Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
Propaganda zuständig waren, nutzten gleichzeitig die Gunst der Stunde und taten von Anfang an ihr Möglichstes, um den Strom von Gerüchten und Visionen noch anschwellen zu lassen: Aus ihren Druckerpressen floss ein breiter Strom von Flugblättern, Liedern, Huldigungsgedichten und anderen Druckerzeugnissen, die alle von «dem Löw von Mitternacht» sprachen.)
Doch wenn Gustav Adolf geglaubt hatte, von denen mit Trompetenschall und Jubel willkommen geheißen zu werden, die er für seine künftigen deutschen Verbündeten hielt, so sah er sich zunächst bitter enttäuscht. Die norddeutschen Herrscher, allen voran Johann Georg von Sachsen und der schlecht gerüstete Georg Wilhelm von Brandenburg, waren nur mäßig beeindruckt von dem ganzen astrologischen Hokuspokus und dem Gerede von himmlischen Schlachten; sie verhielten sich den Schweden gegenüber entweder höflich neutral oder direkt abweisend. Hierüber musste man sich eigentlich nicht wundern, denn jeder von ihnen wollte vermeiden, dass der mörderische Krieg ausgerechnet in sein Land einbrach, und mehrere hegten auch die kühne Hoffnung, einen friedlichen Kompromiss mit dem Kaiser zustande zu bringen. Sie fanden außerdem, dass kein großer Sinn darin lag, die Bedrohung durch die Habsburger gegen die Anwesenheit eines ausländischen Heeres einzutauschen, das zwar den richtigen Glauben hatte, aber erhebliche Kosten in Form von Unterhalt und Subsidien verursachen würde. (Die Popularität der Schweden in Pommern hielt sich nicht besonders lange. Nach einigen Monaten, als der chronische Geldmangel der Schweden zu Konfiskationen und Drohungen geführt hatte, «kehrte sich die Affektion stark um», wie ein schwedischer Sekretär schreibt.) Auch die übrigen potenziellen Bundesgenossen standen nicht gerade Schlange. Die Hansestädte hatten auf die schwedischen Vorstöße ausweichend geantwortet; der Bund, den Schweden früher einmal mit den Niederlanden geschlossen hatte, war nicht zu erneuern gewesen, England hatte man nicht zur Hilfe in Form von Subsidien bewegen können, und auch Frankreich hatte, trotz einer Menge diplomatischen Hallihallos, keine bindenden Beistandsversprechen abgegeben. Außer Scharen böhmischer Exulanten hatten lediglich die freie Stadt Magdeburg und Stralsund sich Gustav Adolf angeschlossen. Das war alles.
Den Rest des Jahres 1630 verwendeten die Schweden darauf, ihre Basis zu verbreitern, diplomatisch wie militärisch. Während Gustav Adolfs Unterhändler umherreisten, antichambrierten, sich in Hitze redeten, lockten und drohten, drangen seine Truppen in Pommern ein und weiteten den kleinen Brückenkopf an der Küste Schritt für Schritt aus. Als Erstes ergriffen die Schweden Besitz von Stettin. (Die Stadt war von großer strategischer Bedeutung, weil sie wie ein Riegel an der Mündung der Oder lag, und wer sie besaß, hatte auch die Kontrolle über die Handelsströme, die an diesem Punkt von der Ostsee herein-und in die Ostsee hinausliefen, während gleichzeitig gerade diese Flußmündung für ein ausländisches Heer, das nach Deutschland hineinwollte, ein ausgezeichneter Hafen war. Als Gustav Adolf mit kampfbereiten Truppen auf einem Feld vor Stettins nördlicher Stadtmauer aufmarschierte, kam ihm Pommerns bejahrter Herzog Bogislaus in einem Tragsessel entgegen und appellierte an ihn, die Neutralität Stettins zu respektieren. Der König wischte seine Bitten fort, und vor die Drohung eines direkten Angriffs gestellt, sah Bogislaus sich gezwungen, die Tore der Stadt zu öffnen und die Regimenter von Skaraborg und Uppland sowie einige andere zuverlässige schwedische Verbände hereinzulassen. Danach wurde Damm eingenommen, Stargard erobert, Greifenberg und Treptow besetzt, Damgarten und Ribnitz bezwungen und Greifenhagen gestürmt, sodass sich gegen Ende des Jahres 1630 der größte Teil Pommerns und Mecklenburgs in schwedischer Hand befand.
1631 wurde ein Jahr der Triumphe für die schwedischen Waffen.
Im Januar wurde in Bärwalde ein Vertrag zwischen Schweden und Frankreich geschlossen. Er garantierte Schweden 400 000 Reichstaler pro Jahr, solange man 30 000 Infanteristen und 6000 Reiter in Deutschland im Feld hielt. Die Geldsumme war groß, aber nicht kolossal – so wurden die schwedischen Aufwendungen für den Krieg zwischen Mai 1631 und April 1632 auf insgesamt 2 200 000 Reichstaler berechnet –, aber sie traf genau im rechten Moment ein, denn Gustav Adolfs Kriegskasse war bereits weitgehend geleert. Der Vertrag dürfte auch
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