Verwüstung
schnell, dass es kein Problem sein würde. Bei den Faltläden steckte noch der Schlüssel im Schloss.
Er stieß das Tor zum hinteren Garten auf und lief zügig über den Rasen zum nächsten Faltladen. Er drehte den Schlüssel, schob den Laden zur Seite und schaute durch eine Glasschiebetür ins Wohnzimmer. Die Tür war nicht verriegelt, er schob sie auf und trat ein.
Wer immer hier lebte, war vor nicht allzu langer Zeit weggefahren, dachte er. Ein leichter Hauch von Parfüm hing noch in der kühlen Luft. Und dahinter verbargen sich weitere Düfte – Seife oder Shampoo, Essen, Tiere, die Gerüche eines normalen Lebens. Er überprüfte die Fenster, die Türen, ob es Oberlichter gab. Das Haus war aus Beton gebaut, hatte keine Fenster in den Decken, eine äußerst verwundbare Stelle bei einem Hurrikan – und die Fenster und Türen nach draußen schienen durch die Läden gut geschützt zu sein. Das Telefon funktionierte, das Wasser lief, und der Kühlschrank war groß genug, um alle Vorräte aufzunehmen, die sie mitbringen konnten. Er drehte die Temperatur im Kühlschrank und Tiefkühltruhe auf die kältestmögliche Einstellung, damit es im Inneren der Geräte schon möglichst kalt war, wenn sie zurückkamen. Selbst wenn der Strom ausfiel – und das war ziemlich sicher – würden Kühlschrank und Tiefkühltruhe so acht oder zehn Stunden länger durchhalten.
Er ging ins Schlafzimmer. Die Fenster waren eine Standardausführung, aber die Läden verschlossen sie gut, und das Zimmer selbst machte einen soliden, sicheren Eindruck. Er sah keine Anzeichen von Wasserschäden an der Decke oder an den Wänden, nicht einmal um die Fußleisten herum. Das angrenzende Bad war groß und fensterlos, die Metalltür erschien ihm allerdings klapprig. Vergiss das Bad als sicheren Raum, dachte er, und betrat einen begehbaren Kleiderschrank.
Keine Fenster, richtig kuschelig. Ihm gefielen die weiblichen Düfte im Schrank. Das verlockende Parfüm, das er bereits gerochen hatte, als er ins Haus gekommen war, die Seide, die Weichheit, das Geheimnisvolle. In den Fächern des Regaleinsatzes steckten Höschen, BH s, Slips, Nachthemden, alles ordentlich gefaltet. Franklin zog ein lavendelfarbenes Seidenhöschen heraus, entdeckte das Victoria’s-Secret-Logo, hielt es hoch. Er pfiff leise. Die Frau, die die trug, musste ein zartes Ding sein, dachte er und fragte sich, warum sie überhaupt Unterwäsche trug. Er rieb das Höschen an seiner Wange, er liebte die kühle Geschmeidigkeit der Seide und atmete ihren Duft ein.
Davon wurde er hart.
Er wollte sich mit dem Slip auf dem Boden zusammenrollen.
Die Versuchung, das Höschen mitzunehmen, war groß. Aber er war Wasser, er war jetzt wieder vollständig mit Crystal vereint und stopfte es daher in das Fach, aus dem er es gezogen hatte.
Der begehbare Schrank würde ihr sicherer Raum sein, entschied er und eilte hinaus und durch den Flur und durch die Glasschiebetür. Er ließ alles zurück, wie er es vorgefunden hatte, und dachte sogar daran, den Schlüssel des Faltladens wieder umzudrehen.
Der Wind pfiff durch den Garten, schüttelte die Büsche, die Bäume, peitschte ihm den Regen ins Gesicht, als er zu-rück zum Tor ging. Er hob immer wieder seine Finger an Nase und schnupperte daran. Der Duft des Höschens lag noch auf seiner Haut. Vor Jahren hatte er die Unterhose einer Freundin seiner Schwester gestohlen, eine kleine Bikinihose wie diese – wenn auch nicht von Victoria’s Secret – und sie wochenlang unter seinem Kissen versteckt. Jede Nacht hatte er sie gestreichelt und an das Mädchen gedacht, und an einem Nachmittag im Frühling hatte die besagte Freundin seiner Schwester sich an ihn rangemacht, und sie hatten es auf einer Wiese in der Nähe des Hauses getrieben. Sie war siebzehn, er war vierzehn, und ihre Beziehung hielt, bis sie im Herbst an die Uni ging.
Selbst jetzt glaubte er noch, dass dieser Slip irgendwie Zauberkraft besessen hatte, er stellte eine Verbindung zwischen ihm und der Freundin seiner Schwester her, die sie zu ihm zog, auf diese Frühlingswiese vor so vielen Jahren. Er fragte sich, was ihn und Crystal in den letzten Monaten verbunden hatte. Lust und Liebe waren ein Teil davon, dachte er, aber ihre wahrhaftigste Verbindung bestand darin, dass sie beide Wasser waren.
Franklin lief seitlich am Haus entlang, er hielt sich dicht an der Mauer, wo eine hohe Hecke ein wenig Schutz vor dem Wind bot. Er blieb kurz an der vorderen Ecke des Hauses stehen – und entdeckte
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