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Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges

Titel: Verwüstung - Eine Geschichte des Dreißigjährigen Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Englund
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die er nach 1630 verloren hatte, wieder zurückzugewinnen. (Diese Klausel war direkt gegen Schweden und Frankreich gerichtet.) Im Verlauf des Sommers 1635 schlossen sich dann fast sämtliche deutschen Fürsten und die meisten freien Städte dem Frieden an.
    Bei den Streitkräften, die noch unter schwedischer Kontrolle waren, breiteten sich Aufsässigkeit und Unruhe aus. Im April wurde eine Verschwörung unter einer Gruppe deutscher Offiziere aufgedeckt, die darauf abzielte, den Befehlshaber des Heeres, Johan Banér, zu entführen oder zu ermorden. (Es war geplant, das Tor von Banérs Schloss, Egeln, mit einer Petarde aufzusprengen und dann einige hundert Reiter hineinzuschicken, um ihn, seinen Kriegsrat und seine Feldkanzlei zu ergreifen.) In den Quartieren der Truppen kursierte der Rückrufbrief des Kaisers ganz offen; darin wurden alle Deutschen, die in feindlichen Dienst getreten waren, aufgefordert, sich ein für alle Mal beim eigenen Heer des Reichs einzustellen, ansonsten drohten Konfiskation und Todesstrafe. Gleichzeitig winkte ein lächelnder Kurfürst von Sachsen mit voller Amnestie sowie Bezahlung und guten Quartieren für jene, die überlaufen und lieber unter seinen Fahnen dienen wollten. Die Lage war zeitweilig überaus bedrohlich. Bei einer Gelegenheit musste man Axel Oxenstierna – der nach all den Rückschlägen körperlich wie geistig ausgelaugt war – heimlich im Schutz der Nacht mit einer Schwadron loyaler Livländer vor der unberechenbaren Soldateska in Sicherheit bringen. Nur mit Mühe und Not entging die schwedische Führung einer allgemeinen Meuterei.
    Zu all diesen politischen und militärischen Problemen gesellten sich auch noch ökonomische. Die schwedischen Machthaber hatten mit dem Vertrag von Heilbronn einen klaren Hintergedanken, nämlich mit deutschen Geldern bezahlte deutsche Soldaten einen Krieg austragen zu lassen, der zum Teil in Schwedens Interesse geführt wurde. Dies war ursprünglich auch nach Plan gelaufen. Während des Jahres 1633 hatte die schwedische Krone nicht mehr als 3000 Mann und 128 573 Reichstaler nach Deutschland senden müssen. Aber nun waren der Heilbronner Bund und seine Kontributionen nur noch eine schöne Erinnerung, und je weiter die Truppen der schwedischen Krone Schritt für Schritt nach Norden zurückgedrängt wurden, umso mehr schrumpfte auch die ökonomische Basis ihrer Kriegführung. Schweden musste nun selbst einen großen Teil der erheblichen Kosten für die Operationen in Deutschland aufbringen, und dies in einer Lage, in der alles darauf hindeutete, dass ein weiterer Krieg bevorstand. Das Waffenstillstandsabkommen mit Polen von 1629 lief nämlich 1635 aus, und da der Krieg der Polen mit der Türkei und Russland kürzlich beendet worden war, bestand die offensichtliche Gefahr, dass sie nun ihren alten Streit mit Schweden wiederaufnehmen würden.
    Zu allem Überfluss war der Missernte und Teuerung des Jahres 1634 in Schweden im darauffolgenden Jahr eine weitere missglückte Aussaat gefolgt. Bereits im April war das Getreide des Vorjahres aufgebraucht, und in Norrland, Dalarna und Finnland waren die Menschen gezwungen, «zur Baumrinde zu greifen». Danach wurde es nur noch schlimmer. Die Berichte vom Lande erzählten von Myriaden von Raupen, die das Gras auf den Wiesen verschlungen und die Frühjahrssaat auf den Äckern vernichtet hatten. Die Ökonomie Schwedens und ganz Europas beruhte auf der Landwirtschaft, und eine Missernte brachte stets das ganze System in Unordnung, zumal viele Menschen so ärmlich lebten, dass eine oder zwei fehlgeschlagene Ernten ausreichen konnten, um eine Hungersnot hervorzurufen.
    Das war nicht alles. Die schwere ökonomische Stagnation, die sich in ganz Europa bemerkbar machte, hatte auch Schweden erfasst. Die Grube in Kopparberg, die sonst die Krone mit so guten Einkünften versehen hatte, war erschöpft, der Seezoll erbrachte nur ein Sechstel der erwarteten Einnahmen und so weiter. Der Schatzmeister, Axels Vetter Gabriel Bengtsson Oxenstierna – ein gieriger und fauler Kerl, der sich rasch als der falsche Mann für diesen anspruchsvollen Posten erwies –, starrte lethargisch auf die Truhenböden, wo nichts mehr zu sehen war als grauer Staub und der eine oder andere längst verfallene Wechsel. Es war notwendig, Geld zu leihen, um auch nur die Ausgaben des Hofes bestreiten zu können. Die Geldnot des Staates war so groß, dass die Mitglieder des Reichsrats bei einer Gelegenheit aus den eigenen Taschen 5000 Reichstaler in

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