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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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vermeiden musste, die Klaustrophobie zu erwähnen, sonst würde sie bloß zu einer weiteren Waffe in Dillards Köcher werden. »Leo und ich kriechen weiter, Amigo. Lass dir Zeit.«
    »Was ist mit ihm?«, fragte Dillard.
    »Er hat gebrochene Rippen.«
    Sheppard richtete sich so weit auf, wie er konnte, ohne sich den Kopf an der Decke des Rohrs anzuschlagen, setzte die Flasche an den Mund, trank. Dann schob er die Flasche zurück in den Rucksack, stellte ihn auf den Boden des Rohrs, begab sich wieder auf Hände und Knie. Er kroch vorwärts, schob seinen Rucksack vor sich her. Die Taschenlampe reichte gerade, um dreißig bis fünfzig Zentimeter weit zu sehen, aber nicht weit genug, um ausmachen zu können, wie eng das Rohr letztlich war.
    »Shep?«, rief Goot.
    »Ja, ich bin direkt hinter euch.«
    »Das Rohr macht eine Kurve, steigt auf und wird hier oben ganz schön schmal.« Goots Stimme hallte unheimlich. »Du wirst, äh, auf dem Bauch durchkriechen müssen.«
    Kurve. Steigt. Wird schmal. Die Worte ließen bei Sheppard alle Mauern einstürzen, die er um sich herum errichtet hatte. Er kroch schneller, schneller. Und dann hielten sie plötzlich an, und Sheppard hob den Kopf – nur um zu wünschen, dass er das nicht getan hätte. Die vereinten Strahlen ihrer Taschenlampen brachen sich an den Wänden des Rohrs und reichten weit genug nach vorn, um ein Rohr zu zeigen, das so eng war, dass es kaum mehr darstellte als eine Spalte, durch die er sich würde quetschen müssen. Wie weit? Wie lange? Und wenn die Taschenlampen ausgehen? Sheppards Atem stockte in seiner Brust, ihm wurde es schwarz vor Augen.
    Das kann ich nicht. Ich muss umkehren.
    Ein grelles Licht schien Sheppard ins Gesich,t und er kniff die Augen zusammen. »Shep, du bist ganz grün, wie ein Junge, der zu viel Achterbahn gefahren ist.« Dillard lachte. »Ich kann mich nicht daran erinnern, dass in deinen psychologischen Unterlagen von Klaustrophobie die Rede ist.«
    Die Vorstellung allein, dass Dillard seine psychologische Evaluierung las, war eine solche Beleidigung für Sheppard, dass er blaffte: »Du solltest dir besser Sorgen machen über deine Andrew-Lügengeschichten, Leo, über die Burger-King-Laster, die du bestellt hast, damit sie die Leichen abtransportieren, über die Massengräber für die ausländischen Arbeiter, über die ausgetretene Strahlung beim Atomkraftwerk Turkey Point. Darum solltest du dir Sorgen machen, Leo. Denn wenn ich mit dir fertig bin, dann hast du keinen Job mehr – und keine Chance, je wieder einen zu kriegen.«
    Dillard bewegte sich schnell wie ein professioneller Attentäter – er streifte das Seil des Schlafsacks ab, drehte sich auf seinem Bauch herum, krabbelte über Emison hinweg und stürzte sich auf Sheppard.
    Es war so schnell, dass Sheppard instinktiv reagierte. Er zuckte zurück und stieß mit dem Messer zu. Dillard jaulte: » Meine Hand, du hast mir in meine verdammte Hand gestochen! « Er warf sich erneut auf Sheppard.
    Wütend drehte sich Sheppard flinker, als er auf so engem Raum für möglich gehalten hatte, zog die Beine an die Brust und trat zu. Sein nackter Fuß traf Dillard am Kopf, und der sackte daraufhin zusammen. Einen Augenblick lag Sheppard einfach auf dem Rücken, in seinen Ohren klingelte es, sein Herz hämmerte, Schweiß lief ihm über die Haut. Er starrte die Decke des Rohrs an. Zu dicht vor seinem Gesicht. Tonnen von Erde darüber. Grab, Grab … Sheppard rollte sich auf die Seite, stemmt sich auf Hände und Knie und schüttelte den Kopf wie ein Hund.
    Plötzlich drang Goots Stimme in sein Bewusstsein. »Shep, Leo ist außer Gefecht. Wir lassen ihm eine Taschenlampe da und schaffen Emison hier raus. Kannst du an ihm vorbei?«
    Sheppard drehte sich erneut, diesmal langsamer und weit weniger geschickt. Dillard lag direkt vor ihm. »Ich glaube schon.« Sheppard fand seinen Rucksack, nahm ihn auf, drückte sich an die Wand des Rohrs. Er krabbelte vorsichtig an Dillard vorbei, wobei er darauf achtete, ihn nicht zu berühren, weil er fürchtete, ihn zu wecken.
    Er stoppte am Fußende von Emisons Schlafsack, und Goot reichte ihm eine Taschenlampe, die er Dillard dalassen sollte. Sheppard schaltete sie ein und platzierte sie neben Dillards Hand.
    »Ich ziehe«, sagte Goot. »Aber wir kommen schneller hier raus, wenn du schieben könntest, Amigo.«
    Schieben. Klar. Er konnte schieben. Er nahm den Rucksack ab und stellte ihn auf den Schlafsack, und während Goot zog, schob er. So konnte er sich wenigstens

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