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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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wertvollste Kolonie und den letzten christlichen Außenposten im östlichen Mittelmeer, Candia (Kreta), herrschen sollte. Der größte Teil des Bodens war im Besitz venezianischer Familien, die die einheimische griechische Bevölkerung wie Sklaven auf ihren riesigen Gütern schuften ließen.
    Dieser absonderliche Krieg war von einem dritten Part in Gang gesetzt worden, den ewig umgetriebenen Johannitern, die auf Malta eine neue Freistatt gefunden hatten, nachdem sie 1522 durch die Armee des Sultans von Rhodos verjagt worden waren. Dieser Orden war nur noch ein Schatten seines früheren stolzen Selbst, eine gefährliche und hysterische kleine Sekte, die mindestens ebenso fundamentalistisch ausgerichtet war wie früher und hartnäckig daran festhielt, den Heiligen Krieg gegen alle Muslime zu predigen. Doch nur ein freundlich gestimmter Experte konnte ihre maritimen Kreuzzüge von reiner Seeräuberei unterscheiden, und sie schreckten auch nicht davor zurück, Christen anzugreifen, wenn sie nur einen Anlass finden konnten.
    Das Ganze hatte begonnen, als freibeuternde Johanniter im September 1644 eine osmanische Galeone geentert und erobert hatten, die auf dem Weg nach Mekka war und unter anderem 30 feine Damen aus dem Harem des Sultans Ibrahim des Verrückten an Bord hatte. Einen Teil dieser außerordentlichen Beute hatten sie auf einer der kleinen Inseln bei Candia an Land gesetzt, ohne Wissen des venezianischen Gouverneurs. Ibrahim und seine Leute hatten schon lange mit großer Irritation und noch größerer Lüsternheit auf Candia geblickt. Deshalb zogen sie unter Lärm und Getöse rasch 400 Schiffe und über 100 000 Mann für eine Strafexpedition zusammen und schickten sie los, nicht gegen Malta und die Johanniter, sondern gegen Candia. Die gelandeten Truppen erhielten kräftige Unterstützung von der griechisch-orthodoxen Bevölkerung, die lange genug unter venezianischen Gutsherren und katholischen Priestern gelitten hatte. Die Überraschung war auch nahezu total, und die Gewinne waren schnell eingeheimst, doch als der Winter kam, fuhren fast alle Verbände der Angreifer hübsch heim nach Konstantinopel, nur eine kleinere Streitmacht wurde zurückgelassen. (Glücklich zu Hause angekommen, wurden die meisten osmanischen Befehlshaber auf Befehl Ibrahims erdrosselt, weil er und seine herrschsüchtige Mutter ein wenig enttäuscht waren über die geringe Beute, die diese auf Candia gemacht hatten.) Auf diese Weise bekamen die Herrschenden in Venedig die Chance, Verbündete hinzujagen und Candia zu entsetzen. Ein zäher Abnutzungskrieg hatte seinen Anfang genommen. Die Aufmerksamkeit beider Seiten war auf die Stadt Candia gerichtet, Venedigs große Festung auf der Insel. 1647 hatten osmanische Truppen eine Belagerung der Stadt begonnen, eine Belagerung, die mit einem solchen Übermaß an stupider Ineffektivität betrieben wurde, dass sie bis 1669 dauern sollte, also 22 Jahre! Vielleicht kann man sagen, dass der Fluch der militärischen Revolution sich auch im östlichen Mittelmeer bemerkbar machte: Sowohl Venedig als auch der Sultan verfügten nun über eine militärische Organisation, die einen derart langen Abnutzungskrieg möglich machte, während sie gleichzeitig weder einen wirklichen Plan für den Konflikt noch die Mittel, ihn zu kontrollieren, besaßen. Ein solch langer Krieg wäre früher undenkbar gewesen, als das Osmanische Reich und Venedig von dem gemeinsamen Handel abhängig waren. Nun lief der größte Teil des Handels auf holländischen oder englischen Kielen, und weder der Sultan noch der Doge in dem weißrosa Palast brauchten nun noch merkantile Rücksichten zu nehmen.
    Der Krieg wurde an fernen Fronten und in einem unendlich gemächlichen Tempo betrieben und bestand – abgesehen von der ewigen Belagerung der Stadt Candia – aus gelegentlichen Entsetzungsexpeditionen, ineffektiven Seeblockaden sowie einer Unzahl von Überfällen und kleinen, bedeutungslosen Seeschlachten. Meistens geschah nichts. Einige Tage bevor Erik an Land ging, waren die Kämpfe indessen wieder aufgeflammt. Eine osmanische Armee war in Dalmatien eingefallen, hatte ein venezianisches Korps besiegt und an der Küste, nur 20 oder 30 Kilometer südlich von Trau, ein Lager aufgeschlagen. Der Weg nach Ragusa war versperrt.
    Es war ganz einfach zu gefährlich weiterzureisen, und Erik und die anderen Reisenden der Gesellschaft entschlossen sich zur Rückkehr. Auf einer großen und gutbemannten Galeere – von über 200 Galeerensklaven,

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