Verwüstung
T-Shirt, das gerade eben ihren dürren Arsch bedeckte, und nicht viel mehr. Ein Blick, und Tia wusste, dass sie in den letzten paar Stunden wie blöde gevögelt und dass es ihr gut gefallen hatte. Sie strahlte.
»Tia, wo warst du?«
»Ich hab den Wind geschmeckt«, sagte sie. »Hast du die Nachrichten gesehen? Dieses Biest kommt.«
»Ich seh es gerade«, rief Franklin aus der Küche.
Tia eilte in die Küche, das dürre weiße Mädchen patschte neben ihr her. Billy Joe Franklin stand in Jeans und einem offenen Hemd vor dem Herd, die Füße nackt. Er bewachte Speckstreifen und Pilze, die in Butter brieten, und vier Eier in Öl. Er kaute laut an einem knackigen rot-gelben Apfel.
»Hast du Fensterabdeckungen für dieses Haus, Billy?«, fragte sie. »Sperrholz?«
»Nein.«
»Einen Extrawagen? Ein Fahrrad?«
»Nein.«
»Was ist mit der Harley in dem Lagerraum?«
»Wenn die sich nicht in ein Boot verwandelt, bringt sie uns jetzt nichts.«
»Kommt der Sturm, Billy?«, fragte Crystal und kaute besorgt auf ihrer Unterlippe herum. »Sagen sie das in den Nachrichten?«
»Mm-hmm.« Noch ein Bissen Apfel, dann löffelte er die Pilze aus der Pfanne, legte sie auf ein Bett aus Küchenpapier und wendete den Speck.
»Und wir bleiben hier?«, platzte Crystal heraus.
Er zielte mit der Fernbedienung auf den Fernseher und wechselte den Sender. »Willst du da drin feststecken?« Luftaufnahmen füllten den Bildschirm, gut dreihundert Kilometer kompletter Stau.
Crystals blaue Augen weiteten sich. Sie schaute entgeistert.
»Und wenn Danielle das Land erreicht«, fuhr Franklin fort, »wird sie eine Flutwelle von mindestens viereinhalb bis fünfeinhalb Metern vor sich hertreiben, vielleicht höher. Und das ganze Wasser wird über dieses schmale Stückchen Straße klatschten und all diese verdammen Autos ins Nirwana befördern.«
»Vielleicht können wir ein Boot klauen und auf der Golfseite abhauen.«
Franklins Gesichtsausdruck machte deutlich, dass er fand, dass Crystal in Sachen Intelligenz nicht viel zu melden hatte. Nichts ist schlimmer als ein arroganter Mann, dachte Tia und spürte, wie sich die alte Wut in ihrem Winterschlaf unruhig wälzte und beinahe erwachte. Sie schob sie zurück in die Nische, wo sie verborgen lag.
»Nich, wenn solcher Wellengang is«, sage Tia.
Die nachlässige Sprache war an den Volltrottel gerichtet. Sie wollte, dass er sie für eine dumme Niggerschlampe hielt. Sie deutete auf den Fernseher, wo sich das Wasser auf der Atlantikseite der Straße bereits wild aufbäumte, die Wellen schlugen auf schmale, steinige Strände. In wenigen Stunden würden diese Wellen bereits über die Straße schwappen.
»Allerdings«, stimmte Franklin zu.
»Ich bin lieber hier als dort«, sagte Tia und schaute Franklin herausfordernd an. »Aber wenn wir hierbleiben, dann geht das nicht in dieser Hütte drin.«
»Hey, es wird alles gut gehen. Die Bäume stehen so dicht, dass sie eine Mauer gegen den Wind bilden.«
Was? Und der Kerl war Meteorologe gewesen? Der redete irre. Sie musste sich bemühen, ruhig zu bleiben. »Entschuldigung, aber nichts bildet eine Mauer gegen so starke Winde. Selbst die Bäume da draußen werden nackt sein hinterher, die Stämme zerfetzt und die Äste wie kleine Raketen. Jede Glasscheibe hier wird kaputtgehen, das Dach wird davonfliegen wie der Deckel einer Blechdose. Selbst wenn diese Hütte nach Andrew wiederaufgebaut wurde, wo sie strengere Vorschriften hatten, wird das nichts helfen, wenn wir direkt getroffen werden, denn am Ende wird Tango aussehen wie Hiroshima. Da geht es uns noch besser in dem Betonlager. Das erschien mir ziemlich solide. Keine Fenster. Ein Ziegeldach.«
Franklin schaute sie eigenartig an, als sähe er sie zum ersten Mal. »Klingt, als hättest du ein paar Hurrikans hinter dir, Lopez.«
»Nur einen.« Den, der zählte. »Andrew.«
»Wo hast du gelebt?«
»Zwei Straßen vom Zoo entfernt, in einem Wohnblock, in dem über vierhundert Menschen waren. Andrew hat das Ding plattgemacht, nur sechzehn haben überlebt.«
»Unmöglich. Die offiziellen Todeszahlen nach Andrew waren zwanzig oder fünfundzwanzig, in dem Dreh.«
»Du kannst ja die offiziellen Zahlen glauben, wenn du willst. Aber ich habe die verdammten Leichen selbst gezählt. Wir waren zehn Tage ohne Wasser, Essen oder Erste Hilfe. Wir haben in Scheiße gewühlt. Wir haben mit den Affen ums Essen gekämpft. Sie waren aus dem Zoo entkommen, zusammen mit ein paar Panthern und Tigern. Wir mussten uns vor
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