisten vor 3900 bis 4000 Jahren stattgefunden haben. Die Sintflut war nicht nur ein theologisches und historisches Faktum; man meinte auch, mit ihr einen wesentlichen Teil der Beschaffenheit und des Zustands der Erde erklären zu können. Als die Meere die Welt überfluteten, wurde ein Teil der wunderbaren, von Gott geschaffenen Ordnung gestört (dies ist übrigens ein ständig wiederkehrendes Thema im Denken der Zeit, dass es früher einmal eine Ordnung und eine Symmetrie gegeben habe, die nun verlorengegangen waren). Und als die Wasser sich wieder zurückzogen – in die unfassbaren Hohlräume hinabflossen, die man allgemein unter der Erdoberfläche vermutete –, erhielten die Berge und die Täler ihre jetzige Form.
    Man tut gut daran zu beachten, dass ein großer Teil dessen, was wir als selbstverständlichen Bestandteil unserer Kenntnisse über die Geschichte

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