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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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bar zusammenlegen mussten, um das schwer leckgeschlagene Schiff noch eine Zeitlang über Wasser zu halten.
    Die polnische Kriegsgefahr vermochte man jedoch glücklicherweise abzuwenden. Um die Polen bei einigermaßen guter Laune zu halten, mussten die schwedischen Unterhändler allerdings auf die gewinnbringenden Häfen in Preußen verzichten. Dies bedeutete, dass die Krone im Handumdrehen eine Einkommensquelle verlor, die für einen bedeutenden Anteil an ihren Gesamteinkünften gesorgt hatte. Währenddessen wurde die schwedische Armee bis nach Mecklenburg zurückgedrängt.
    Es war also nicht verwunderlich, dass die Unruhe, die Erschöpfung und die Sehnsucht nach Frieden in Schweden um sich griffen, und dies sogar unter den allerhöchsten Machthabern. Für viele war es offensichtlich, dass der Krieg – und vor allem Gustav Adolfs Entscheidung, nach der Schlacht bei Breitenfeld einen totalen Sieg anzustreben – ein furchtbarer Irrtum war. Schon 1630 hatte ein Aristokrat gegenüber Axel Oxenstierna die Verelendung des Landes beklagt: Wenn es so weitergehe, könne man bald sagen, «daß wir Land von anderen gewonnen und darüber unser eigenes ruiniert haben». Der Krieg bedrohte alles, inbegriffen das, was er schützen sollte. Das Misstrauen gegen den Krieg, das auch in Kreisen des Adels vorhanden gewesen, aber in den Jahren der Siege etwas gedämpft worden war, brach nun wieder auf. Im Dezember 1634 hatte die Vormundschaftsregierung offen erklärt, sie wünsche, dass Schweden sich aus dem Krieg zurückziehe. Axel Oxenstierna sperrte sich jedoch dagegen. Obgleich auch er von dunklen Ahnungen und Niedergeschlagenheit schwer geplagt war, betrachtete er es als Fehler, stehenden Fußes das ganze deutsche Unternehmen aufzugeben, was Schweden seiner Ansicht nach «Reputation, Respekt, Interesse, Freundschaft und alles» kosten würde. Wenn irgend möglich, wollte man sich dennoch allmählich aus dem Krieg herausziehen, und schon früher hatte man beschlossen, nur im Ausnahmefall neue Truppen und frische Geldmittel einzusetzen. Die Frage war lediglich, wie die Abwicklung des schwedischen Engagements vor sich gehen sollte. Die Männer des Rats wussten ja, dass ein Friede ohne Satisfaktion auch ein unerfreulicher Friede sein würde, nicht zuletzt finanziell. Dann müssten die beträchtlichen Schulden sämtlich bezahlt und die Armeen abgedankt werden, und die Offiziere müssten ihre seit langem versprochene Belohnung, ihre Rekompensation bekommen. Und das würde teuer werden. Die Machthabenden waren Gefangene ihres eigenen Systems geworden. Und die selbsttätige Maschine lief weiter.
    Aber auch Axel Oxenstierna sah ein, dass es Schweden unmöglich war, den Krieg allein fortzusetzen, nachdem die protestantischen Fürsten ihren Frieden mit dem Kaiser gemacht hatten. Dies wussten auch Richelieu und die anderen französischen Machthaber. Schon früher hatten sie gesehen, wie etwas, das einem habsburgischen Schnallengürtel glich, sich um Frankreich zu legen begann, das jetzt praktisch von spanischen Besitzungen umgeben war – ein spanischer Diplomat hatte in diesem Zusammenhang geäußert, dass «Frankreich das Herz des spanischen Imperiums» sei. Von den großen Erfolgen und der neuerlichen Zusammenarbeit zwischen dem spanischen und dem österreichischen Zweig des Hauses Habsburg aufgeschreckt, beschlossen sie, dass es höchste Zeit sei, einzugreifen und sich aus der drohenden habsburgischen Umklammerung zu befreien. Im Mai erschien daraufhin ein Herold in Brüssel, der Hauptstadt der Spanischen Niederlande, und verkündete auf der Grande Place vor dem Rathaus, dass sich von jetzt an seine allerchristlichste königliche Hoheit Ludwig XIII . von Frankreich mit seiner katholischen Majestät Philipp IV . von Spanien im Krieg befinde.
    Diese radikale Ausweitung des Konflikts wurde von Oxenstierna und seinen Vertrauten mit großer Erleichterung begrüßt, denn sie bedeutete, dass Frankreich ernstlich in den Krieg eintrat. Frankreich war auch der beste Verbündete, den man bekommen konnte; die französische Krone verfügte über weitaus größere ökonomische Mittel als irgendein anderer Beteiligter, was natürlich die Entscheidung herbeiführen würde, da der Konflikt inzwischen allmählich zu einem banalen Abnutzungskrieg verkam. All die schönen Millionen konnten indessen nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Franzosen keine Truppen hatten, die in den neuen Methoden der Kriegführung gedrillt oder überhaupt zu kämpfen

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