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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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rechts, um den Hummer parallel zum Haus vor der Tür abzustellen. Aber er hatte die Kurve falsch eingeschätzt und das hintere Ende des Wagens erwischte eine metallene Stütze der Überdachung. Bereits geschwächt vom Angriff des Windes brach der Rahmen in sich zusammen, sodass nur das Vordach blieb, es herausragte wie eine deformierte Zunge.
    Und dann klappte auch das Dach in sich zusammen und blockierte die Haustür.
    Fliegengitterdraht klatschte gegen die Seitenfenster des Hummers, wurde dann in die Dunkelheit gerissen, flog an der Mauer des Hauses hoch. Franklin löschte die Scheinwerfer, packte seine Pistole und riss die Tür auf. Der Wind presste ihm den Regen ins Gesicht und riss an seinem Haar, seinem Regenmantel, seinen Sachen, seiner Haut. Er konnte nicht atmen, er krabbelte über den Schutthaufen und schaffte es irgendwie zur Haustür. Doch die ließ sich nicht öffnen, Trümmer lagen davor. Er krabbelte darüber hinweg, er erlitt Schnitte an Händen und Knien, der Wind zerrte an ihm, der Regen war so heftig, dass er sich anfühlte wie Säure auf den Wangen, in den Augen. Er riss den Faltladen auf, schob das Fenster hoch, kroch ins Haus. Er knallte das Fenster zu und sackte zu Boden.
    Franklin lag keuchend da, sein Herz pochte, seine Finger wanderten ziellos über den kalten, harten Boden. Dann rollte er sich auf den Rücken, die Seite und folgte dem Strahl seiner Taschenlampe in den Flur. Wo das Licht endete, sah er Crystal, sie saß an der Wand, die Arme bedeckten ihren Kopf, sie hatte die Knie an die Brust gezogen. Er wusste, dass er Geräusche hörte, die er nicht im Inneren des Hauses hätte hören sollen, konnte sie jedoch nicht deuten. Das gesamte Spektrum seiner Wahrnehmung war auf nicht mehr als diesen Anblick zusammengeschrumpft: Crystal kauerte an der Wand im Flur.
    Warum zum Teufel drückte sie sich an diese Wand?
    Er rappelte sich auf, kroch hinüber zu seiner Taschenlampe, erhob sich zittrig und ging dann eilig durch den Flur. Er begann, wieder Geräusche wahrzunehmen, als hätte jemand die Lautstärke eines Fernsehers hochgedreht, und plötzlich wurde alles klar. Die Geräusche, die er hörte, waren Wind und Regen, hier bei ihm im Haus, ein akustischer Strudel der Gewalt. Er tapste durch das Wasser, das über den Boden floss, ein anschwellender Strom voller Dreck und Blätter und Holzstückchen.
    Öffnung, eine Öffnung irgendwo, meine Geiseln, wo zum Teufel sind sie? Ich bin Wasser, Wasser, ich bin …
    Crystal.
    Er sank vor ihr auf die Knie – und sah ein Messer aus ihrer Schulter herausragen. Ein Schweizer Taschenmesser. Die gesamte Klinge verschwunden. Das Blut hatte ihr nasses T-Shirt blassrosa gefärbt. Das Gewehr lag neben ihr auf dem Boden.
    »Herrgott.« Er klemmte sich die Waffe unter den Arm, nahm Crystal hoch und eilte mit ihr zum Hauswirtschaftsraum.
    Die Tür zum Wohnzimmer flog immer wieder auf und zu, Wasser quoll heraus in die Küche. Der Wind heulte durch die Küche, überall war Wasser. Er wusste, was passiert war. Er wusste es. Keine Lopez, kein Mädchen, keine Oma. Das Oberlicht verschwunden.
    Er legte Crystal auf eine der Decken im Hauswirtschaftsrau, knallte die Tür zu, schloss ab und stopfte eine weitere Decke vor den Spalt unter der Tür. Dann leuchtete er mit seiner Taschenlampe auf das Messer.
    Hatte es eine Arterie erwischt? Würde sie verbluten, wenn er es herauszog?
    Er wusste es nicht. Er wühlte sich durch den Handtuchstapel auf dem Trockner, faltete ein kleines Handtuch in der Mitte, legte es neben sich auf den Boden. »Baby, kannst du mich hören? Hey, Crystal, bist du bei mir, oder nicht?«
    »Bei«, murmelte sie, und ihre Augen öffneten sich kurz.
    »Gut«, sagte er und zog das Messer heraus.
    Sie kreischte und schoss hoch, der Blick wild, und er drückte sie zurück auf die Decken und presste das Handtuch auf die Wunde. »Halt Druck darauf. Ich …«
    Ein kreischender Wahnsinn übertönte den Rest seines Satzes. Der Hauswirtschaftsraum erzitterte, die Wände bebten, das ganze Haus schien kurz vor dem Zusammenbrechen zu stehen. Und dann erfüllte ein Geräusch, das er nie vergessen würde, den Raum, das Haus, die Welt, tausend Lastzüge, die im gleichen Moment bremsten, das Quietschen von Metall auf Metall.
    Er packte eine der anderen Decken, warf sich auf den Boden, riss die Decke über sich, warf seine Arme über Crystals Körper, drückte sie fest an sich. Er war nicht sicher, ob er sie schützte oder ob er Schutz suchte. Einen Augenblick später

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