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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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kein Design. Ich weiß nicht, welches Baujahr er ist. Er redet, der Mann redet. Zieh dich um, Baby, sagt er.« Sie machte eine Pause, und Annie hörte den Rest.
    »Er sagt, er sei nicht auf eine dritte Person eingestellt …«
    Ihre Mom, die immer noch Annies Hand hielt, kauerte sich hin, und Annie folgte ihr. Sie legten die Gegenstände, die sie festgehalten hatten, auf den Boden, und platzierten gleichzeitig ihre freien Hände auf dem Asphalt. Dutzende unterschiedlicher Gerüche wirbelten in Annies Nasenlöcher, und sie begriff augenblicklich, was das hieß. »Sie wurden andere Menschen. Haben neue Sachen angezogen, sich getarnt. Der Mann … er rasiert seinen Bart ab.«
    »Seinen Bart?«, unterbrach Dillard.
    Und augenblicklich war alles vertrocknet. Es war, als hätte der Klang von Dillards Stimme eine Tür zugeschlagen. Annie starrte zu den anderen zurück.
    »Mein Gott, Leo«, schnauzte Sheppard. »Du solltest deinen Mund halten.«
    »Hey, ich wollte bloß wegen des Bartes wissen …«
    »Halt Abstand, Leo«, wies ihre Mutter ihn streng an, ließ Annies Hemd los, nahm das Tütchen und richtete sich auf. Sie ging weiter, die Rampe hinunter, an den Männern vorbei.
    Annie blieb einen Augenblick noch, wo sie war. Sie starrte ihrer Mutter hinterher, sie war verblüfft darüber, was sie hatte wahrnehmen können, und sauer auf Dillard, dass er sie unterbrochen hatte. Ricki kam zu ihr und leckte ihr Gesicht, sie sagte ihr: Komm jetzt, beeil dich, sonst lassen sie dich hier zurück.
    Sie und Ricki trotteten hinter den anderen her, bis sie Sheppard erreicht hatten. »Gut hinbekommen«, flüsterte er ihr zu und drückte sie kurz an sich.
    »Er hat es kaputt gemacht«, entgegnete sie.
    Sie sagte es ein bisschen zu laut, Dillard hörte sie und warf ihr einen bösen Blick zu. Er zeigte mit dem Finger auf sie und formte unhörbar die Worte: Shep, kümmere dich um das Kind.
    Annie starrte Dillard in die Augen und schob ihren Mittelfinger an der Wange hoch. Fick dich und das Pferd, auf dem du angeritten gekommen bist.
    Sie wusste, dass er es gesehen hatte, aber er schaute schnell weg.

6
    Miras Aufmerksamkeit teilte sich wie ein Atom. Ein Teil von ihr war sich Annies neben ihr bewusst, der anderen Personen hinter ihr, ein zweiter Teil von ihr konnte immer noch im Geist den Wagen der Verbrecher sehen.
    Der Fahrer wandte sich nach rechts, also tat sie das ebenfalls. Der Fahrer beschleunigte, also tat sie es ihm gleich. Die Kraft der Frau, deren Ohrringe Mira hielt, zog sie in die psychische Spur des Lieferwagens, die frühmorgendliche Straße entlang, in eine Gasse mehrere Kreuzungen weiter.
    Dann kam Dillard näher an sie heran – und seine Energie lenkte sie ab, lockte sie, zog sie an sich. Sie hatte kein Verlangen danach, den Mann zu lesen, also machte sie komplett dicht. Du musst deine Grenzen ganz klar ziehen, hatte Nadine ihr geraten. Du musst die Regeln festlegen. Das hatte sie nicht getan.
    Sie blieb stehen, wirbelte herum, schnauzte: »Das kannst du nicht machen, Leo.«
    Er zuckte zurück, bestürzt über die Strenge in ihrer Stimme. »Was?«
    »Du kannst nicht einfach so hinter mir auftauchen, wenn ich etwas lese.«
    »Oh. Okay. Tut mir leid. Ich, äh, ich dachte, vielleicht sollte ich den Wagen holen, damit wir den Weg fahren können, den du siehst.«
    »Ich muss gehen. Ich kann das nicht aus einem Wagen machen.« Zu gehen half ihr, geerdet zu bleiben, in Verbindung mit der Fassbarkeit der echten Welt. Sie machte sich nicht die Mühe, ihm das zu erklären. Aber weil sie besser lesen könnte, wenn er nicht in ihrer Nähe war, setzte sie schnell hinzu: »Du kannst uns aber im Wagen folgen, wenn du willst.«
    »Ich gehe ihn holen«, bot Emison an und streckte seine fette Hand nach den Schlüsseln aus.
    Dillard ließ die Schlüssel in seine Handfläche fallen, und er watschelte davon. Mira, enttäuscht, dass Dillard nicht verschwunden war, erklärte jetzt die Regeln, Grenzen, Bedingungen. »Wenn du eine Frage hast, die das betrifft, was ich tue, frag Annie oder Sheppard. Frag nicht mich. Das unterbricht den Fluss. Wenn ich etwas sage, dann bitte mich nicht darum, es zu wiederholen, denn ich werde mich wahrscheinlich nicht einmal daran erinnern, was ich gesagt habe. Ich lese, bis die Ader trockenliegt, und wenn das der Fall ist, dann dräng mich nicht zu weiteren Antworten.«
    »Den Tatort lesen. Den Fluss unterbrechen. Die Ader trockenlegen.« Er nickte, als er wiederholte, was sie gesagt hatte, dann versuchte er einen

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