Verwüstung
Andrew.« Sie ließ die Hand ausgestreckt, das Wasser tropfte an den Seiten herunter. »Als ich unter dem Schutt lag, hat sie mich nur selten verlassen. Und wenn doch, dann brachte sie immer etwas zu essen mit, das sie dann mit mir geteilt hat. Einmal, das weiß ich noch, brachte sie mir eine Dose Bohnen, sie kam mit der ungeöffneten Dose im Maul einfach auf mich zugetrottet und wedelte mit dem Schwanz. Ich öffnete die Dose mit einem Stein, und wir teilten uns die Bohnen. Ein andermal fand sie eine Tiefkühltruhe, die unter den Trümmern halb vergraben war. Die haben wir zusammen geplündert. Wir haben beide das geschmolzene Eis aufgeleckt.«
Sie spürte, dass ihr jetzt Tränen über die Wangen liefen, und die Hündin, die hektisch hechelte, legte den Kopf zur Seite und setzte sich hin, als verstünde sie jedes Wort, das Tia sagte. »Bitte trink. Bitte vertrau mir. Ich muss es an Mandela wiedergutmachen, indem ich versuche, dir zu helfen. Ss… sie … starb … in diesem Elend. Ich kann dich nicht sterben lassen.«
Sie rutschte ein bisschen näher und goss Wasser auf den Boden vor der Hündin. Die Hündin betrachtete das Wasser offensichtlich durstig, sah dann Tia an, senkte schließlich den Kopf und leckte das Wasser auf, wobei ihr Schwanz langsam zu wedeln begann. Tia rutschte näher und goss wieder Wasser in ihre Hand. Die Hündin schnüffelte an ihren Fingerspitzen, der Schwanz wedelte ein wenig schneller, und schließlich leckte sie es aus Tias Handfläche, und sie leckte weiter, selbst als das Wasser alle war. Allein dieses Gefühl, die sanfte Wärme auf ihrer Haut, erinnerte Tia an Mandela, und sie rutschte noch näher und fuhr mit den Fingern durch das Fell des Retrievers. Sie schaute die Hundemarke am Halsband an. Ich heiße Ricki.
»Ricki«, wiederholte Tia.
Die Hündin wedelte jetzt wild und leckte Tia die Tränen von den Wangen. Sie schlang ihre Arme um Rickis Hals und begrub ihr Gesicht in diesem dichten, süß duftenden Fell und weinte um Mandela.
Plötzlich begann Ricki zu wimmern, zu zittern, und einen Atemzug später donnerte etwas gegen die Garagentür. Ein umgestürzter Baum? Herumfliegende Trümmer? Terrassenstühle? Keine Ahnung. Die Tür klapperte, zitterte, dann heulte der Wind an ihr vorbei. Tia umfasste die Hündin fester, ihr Körper wappnete sich gegen die Katastrophe, ihr Geist erstarrte zwölf Jahre in der Vergangenheit. Als das Scheppern abnahm, sprang sie auf, band die Leine vom Rohr los und rannte mit der Hündin ins Haus.
Kaum entdeckte Ricki Franklin, drehte sie durch, sie knurrte und bellte und zerrte an der Leine, um zu ihm zu gelangen. Annie, die jetzt aufrecht saß, kein Klebeband mehr auf dem Mund, rief: » Nein, Ricki, nein! «
Franklin fuhr herum, lud durch und schoss.
Kreischend und schluchzend sprang Annie auf und warf sich auf den Mann, der auf ihre Hündin geschossen hatte. Aber weil ihre Füße und Hände noch gefesselt waren, verlor sie das Gleichgewicht, stürzte zu Boden und lag da, schluchzend, ihr Herz in einer Million Stücke.
Er packte sie hinten an ihrem Hemd, riss sie hoch, als wöge sie nicht mehr als eine Lumpenpuppe, und stieß sie auf das Sofa.
»Dein Hund ist ein Feigling, versteckt sich unter dem Küchentisch. Siehst du? Lopez hat die Leine erwischt. Aber wenn du mir nicht sagst, was ich wissen will, dann schieße ich noch einmal, und diesmal nicht daneben. Verstanden?«
Annies Sinne waren erfüllt von so vielen Düften, alle ekelhaft, dass sie kaum atmen konnte. Sie schaute weg von seinem widerwärtigen Gesicht und sah Ricki unter dem Tisch kauern und ein Loch in der Tür zur Vorratskammer. »Aber … Tun Sie ihr nichts. Lassen Sie sie her zu mir kommen.«
»Nein. Kann ich nicht riskieren. Lopez, steck den Hund in das Zimmer mit den Katzen.«
Die große Schwarze rührte sich nicht. Sie starrte Franklin an, die Augen klein, dunkel, mörderisch. Ihr Gesicht hatte einen Ausdruck angenommen, der Annie ängstigte, aber sie wusste nicht, ob es Wut war, Trauer oder irgendein merkwürdiger innerer Kampf. Als sie schließlich sprach, war ihre Stimme schneidend, tief, kalt. »Schieß nie wieder auf diesen Hund, du Penner, oder es wird der letzte Schuss sein, den du abgibst.«
Franklin lachte. »Reg dich ab, Lopez. Aber schaff den Köter aus meinen Augen.«
» Helfen Sie uns! «, rief Annie der Schwarzen zu. » Bitte helfen Sie uns, er darf meiner Hündin nichts tun, bitte. «
»Hey, ja, gute Idee«, sagte Franklin. »Hilf ihr doch, Lopez. Hilf dem
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