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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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linke Hirn zu Nadines rechtem geworden. Ihr Vater, ein Biologe, der die Wissenschaft hinter sich gelassen hatte, um Science-Fiction-Autor zu werden.
    Sie entdeckte eine Erinnerung an ein Weihnachten, als sie und ihr Vater den Baum mit Hunderten kleiner, bunter Lichter geschmückt hatten. Bevor sie sie einschalteten, hatte er alle Lampen im Haus gelöscht, sie dann zurücktreten lassen, als könnte der Baum in Flammen aufgehen, und dann alle Weihnachtslichter gleichzeitig angeschaltet, eine Lichtexplosion, die so wunderbar war, dass es ihr den Atem nahm. Solche Zaubereien fehlten in den Büchern ihres Vaters und hatten weitgehend auch in ihrer Kindheit gefehlt. Nadine war die einzige Quelle irgendwelchen Zaubers gewesen.
    Sie vermutete, dass sie ihre Eltern deswegen so selten sah. Nicht, dass sie schlechte Menschen waren. Sie hatten einfach nur keine Ahnung, wie das mit dem Elternsein ging, beide hatten ihren Beruf, und Mira war ein Anhängsel in ihrem Leben und ihrer Beziehung. Deswegen stand sie Nadine näher als ihren Eltern. Obwohl sie begriff, dass die Wurzeln dieser Situation in anderen Leben lagen – dass sie ihren Eltern ihre Geburt verdankte und es darüber hinaus keine Sicherheit gab –, erfüllte sie plötzlich mit Verzweiflung. Eine Flut von Emotionen stieg in ihr auf, drohte zu explodieren.
    Mira löste die Hände von der Kiste, die sie berührte, drückte sie auf ihre Schenkel. Sie dürfte sich damit jetzt nicht beschäftigen.
    Sie strich sich mit dem Arm über die Stirn, wischte Spinnweben von ihrem Arm und versuchte, die letzten Reste der übersinnlichen Informationen aus der Vergangenheit abzustreifen. Die Vergangenheit konnte ihr jetzt auch nicht helfen.
    Ihr Haar, klatschnass von der Hitze, klebte an ihrem Schädel. Schweißtropfen liefen ihr über die Wangen. Der Lärm des Sturms, der sinkende Luftdruck pressten gegen ihr Rückgrat. Wie hoch war der Zentraldruck jetzt? Unter Camilles 909 Millibar liegend? Unter Gilberts 888?
    Mira glitt von einem Kistenstapel auf eine leere Stelle auf dem Sperrholzboden, ließ sich auf die Knie nieder und drückte ihre Hände auf das Holz. Gib mir etwas Nützliches.
    Nichts kam. Sie drückte fester, als würde der Druck die Informationen zwingen, zu ihr zu fließen, dann bat und bettelte sie, und die Gefühle, die sie bislang hatte unterdrücken, zurückhalten, können, schossen alle gleichzeitig an die Oberfläche. Sie begann zu weinen, sie wiegte sich vor und zurück, die Arme um ihren Körper geschlungen. Das machte sie nur noch wütender, und sie erhob sich und kletterte über den nächsten Kistenstapel und dann den nächsten. Als dieser Teil des Bodens endete, machte sie sich nicht die Mühe, die Entfernung zur nächsten Sperrholz-Insel zu schätzen. Sie kroch auch nicht darüber hinweg. Sie sprang, landete hart auf der Sperrholzplatte, hielt sich an einer Kiste fest, um nicht nach hinten zu fallen.
    Als sie das Gleichgewicht wiedererlangt hatte, stieß sie die Kisten zur Seite, panisch versuchte sie jetzt, zur Tür zu kommen. Stattdessen erreichte sie jedoch das Ende des Fußbodens. Mira leuchtete hinter sich, ratlos, über welchem Teil des Hauses sie sich jetzt wohl befinden mochte, und begriff plötzlich, dass sie irgendwie die Orientierung verloren hatte und viel zu weit hinten war. Aber was befand sich am hinteren Ende des Hauses? Nadines Schlafzimmer? Das Wohnzimmer? Die Küche? Das Esszimmer? Wo waren die Oberlichter?
    Wieder leuchtete sie um sich herum. Keine Oberlichter, natürlich nicht. Der Dachboden krümmte sich um die Oberlichter herum. Sie erinnerte sich, dass Sheppard ihr das berichtet hatte. Er war der Einzige von ihnen, der sich auf dem Dachboden überhaupt einmal ausführlicher umgesehen hatte, und vor einem Monat hatte er ihr erzählt, dass der Dachboden über seinem Büro schief war. Es war im Mai, wie jetzt auch, zu heiß gewesen, um auf dem Dachboden herumzukriechen, aber im Herbst, hatte Sheppard gesagt, würde er hier hochklettern und herauskriegen, warum dieser Teil nicht gerade gebaut war. Damals hatte sie das als typisch Sheppard abgetan: Gib mir ein Rätsel, und ich werde verzweifelt versuchen, es zu lösen.
    Vielleicht bildete sie es sich ein, aber auf jeden Fall kam es ihr vor, als wäre der Boden, auf dem sie kauerte, tatsächlich schief. Sie legte die Taschenlampe auf das Holz, der Strahl zeigte nach unten. Na und? Sie kroch weiter, um über den Rand des Sperrholzes zu schauen, und trat mit dem Fuß gegen die Taschenlampe,

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