Verwüstung
Ausbruch, der den Rest von Sheppards Satz verschluckte. Es spritzte ihm ins Gesicht, und er taumelte zurück. Er wischte sich panisch mit den Handrücken über die Augen und spuckte aus, bis er keine Spucke mehr im Mund hatte.
Während Sheppard sich umwandte, um zu den höher stehenden Kisten zu fliehen, sprang Dillard auf die Füße und krabbelte auf die Kisten wie eine ängstliche Bergziege. Schließlich standen sie alle drei auf den Kisten, entsetzt vor Schrecken, während die Kloake weiter in die Höhe schoss, es spritzte Scheiße und Pisse auf alles in einem Umkreis von eineinhalb Metern. Langsam sank der Geysir herunter zu einem köchelnden Scheißloch, aber mittlerweile war der Kellerboden mit fünfzehn Zentimetern Schmutzwasser bedeckt, in dem Scheißhaufen umherschaukelten wie Korkenstückchen.
Sheppard hörte den Sturm nicht mehr – keinen Wind, keinen Regen, nur noch die rauschende Flutwelle seiner eigenen Sterblichkeit. Und dann hörte er nicht einmal mehr die. Er schien an einem Ort reiner, vollständiger Stille geraten zu sein. Einen kurzen Augenblick fragte er sich, ob er gestorben war und es einfach nur noch nicht wusste.
Er hörte wieder diesen Laut, ein leises, bettelndes Geräusch, das einem das Herz brechen könnte, wenn man ihm folgte. Aber weil es so fehl am Platz schien, so äußerst eigenartig, wandte er den Kopf, lauschte, versuchte, die Quelle zu finden. Er krabbelte über mehrere Kistenstapel, war sich nur am Rande Dillards Grunzen bewusst. Das Geräusch stoppte – und Sheppard ebenfalls, er neigte den Kopf und lauschte, und ein Teil von ihm bat das Geräusch zurückzukehren.
Und das tat es, kurz vor ihm auf der linken Seite. Es kam aus der Wand. Seine Taschenlampe ging aus. Er legte sie weg, um später neue Batterien einzusetzen, und zog eine Stirnlampe aus der Reißverschlusstasche seines Rucksacks. Er fragte sich, wo die herkam – aus Franklins Ausrüstung oder seiner eigenen. Er schien langsam den Überblick zu verlieren.
Nachdem er sie aufgesetzt hatte, waren seine Hände frei. Er rückte eine weitere Kiste zur Seite und entdeckte ein Metallgitter in der Wand. Dahinter miaute eine Katze, sie rieb sich an dem Gitter und wollte befreit werden. Sie war von einem sanften, buttrigen Gelb, mit weißen Tupfern.
»Ich hol dich gleich da raus«, sagte Sheppard, und die Katze rieb sich an seinen Fingern, als er sie durch das Gitter schob.
Er zog an dem Gitter, seine Gedanken rasten. Die Hütte war während des Bürgerkrieges errichtet worden, war nach dem Krieg einem ehemaligen Sklaven und seiner Familie übereignet worden, und Tango Key war ein strategischer Ort gewesen, um Sklaven von Tango aufs Festland zu schaffen. Was immer sich hinter diesem Gitter befand, dachte er, könnte ihnen sehr wohl die Freiheit verheißen.
»Hey, Goot, es ist eine Katze«, sagte Sheppard.
Goot kletterte hinüber zu Sheppard, aber Dillard, dem unklar war, welchen Status er gerade hatte, hielt sich zurück, er grunzte, schnitt Grimassen und versuchte, sich verständlich zu machen. Sheppard und Goot ignorierten ihn.
Das Gitter war rostig und alt und löste sich leicht. Sheppard trat zur Seite und nahm die Katze, ein dürres kleines Weibchen mit schmutzigem Pelz und einer rosa Nase, auf der Dreck klebte. Er setzte sie auf die Kiste neben sich, und Goot grub eine Dose Thunfisch aus ihren Vorräten, riss sie auf und stellte sie vor die Katze. Sie stürzte sich darauf, als hätte sie seit Tagen nichts gegessen.
»Kommen wir durch die Öffnung?«, fragte Goot.
Sheppard wandte sich um und leuchtete mit der Stirnlampe in das Loch, das Ende oder der Anfang eines Betonrohrs. Es schien etwa eins zwanzig Durchmesser zu haben, war also groß genug, dass ein erwachsener Mann hindurchkriechen konnte, aber schwierig, dachte er, für jemanden mit Klaustrophobie. Es schien nach oben zu führen, und das Innere der Wände war rau und trocken, als er es anfasste. Eine Erinnerung tauchte in Sheppards Hirn auf. »Das Rohr führt zu dem Betonlagerhaus am hinteren Ende des Grundstücks. Wir haben es gesehen, als wir herkamen.«
»Das ist nah«, rief Goot mit deutlicher Hoffnung in der Stimme. Dann nickte er in Dillards Richtung. »Was ist mit ihm? Er kann nicht mit gefesselten Händen kriechen. Entweder wir befreien ihn, oder wir lassen ihn hier.«
»Wir stellen ihn vor die Wahl. Er kann bleiben, oder er kann mit uns kommen und Emison ziehen. Er ist dann zwischen dir und mir, Goot.«
Goot nickte, er dachte darüber nach.
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