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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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und streckten sich auf dem glatten Holzboden. Richtiges Holz, nicht dieser Laminat-Mist. Das gefiel ihr; es war ihr nicht aufgefallen, als es dunkel gewesen war. Ihr Blick bewegte sich langsam durch das Zimmer, bemerkte die Details.
    Es war kein großes Zimmer, aber wenn man Monate in einer Zwei-Meter-Zelle verbracht hatte, erschien es einem riesig wie Russland. Die Pinienmöbel würden keinen Preis von Good Housekeeping bekommen, aber ihr gefiel, was sie sah. Pinie. Bunte kleine Teppiche, farbige Kissen auf dem schwarzen Sofa, ein paar gewebte Decken hingen über den Sessellehnen. Ein wundervoller Schaukelstuhl, der ganz schön alt aussah.
    Fotos von Unwetterfronten an den Wänden. Tia erinnerte sich, dass Crystal ihr erzählte hatte, dass Franklin Meteorologe war, doch diese Fotos deuteten auf eine Besessenheit mit Stürmen hin – Staubstürmen, Wirbelstürmen, Tornados, Sommerstürmen, Schneestürmen, Hagelstürmen, Sonnenstürmen, Weltraumstürmen, Eisstürmen, Wüstenstürmen – und Satellitenfotos von Hurrikans. Die Fotos zogen sie magnetisch an, mit einer Intensität, die ihr Angst einflößte.
    Tia ließ sich zu Boden fallen und absolvierte fünfundsiebzig Liegestütze, sie zwang ihre Aufmerksamkeit weg von den Fotos. Wann immer die Panik sie zu überkommen drohte, machte sie daraus etwas Körperliches. Ihr wurde bewusst, dass der Zustand kurz vor einer Panikattacke seit fast einem Jahr ihr Normalzustand gewesen sein musste, denn sie hatte die ganze Zeit Liegestütze, Sit-ups, Yogaübungen und Gewichtheben gemacht, wenn Gewichte da waren. Wahrscheinlich war sie körperlich besser in Form als je zuvor in ihrem Leben – dank der kreischenden Wahnsinnigen hinter der Tür in ihrem Schädel.
    Tia trat ans Fenster. Der Wald sah dicht aus, abweisend, wunderbar ursprünglich. Hier gab es keine Stromleitungen, dachte sie, und fragte sich, woher die Hütte den Strom be-zog. Solarzellen? Wind? Generatoren? Nach Monaten, die sie sich mit der Topografie und den geologischen Anomalitäten Tangos beschäftigt hatte, wusste Tia, dass das Naturschutzgebiet viele hundert Hektar einnahm und so wild und unberührt war, wie sonst nichts mehr auf den Florida Keys. Wenn sie sich tatsächlich in diesem Gebiet befanden, wie weit hinein waren sie gefahren?
    Und noch wichtiger: Wie lange hatte sie geschlafen? Wie spät war es? Und wo ist der Hurrikan?
    Die Brust wurde ihr eng, als sie daran dachte. Noch nicht. Denk noch nicht daran.
    Schnell klopfte sie auf ihre hintere Hosentasche – und war augenblicklich erleichtert. Ihr dickes kleines Spiraltagebuch war noch da. Granny Moses hatte die Büchlein an alle Insassen ihres Gefängnisses ausgegeben, sie hatte ihnen gesagt, sie sollten täglich hineinschreiben, selbst wenn es nur ein Satz oder ein Absatz wäre. Sie schien das für eine Art Therapie oder Rehabilitation zu halten. Die meisten Insassen machten sich nicht die Mühe – Crystal hatte es nie getan –, aber Tia hatte in dem Tagebuch einen Freund gefunden. Mithilfe des Schreibens fiel es ihr leicht, durch die Wirren ihres Lebens zurückzuschwimmen und sie zu ordnen. Mittlerweile repräsentierte das Tagebuch das Zentrum ihres Seins, ihr wahres Herz.
    Sie drehte sich um, sie suchte nach der Waffe, die Franklin ihr auf der Flucht zugeworfen hatte. Verschwunden. Okay. Franklin hatte seine Kanone wieder einkassiert. Er war der Chef, der Boss. Alles klar. Sie hatte verstanden.
    Tia ging in die Küche, ein lang gestrecktes Zimmer mit einem Fenster hinter der Spüle, durch das man auch nur Bäume sehen konnte. Es gab sowohl einen Kühlschrank als auch einen Tiefkühlschrank, die beide komplett gefüllt waren. Es sah aus, als hätte er vorgehabt, lange hierzubleiben. Er befreite seine Chiquita aus dem Knast, und statt von der Insel zu fliehen, versteckt er sich an einem vorbereiteten Ort. Klug. Damit machte er Punkte bei ihr.
    Sie setzte Kaffee auf und machte sich ein wundervolles Frühstück – Omelett, gebutterten Toast, krossen Speck. Gott, oh Gott, freies Essen in einer freien Küche an ihrem ersten Tag als freie Frau. Nach neun Monaten, einer Woche und drei Tagen im Knast war das Erlebnis, sein eigenes Essen auszusuchen und zuzubereiten, richtigen Kaffee zu trinken, einfach hier am Küchenfenster in dieser großartigen Stille zu stehen, so wundervoll und in seiner Einfachheit zugleich beschämend. Sie würde nie wieder im Gefängnis sitzen. Niemals. Eher würde sie sterben.
    Sie wusch ihr Geschirr ab, wobei sie darüber staunte,

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