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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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wie kühl und frisch das Wasser war, und wie süß es duftete. Sie ließ es in ihre Hände laufen und nippte daran, genoss es. Nach Andrew, vor zwölf Jahren, hätte sie für solches Wasser getötet. Sie wollte dieses Wasser über ihren Körper laufen spüren, durch ihr Haar, aber sie hatte noch kein Bad gesehen und vermutete, dass es von dem Schlafzimmer abging, in dem sich Crystal und Franklin befanden.
    Sobald sie wusste, wie sie von der Insel runterkäme, würde sie die beiden in Ruhe lassen. Doch dafür brauchte sie Geld, Klamotten, ein Transportmittel. Sie würde Franklin sagen, dass sie ihn für alles bezahlen würde, erst musste sie es allerdings aufs Festland schaffen, um an ihr Geld heranzukommen. Doch bevor sie etwas planen konnte, musste sie wissen, was die Bullen vorhatten.
    Nachrichten, dachte sie, und schaltete den kleinen Fernseher auf dem Küchentresen ein. Ganz sicher wurde über den Gefängnisausbruch etwas in den Nachrichten kommen. Sie schaltete durch die Kanäle, sie liebte die Freiheit der Wahl, niemand stand hinter ihr und wollte, dass sie diesen oder jenen Sender wählte, wie Granny Moses und irgendwelche Inhaftierten im Gemeinschaftsraum. Sie konnte sich ansehen, was sie ansehen wollte. Kochkurse. Oprah. Cartoons. Wen kümmerte es?
    Schon allein aufgrund der Anzahl von Sendern ging sie davon aus, dass Franklin Satellitenfernsehen hatte. Woran hatte dieser Kerl nicht gedacht? Vermutlich hatte er ein Funkgerät, ein weiteres Fahrzeug, Fahrräder, ein paar Waffen, Karten, zusätzliche Generatoren, vielleicht sogar Brennstoffzellen. Die Energiequelle der Hütte faszinierte sie. Brennstoffelemente, Solarzellen, ein Generator: Gab es etwas, was sie vergaß?
    Schade, dass er kein Flugzeug hatte.
    Sie stellte einen Lokalsender aus Miami ein. Werbung. Tia trocknete die Teller und das Besteck ab und legte alles zurück in die Schränke und Schubladen. Die Werbung endete, und sie drehte lauter.
    »Falls Sie heute Morgen gerade erst einschalten«, verkündete eine hübsche Ansagerin, »die wichtigste Nachricht des Tages betrifft den Hurrikan Danielle. Um acht Uhr heute Morgen hat das National Hurricane Center in Miami die Hurrikan-Vorwarnung für Südflorida und die Keys zu einer Hurrikan-Warnung hochgestuft.
    Danielle hat mittlerweile eine Windgeschwindigkeit von knapp 230 Stundenkilometern erreicht und wird sich in den nächsten Stunden möglicherweise zu einem Sturm der Kategorie fünf entwickeln. Um elf Uhr heute Morgen betrug Danielles Zentraldruck 929 Millibar, das sind nur sieben Millibar mehr als bei Andrew, als der Wirbelsturm vor zwölf Jahren Homestead erreichte. Nur zwei Hurrikans waren mächtiger als Andrew – Hurrikan Camille 1969 mit einem Zentraldruck von 909 und der Labor Day Hurrikan im Jahr 1935, der die Florida Keys verwüstete und einen Zentraldruck von 892 aufwies.
    Die Evakuierung ist zwangsweise angeordnet worden für alle Bewohner zwischen Key West und Tavernier. Alle Besucher der Keys müssen diese ebenfalls verlassen. In Dade und Broward County ist die Evakuierung in den Bereichen östlich der US1 verpflichtend. In Palm Beach County wurde die Warnung auf einen Vorwarnung heruntergestuft, aber die Behörden raten dennoch zu einer freiwilligen Räumung, falls Sie sich östlich der US1 befinden.
    Es wird damit gerechnet, dass der Gouverneur die Straßenbenutzungsgebühr auf dem Florida Turnpike erlässt und alle Spuren nach Norden freigibt. Vor dreißig Minuten durften nur noch Einsatzfahrzeuge in Richtung Florida Keys fahren, und alle Boote und Marinefahrzeuge in der Gegend müssen unverzüglich Richtung Norden gebracht werden. Wir schalten jetzt live zum National Hurricane Center zu den neuesten Informationen über Danielle …«
    Das Blut rauschte in Tias Ohren, sie konnte nicht schlucken. Ihr Geist raste zwölf Jahre zurück. Sie begann zu zittern und schlang ihre Arme um ihren Körper, stocksteif vor Schreck. Nicht schon wieder, lieber Gott, bitte lass das alles einen Fehler sein.
    Jetzt erschien ein Meteorologe, er saß an seinem Schreibtisch, hinter sich eine große Karte, auf die ein Satellitenfoto des Sturms projiziert wurde. »Großer Gott«, flüsterte sie mit so angespannter Stimme, dass sie fast an den Worten erstickte.
    Er war ganz und gar wie Andrew – klein, kompakt, unglaublich kraftvoll. Das Auge war, wie bei Andrew, so präzise geformt, dass sie die mit Höchstgeschwindigkeit wirbelnden Winde am Rand des Auges ausmachen konnte. Danielle befand sich ein wenig

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