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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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Gezanke. Das waren Zeichen, die er verstand, und die frühen Jahre seines Lebens waren voll davon gewesen.
    Seine Eltern hatten weder Alkohol- noch Drogenprobleme, und keiner von ihnen hatte ihn oder seine Schwester je körperlich misshandelt. Sie passten nur so wenig zueinander wie Wölfe aus verfeindeten Rudeln, und das Einzige, was sie die ersten acht Jahre von Franklins Leben zusammenhielt, war die Religion. Gute Katholiken trennten sich nicht, ließen sich nicht scheiden. Gute Katholiken gingen jeden Sonntag zur Messe, einmal im Monat zur Beichte, wurden getauft, empfingen die heilige Kommunion und hielten sich an die Gebote. Aber als Franklin in der dritten Klasse war, reichte nicht einmal mehr der Klebstoff des Katholizismus, um seinen Alten Herrn zu halten.
    Danach arbeitete seine Mutter in zwei Jobs und war selten zu Hause. Die Zimmer waren still. Er konnte seinen Fantasien nachhängen so lange und wann immer er wollte, ohne Angst haben zu müssen, dass sein Alter Herr in sein Zimmer stürmte und wissen wollte, was er da trieb.
    Seine Schwester war herangewachsen und hatte die Rolle seiner Mutter übernommen, und er hatte sie seit fünfzehn Jahren nicht mehr gesehen. Die Leute, mit denen er beim National Hurricane Center gearbeitet hatte, hatten ihn überhaupt nicht verstanden. Sie brüllten einander dauernd an – und ihn auch. Tu dies, tu das, wo ist die Vorhersage, das Computermodell, die Akte? Den Großteil seiner zwölf Jahre dort hatte er das Gefühl, mit zusammengebissenen Zähnen herumgelaufen zu sein, die Muskeln in seinem Nacken verspannten sich, er war immer am Rande eines Zusammenbruchs. Aber er hatte den Job besser als praktisch alle anderen dort gemacht, und sein Wissen über Hurrikans war weit größer als das seiner Kollegen. Als also die Beförderung, die er verdient hatte, einem Mann zugefallen war, der keine Ahnung von Hurrikans hatte, waren all diese Jahre des Geschreis und der Streitereien, tu dies, tu das, in einem großen Tsunami der Wut ausgebrochen.
    Und als die Wut vorüber war, hatte er seinen Chef und zwei Wachmänner niedergeschlagen und den Typen verprügelt, der den Job bekommen hatte. Er hätte dafür sitzen müssen, aber sein Konkurrent wollte keine Anzeige erstatten. Wie christlich von ihm.
    Er bog auf die unbefestigte Straße, die zurück ins Naturschutzgebiet führte. Der Wind ließ die Bäume hin- und herschwanken, riss Blätter ab, brach Zweige. Doch die Bäume boten Schutz vor dem schlimmsten Wind und Regen, und er konnte endlich wieder durch die Windschutzscheibe sehen. Blätter sausten wie exotische Vögel durch die Luft. Zweige fielen auf den Weg. Er versuchte noch einmal, die Handynummer zu erreichen, hatte aber wieder kein Netz.
    Er gab es nur ungern zu, aber die Amazone hatte vermutlich recht mit dem Keller unter der Garage der Hütte. Ein einziger Zugang war nie eine gute Strategie. Er hätte eigentlich selbst darauf kommen müssen. Wenn es nur einen Weg in die Bank, die Crystal und er ausgeraubt hatten, gegeben hätte, und einen raus, wäre keiner von ihnen jetzt hier. Obwohl er nicht unbedingt den Hurrikan im selben Haus wie die Amazone überstehen wollte, hatte Crystal das Gefühl, es der Frau zu schulden. Und er fühlte sich schuldig, dass Crystal für ihn hatte sitzen müssen, also würde er das für sie tun. Er würde der Amazone erlauben mitzukommen.
    Er schaltete das Radio ein, empfing aber nur Rauschen. Er zog ein NOAAH -Radio aus dem Handschuhfach. Es funktionierte besser als das Autoradio, und die Trockenheit der Sprache beruhigte ihn. Danielles Koordinaten, Windgeschwindigkeit, Vorwärtsbewegung, Spitzengeschwindigkeit. Geradeheraus, vollkommen neutral. Das war die Art Information, die ihn als Kind immer beruhigt hatte. Er vermutete, dass sein Interesse an Stürmen damals begonnen hatte. Umgeben von Zorn hatte er Frieden in den brutalsten Stürmen der Natur gefunden.
    Aber was er von NOAAH hörte, brachte weder Frieden noch Ruhe. Danielle war jetzt gut dreihundert Kilometer von Key West entfernt, geschätzt jedenfalls, denn der nächste offizielle Bericht war erst in einer Stunde fällig. Der Hurrikan war nicht mehr von dem Weg abgewichen, der ihn auf die Keys zuführte. Danielle war dreihundert Kilometer breit, groß genug, um das südliche Palm Beach County zu streifen, aber nur halb so groß wie das Monster Hugo, das einen Durchmesser von sechshundertfünfzig Kilometern gehabt hatte.
    Danielles Zentraldruck war in den letzten sechs Stunden stetig

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