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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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bestimmte Aspekte von Dillards Leben verändert hatte, die ihm vielleicht bewusst waren, vielleicht auch nicht. Es war nicht so, dass ihre Mutter und Shep sich mit ihr gezielt über Dillard unterhalten hatten, aber sie unterbrachen ihr Gespräch auch nur selten in ihrer Anwesenheit. Sie war eine gute Zuhörerin und klug genug, die Lücken zu füllen.
    Seit letztem Sommer sorgten sich ihre Mutter und Shep-pard, dass es Nebenwirkungen ihrer Zeitreise geben könnte. Sie spekulierten, dass diese Effekte sich in der Zukunft zeigen würden und alle betrafen, die an diesen Ereignissen teilgehabt hatten. Erst war Annie sich nicht sicher gewesen, worin diese Nebenwirkungen bestehen könnten. Permanente Veränderungen ihrer DNA ? Etwas Ernsthafteres? Aber in den letzten Monaten hatte sie etwas Eindeutiges, Fassbares bemerkt: Ihr Geruchssinn hatte vor drei oder vier Monaten begonnen, sich weiterzuentwickeln – etwa zur selben Zeit, zu der ihr Sheppards Klaustrophobie aufgefallen war.
    Eines Abends war er auf dem Dachboden gewesen, er schob Sachen umher, ordnete sie, wie Shep eben war, und plötzlich hörte Annie ihn rufen. Sie war hinaus in die Garage gelaufen, die Leiter hochgeklettert und hatte ihn in einer Ecke gefunden, dort, wo das Dach sehr tief ging, kauerte er wie gelähmt vor Schrecken. Ihre Mutter musste ihn dazu überreden, auf sie zuzukrabbeln. Annie wusste, dass er deswegen bei einem Arzt gewesen war, allerdings nicht bei einem Arzt des FBI , und dass ihre Mutter ihm Visualisierungstechniken beigebracht hatte, die er einsetzen konnte, wenn die Attacke begann. Sie wusste auch, dass er immer ein paar Pfefferminzpastillen dabeihatte, weil die ihm wohl halfen. Doch er redete nicht darüber, jedenfalls nicht mit ihr.
    Sie hatte noch nichts Auffälliges bei ihrer Mutter bemerkt, sie war zugegeben auch schwer einzuschätzen, weil eigentlich alles an ihr auffällig war. Und jetzt hatte Annie das Gefühl, sie müsste Merkwürdigkeiten bei Dillard finden. Aber sie kannte ihn nicht persönlich, nicht wirklich, nicht so, wie sie ihre Mom kannte, und sie hatte nicht die geringste Ahnung, auf was sie bei einem Wichser wie Dillard achten müsste.
    Ricki trottete neben Annie her, die Nase am Boden, während sie den Explosionsort umrundeten und auf einen dichten Wald hinter einigen Häusern zumarschierten. Die Hündin winselte und schaute zu Annie hoch, woraufhin die ihr eine Leine anlegte. Das Feuer war gelöscht, aber die Luft roch noch verbrannt, kaputt, und zwei Kreuzungen weit war alles abgesperrt. Hier und da standen Menschen herum, sahen sich um, einige in Schlafanzügen, andere in Arbeitsklamotten, manche montierten ihre Fensterabdeckungen an.
    Das hätten sie jetzt auch tun sollen, dachte Annie, sich auf den Sturm vorbereiten, statt Dillard zu dienen. Aber sie vergegenwärtigte sich, wenn ihre Mutter herausbekäme, wo die Verbrecher steckten, würde Emison die Brücke freigeben, und sie konnten alle abhauen. Nicht, dass so oder so jemand auf sie hören würde. Sie war ja bloß ein Teenager, sie konnte nicht einmal wählen, wen kümmerte ihre Meinung also schon? Sie redeten alle über die Familie, als wäre es eine Demokratie, aber ihre Stimme zählte nicht, ihre Stimme wurde nicht gehört.
    Ihre Mutter hielt ein Tütchen in der Hand, in dem sich die Ohrringe befanden, die Goot in der Zelle gefunden hatte, und im Gehen presste sie die Ohrringe zwischen ihre Handflächen und konzentrierte sich auf ihren Atem. Niemand sprach, während sie durch den Wald gingen; das Licht schien durch die Äste. Ricki zerrte an ihrer Leine, also löste Annie sie, und die Hündin lief voraus, sie führte sie durch den Wald. Ihre Mutter sagte nichts dazu, warf Annie nicht einmal einen strengen Blick zu. Das hieß, sie war auf etwas eingestellt, sie folgte etwas, was niemand sonst fühlen oder sehen konnte – im Grunde so wie Ricki.
    Sie traten aus den Bäumen, und alle blieben stehen – außer Ricki, die weiter geradeaus lief, quer über eine leere Straße, auf ein Gebäude auf der anderen Seite zu. Ein Parkhaus.
    »Hey, da läuft dein Hund!«, schnauzte Dillard.
    »Sie hat etwas gefunden.«
    »Sie ist nicht an der Leine. Das ist gegen die Vorschriften.«
    Lass mich doch in Ruhe, du Blödmann. »In Birmingham vielleicht, aber hier nicht.«
    Trotzdem lief Annie hinter Ricki her – über die Straße, ins Parkhaus, die Treppe hoch.
    Im ersten Stock blieb die Hündin mit wedelndem Schwanz stehen, und Annie befestigte die Leine wieder an ihrem

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