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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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einen Streifenwagen, der langsam die Straße hochfuhr, die Scheinwerfer brannten durch den dichten Regen.
    Er trat zurück, drückte sich an die Wand, sein Atem fing sich in der Mitte seiner Brust. Selbst wenn der Bulle das Nummernschild des Käfers überprüfte – und dafür gab es keinen Grund –, würde ihm das nichts bringen. Es war ein Nummernschild aus New Hampshire, alles okay, alles bezahlt. Er sollte einfach mit gesenktem Kopf zum Käfer laufen, einsteigen und losfahren, als hätte er jedes Recht dazu. Ich bin Wasser, vergegenwärtigte er sich. Ich bin Wasser. Aber trotzdem rührte er sich nicht.
    Er kniff die Augen zu, versuchte, sich in einen Zustand zu zwingen, in dem er jede Rolle glaubhaft ausfüllen konnte. Er hatte diese Fähigkeit als Kind gelernt, in einem Haushalt voller Irrer. Aber sein Hirn hörte nicht zu. Sein Hirn steckte in den Mustern seiner Kindheit fest, die sich aus den Konfrontationen mit seinem Vater ergeben hatten, der ultimativen Autorität. Was zum Teufel treibst du da, Billy?, wollte sein Alter wissen, wenn er Franklin dabei erwischte, wie er irgendwelche Rollenspiele spielte oder etwas anderes tat, was seinem Vater nicht gefiel.
    Nichts, Vater.
    Und dann begannen der Streit und das Geschrei, und seine Mutter kam angerannt, und seine jüngere Schwester begann zu heulen, und wenig später brüllten alle im ganzen Haus.
    Ich bin Wasser.
    Er zwang sich, einen Schritt nach vorn zu machen, dann noch einen und noch einen. Er ging mit gesenktem Kopf, die Kapuze des Regenmantels verbarg ihn vollständig. Als er schließlich die Deckung des Hauses verließ, war der Streifenwagen nicht mehr zu sehen – und der Wind blies in die Kapuze hinein und riss sie ihm vom Kopf.
    Kaum saß er im Käfer, übermannte ihn die Angst, die eingesetzt hatte, als er den Streifenwagen entdeckte, erneut. Er begann zu zittern. Er nahm ein Handtuch vom Boden vor dem Beifahrersitz und rieb sein Gesicht und den Kopf trocken. Er wischte damit über die Windschutzscheibe und versuchte, sie freizubekommen, um endlich von hier zu verschwinden.
    Der Regen war jetzt so dicht, dass Franklin keinen Meter weit sehen konnte. Die Scheibenwischer an dem instand gesetzten Käfer waren die Originale, alt und rostig, und selbst bei voller Geschwindigkeit reichte ihre Kraft nicht, um Herr über die Regenmassen zu werden. Und der Wind, großer Gott. Jedes Mal, wenn er ein Straßenstück erreichte, das nicht von Bäumen gesäumt war, heulte der Wind aus dem Osten und der Käfer hustete und zitterte. Obwohl es spät am Nachmittag war und Sommer, wo es erst gegen neun dunkel wurde, herrschte schon Zwielicht.
    Franklin fuhr im dritten Gang und beugte sich über das Lenkrad, er umklammerte es so fest, dass seine Knöchel wie weiße Knöpfe aussahen. Sein Fuß schwebte die ganze Zeit dicht über dem Bremspedal. Dann und wann fuhr er an einem anderen Wagen vorbei, doch alles deutete darauf hin, dass die Evakuierung vorbei war, die Brücke geschlossen und die meisten Leute, die auf der Insel geblieben waren, sich verkrochen hatten, wo auch immer, um dort den Sturm abzuwarten.
    Handy raus. Er wählte die Nummer des Handys, das er Crystal dagelassen hatte. Er wollte ihr die gute Nachricht übermitteln, dass er das perfekte Haus gefunden hatte und dass sie und die Amazone Essen und Ausrüstung in den Lieferwagen laden sollten. Da so wenig Verkehr herrschte, wäre es sicher ungefährlich, mit dem Lieferwagen vor das Haus zu fahren, in dem Wagen hatten sie mehr Platz für Essen und Ausrüstung als im Käfer. Das Telefon klingelte nur einmal, dann hörte er eine Nachricht, dass die Nummer besetzt sei. Er versuchte es erneut und Kein Netz erschien auf der Anzeige.
    »Scheiße.«
    Die Sendemasten konnten doch nicht schon beschädigt sein, oder? Vielleicht war es einfach seine Position hier in den Hügeln. Und vielleicht ist es ein Zeichen, Billy Joe. Das hatte seine Mutter immer gesagt. Wann immer etwas schiefging, war es ein Zeichen . Aber ein Zeichen für was? Und wer schickte einem diese rätselhaften Zeichen? Gott? Der Teufel? Heilige? Sie sagte es nie, sie enthüllte nie das mysteriöse Auftauchen oder die Quelle dieser Zeichen, doch sie hatte sich ihr Leben lang nach ihnen gerichtet.
    An dem Tag, an dem sein Vater einfach abhaute, hatte seine Mutter ihm gestanden, dass es viele Zeichen gegeben hatte, dass es so kommen würde. Na ja, hatte er gedacht. Zeichen wie die endlosen Streitereien, das Gebrüll mitten in der Nacht, das dauernde

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