Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges
große Bedeutung für die Stärkung der nachlassenden schwedischen Kreditwürdigkeit auf dem Geldmarkt gehabt haben. Die schwedische Armee befand sich seit Kriegsbeginn in schwerer Geldnot, ein Umstand, der sich nicht selten als Hemmschuh für die Operationen auswirkte. Dies führte dazu, dass man bald gezwungen war, Krieg auf Kredit zu führen. Das System war schlau ausgedacht und hatte praktisch dazu beigetragen, das gesamte Kreditsystem zu entwickeln und zu modernisieren – ein weiteres Beispiel dafür, wie der große Krieg die übrige Gesellschaft beeinflusste. Die Männer der Krone gingen zu Bürgern und Kaufleuten in den größeren Städten auf dem Kriegsschauplatz und veranlassten sie, der Armee Geld vorzustrecken. (Es handelte sich in der Regel um kleinere Beträge von ein paar tausend Reichstalern, die man gerade benötigte, um die Forderungen der Truppen nach Sold zu befriedigen – Kosten: für ein Infanterieregiment 6920 Reichstaler im Monat, für eine Kompanie Reiter 1961 Reichstaler –, um neue Krieger anzuwerben – Kosten: für einen Soldaten sieben Reichstaler, für einen Dragoner acht –, um Schiffer für Frachten zu bezahlen, neue Pferde zu kaufen, Arbeiter für Befestigungsanlagen anzuheuern und dergleichen mehr. Auch wenn das Heervolk sich in fremden Ländern gern an dem bediente, was es benötigte, konnte man sich doch nicht allein auf den Degen verlassen, was den Unterhalt des Heeres anbelangte, insbesondere nicht, wenn man in Freundesland stand, das nach Möglichkeit geschont werden sollte.) Wenn der Kaufmann das Geld herausrückte, bekam er einen Wechsel über die gleiche Summe, den er später in Amsterdam einlösen konnte. Denn in Amsterdam, dem Mittelpunkt des europäischen Geldmarkts, gab es Geld, das der schwedischen Krone gehörte und das verwendet wurde, um den Krieg zu finanzieren; es waren Mittel aus dem Verkauf oder der Beleihung von Kupfer (der größten schwedischen Exportware), Gewinne aus dem Handel mit Teer (eine andere schwedische Spezialität), Subsidien von ausländischen Mächten, Einnahmen aus dem Verkauf russischen Getreides sowie natürlich Steuern und Zölle, die im Reich erhoben worden waren. Nur verhielt es sich so, dass diese Mittel mit quälender Unregelmäßigkeit eingingen, während der Geldbedarf des Heeres leider nie größere Ermüdungserscheinungen an den Tag legte. Es war diese Kluft, die durch die Wechselreiterei überbrückt wurde. Da es häufig mehrere Monate dauerte, bis die Wechsel zur Bezahlung fällig wurden, stellten sie eine geschmeidige Methode dar, Vorschuss auf Geld zu bekommen, das die Schweden erwarteten, von dem sie aber noch keine Spur gesehen hatten. Außerdem hatten Wechsel einen weiteren großen Vorteil. Durch sie konnten die Befehlshaber in Deutschland schnell Geld in die Hand bekommen, statt auf einen langsamen und nicht zuletzt höchst unsicheren Transport des Gelds, das Münze für Münze aus der Heimat zum Kriegsschauplatz befördert wurde, warten zu müssen. Und der Vertrag von Bärwalde war eine Garantie dafür, dass der Krieg auf Kredit weitergehen konnte.
Die militärischen und politischen Erfolge ließen indessen noch einige Zeit auf sich warten. Die protestantischen Fürsten zeigten sich anfänglich ebenso unwillig und widerspenstig wie im Jahr zuvor. Einige von ihnen versuchten verzweifelt, eine «dritte Partei» zwischen den Kaiserlichen und den schwedischen Invasoren zustande zu bringen, mit dem Ziel, den Frieden um jeden Preis zu erhalten, doch diese Pläne fanden immer weniger Gehör, je gespannter die militärische Lage wurde, das Unrecht zunahm und der Hass wuchs. Ende März zog das schwedische Heer nach Süden, dem fruchtbaren Tal der Oder folgend nach Brandenburg, denn wie immer operierte man am liebsten entlang der Flussläufe. Es stieß auf keinen besonders heftigen Widerstand, weil die kaiserlichen Hauptstreitkräfte unter der Führung des Generalissimus der katholischen Liga, Jean Tserclæs, Graf von Tilly – dem Sieger der Schlacht von Lutter am Barenberge 1626 –, damit beschäftigt waren, die freie Stadt Magdeburg, Gustav Adolfs einzigen Bundesgenossen im deutschen Binnenland, einzunehmen. Am Palmsonntag griffen die Schweden Frankfurt an der Oder an, das zwar protestantisch war, aber von feindlichen Truppen gehalten wurde. Das Ergebnis des Angriffs verblüffte alle Beteiligten.
Die Belagerung hatte gerade einen oder zwei Tage gedauert, und die schwere Artillerie war gerade erst auf Segelkähnen über den
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