Verwüstung
Lieferwagen würde Probleme haben, hier herauszukommen, vor allem wenn sie nicht losfuhren, bevor der Wind das obere Ende der Kategorie drei erreichte.
Und wie sollten sie mit dem Lieferwagen hier rauskommen, wenn der Käfer im Weg stand? Durch das Unterholz.
Er trat gegen die Tür, die Reifen, den vorderen Kotflügel. Er warf sich auf die Motorhaube des Käfers und hämmerte mit seinen Fäusten darauf. »Du Scheißding!«, heulte er und taumelte wieder zurück. Er suchte seine Pistole und schoss die Windschutzscheibe kaputt, die Reifen, er durchlöcherte die gesamte Karosserie.
Als sein kleiner Wutausbruch vorüber war, fühlte er sich ein wenig besser. Okay, ja, er war ein paar Minuten durchgedreht. Er war zu Feuer geworden, aber jetzt ging es ihm gut. Er wurde wieder Wasser. Wie konnte er Wasser ignorieren? Der Regen ergoss sich vom Himmel, nässte alles, wohin er trat. Regen, Wasser, Regen, Wasser.
Ich bin Wasser.
Warum atmete er dann Luft?
Ich bin Wasser.
Warum schwamm er dann nicht?
Ich bin Wasser. Zwei Drittel des Planeten sind Wasser. Der menschliche Körper besteht zu achtundneunzig Prozent aus Wasser. Blut, Samen, Spucke, Tränen, Fruchtwasser, Rückenmarksflüssigkeit. Habe ich noch etwas vergessen?
Er stand im Dämmerlicht, nass und hungrig wie ein einsamer, herumstreunender Hund. Schlamm sickerte in seine Schuhe. Seine Socken klebten an seinen Knöcheln. Seine Klamotten klebten auf seiner Haut. Wie weit noch?
Ich bin Wasser, ich werde schwimmen.
Aber er konnte nicht schwimmen. Er konnte kaum aufrecht gehen, der Wind drückte gegen ihn, kämpfte mit ihm, führte sich als Sieger auf, die Luft war stärker als das Wasser.
Franklin sank im Schlamm auf die Knie, die Bäume um ihn herum bogen sich. Zweige kratzten an seinem Rücken, seinem Nacken, seinem Schädel. Der Wind wurde zu einer Betonmauer, gegen die er sich stemmte, kämpfte, wütete. Er verlor seine Pistole. Zuerst hatte er sie noch, einen Moment später riss die Luft sie ihm aus den Händen und die Erde sog sie auf.
Er lag jetzt auf dem Bauch, seine Arme bewegten sich, als schwimme er, seinen Mund hatte er geschürzt wie den eines Fisches, um zu atmen. Ein, aus, ging die Luft. Vor und zurück gingen seine Arme. Vor und zurück gingen seine Beine. Und dann konnte er die Lichtung sehen, auf der die Hütte stand, und sein Herz wurde zu Eis.
Zwei Fahrzeuge. Ein Truck, ein Jeep. Bullen. Sie hatten ihn gefunden, hatten sein Versteck gefunden, sein Heiligtum. Wie hatten sie ihn gefunden?
Der Truck war näher.
Er würde den Truck erreichen. Er würde tief in den Schlamm tauchen wie einer dieser Süßwasser-Katzenfische, die in den Seen Südfloridas lebten, Schlammfresser hatte sein Alter Herr sie genannt, und er würde zu dem verdammten Truck schwimmen.
11
Tia brauchte weder Augen noch Ohren, um zu wissen, dass der Sturm an Fahrt zulegte. Sie spürte das Fallen des Luftdrucks in den Ohren, in dem harten, anhaltenden Klopfen hinter ihren Augen, in den Gelenken, den Zähnen. Und es machte sie gereizt, nervös. Franklin hätte längst zurück sein sollen.
Crystal und sie waren in der Garage, sie luden Essen und Ausrüstungsgegenstände in den Lieferwagen. Sie hatte befunden, dass es kein Risiko wäre, den Lieferwagen auf dem kurzen Weg zu benutzen, und außerdem hatten sie vielleicht keine Wahl. Wenn Franklin nicht zurückkam, war der Lieferwagen ihre einzige Möglichkeit, hier wegzukommen.
»Glaubst du, sie haben ihn geschnappt?«, fragte Crystal und sprach aus, was Tia ebenfalls dachte.
»Ich weiß es nicht.«
»Was sagt dein Bauch?«
»Ich habe Krämpfe.«
»Nein, ich meine, was sagt dein Bauch über Billy?«
»Mein Bauch schreit, dass wir hier verschwinden sollten, solange es noch geht. Wenn dein Kerl nicht zurück ist, wenn wir hier fertig sind, dann sollten wir abhauen. Aber wir brauchen eine Waffe. Was hat er mit dem Gewehr gemacht, das ich benutzt habe?«
»Ich weiß es nicht. Wo sollen wir denn hin?«
»Ein Haus finden.«
»Aber das macht er doch.«
»Und wo ist er? Warum ist er noch nicht zurück?«
Crystal zog ihre Unterlippe zwischen die Zähne, schüttelte den Kopf und sah aus, als würde sie gleich weinen. »Ich … ich weiß es nicht. Ich habe ein halbes Dutzend Mal sein Handy angerufen, aber er meldet sich nicht, oder es ist besetzt, oder ich habe kein Netz. Vielleicht ist etwas passiert. Vielleicht … haben sie ihn.«
»Genau. Deswegen müssen wir hier weg.«
»Aber dann können wir keinen Kontakt zu ihm
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