Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
gebracht und traktiert, das eine angenehme Festung ist. Und danach in dem über die Maßen schönen Garten des Kurfürsten und unter anderen seltenen Dingen wurde Seine Durchl. am Freitag, was der Katholischen Fastentag [ist], unter anderem am Mittag mit sechzig Arten von Fisch traktiert, davon einer nicht von der gleichen Art war wie ein anderer, wodurch der Kurfürst seine große Magnifizenz und die Vortrefflichkeit des Ortes bewies.
Karl Gustav und seine Gesellschaft – darunter Erik – verließen Würzburg später am Abend unter großem Pomp, zufrieden und schwankend mit «Wein in den Sporen».
Während Erik Jönsson nach Demmin zurückreiste, zog Karl Gustav mit dem Gewimmel seines prachtvollen Gefolges weiter nach Nürnberg zu dem Friedensexekutionskongress, der dort abgehalten werden sollte. Nach mehrmonatigen Verhandlungen und Streitereien über Räumungspläne, Ausbezahlungen und andere praktische Fragen wurde dort im September 1649 ein Interimsrezess unterzeichnet. Dass dieser zustande kam, war ein weiterer Fortschritt, denn dies war ein Signal, dass die Spannung und das Misstrauen zwischen den verschiedenen Partnern allmählich nachließen. Karl Gustav feierte die Unterzeichnung am gleichen Abend mit einer großen «Friedensmahlzeit» im Rathaus von Nürnberg. Die voraufgegangenen Monate waren mit Festlichkeiten und Trinkgelagen reichlich ausgefüllt, was nicht ohne positive Nebeneffekte geblieben war, denn während der vielen Zechereien hatte Karl Gustav mit dem kaiserlichen Oberbefehlshaber Piccolomini Freundschaft geschlossen (dem Mann, der Gustav Adolf bei Lützen hatte sterben sehen). Bei einer Gelegenheit hatten beide das Tischkonfekt zu den Leuten auf der Straße hinausgeworfen, die sich zum Ergötzen der Gäste darum zu schlagen begannen. Etwas später hatte der kaiserliche Oberbefehlshaber dem Pfalzgrafen einen unerwarteten Besuch abgestattet, bei dem es zu einem spontanen Trinkgelage gekommen war – gegen Abend war der kräftig angesäuselte Piccolomini zu sehen, als er allein tanzte, was betrunkene Herren in dieser Zeit gern taten. Ein anderes Mal endete ein fröhlich durchfeierter Abend damit, dass Karl Gustav in Piccolominis Bett seinen Rausch ausschlief.
Das Friedensfest in Nürnberg 1650 . Ein großes Publikum von einfachem Volk, Fürsten und Diplomaten wohnt dem schwedischen Feuerwerk bei.
Piccolomini war auch als Karl Gustavs Ehrengast bei der Festmahlzeit ausersehen. Das Rathaus war vollgepackt mit Menschen, die an langen Tischen saßen. In jeder der vier Ecken des Saals standen kleine Estraden mit einem Orchester. Auf einem der Tische sprudelte eine kleine Fontäne mit wohlduftendem Wasser, von der Decke hingen sonderbar geflochtene Girlanden von Früchten und Gemüse, und in einem der hohen Fenster zur Straße stand ein vergoldeter Löwe, aus dessen Maul Wein auf die lärmenden Volksmassen hinuntersprudelte, die sich vor dem Rathaus versammelt hatten. Die Mahlzeit selbst war von überwältigender Üppigkeit. Alles in allem wurden 120 verschiedene Gerichte serviert, Früchte und Konfekt nicht gerechnet. Sie wurden in vier Gängen von jeweils dreißig Gerichten serviert, die bis zur Unkenntlichkeit mit ausgestopften Schwänen, Pfauen, Federbüschen und schwankenden Federn geschmückt waren. Zuerst kamen dreißig gekochte Gerichte, von trippelnden Kolonnen von jungen Männern und Jungen hereingetragen; danach folgten dreißig gebratene, dreißig gekochte und dreißig gebackene Gerichte, und das Ganze wurde mit allerlei Süßigkeiten abgerundet. Als es auf die Nacht zuging, kam Wrangel – offensichtlich reichlich benebelt – mit dreißig Musketieren hereingetorkelt und begann zusammen mit diesen, munter eine Salve nach der anderen in die Saaldecke abzufeuern. Während der Saal sich mit weißem Pulverdampf füllte, verschwanden die etwas schreckhafteren Gäste rasch hinaus ins Freie. Nachdem Wrangel seine Pistolen geleert hatte, erklärte er die Schießerei damit, dass er nun keine Verwendung für seine Munition mehr habe.
Erst im Juli 1650 verließ Karl Gustav Nürnberg, wo noch lange Sitzungen, Bankette und prächtige Friedensfeuerwerke einander ablösten. Er begab sich auf eine gemächliche Reise nach Stockholm, wo ein gelinde gesagt stürmischer Reichstag stattfand, der über seine und die Zukunft Schwedens entscheiden sollte. Seit April hatten Schiffe segelklar gelegen und auf ihn gewartet. Er wurde in der Heimat gebraucht, denn die Lage dort war schon lange nicht mehr so
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