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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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ihn auf ihre linke Schulter.
    Der Schmerz explodierte in ihr, sie sah nur noch Sterne. Sie schrie auf, Crystal kreischte, die Männer brüllten sie und einander an. Sheppard warf sich auf Emison und riss ihm den Schlagstock aus der Hand. Sie sah das alles vor Schmerzen verschwommen, schnell wie ein Blitz, wie im Zeitraffer.
    »Du Vollidiot!«, rief Sheppard. »Was zum Teufel soll das?«
    »Jetzt halt mal die Luft an, Junge«, brülle Emison. »Mich spuckt kein Nigger an, verstanden! Kein …«
    Der Knall eines Schusses brachte Emison zum Schweigen, brachte alle zum Schweigen. »Schafft die Frauen hier raus in den Jeep«, befahl der Obermotz.
    Tias Blickfeld blieb verschwommen, aber der Geschmack von Chili breitete sich in ihrem Mund aus, ein Zeichen, dass die alte Wut in ihr erwacht war. Sie spürte die Wut durch den Schmerz in ihrer Schulter hindurch, spürte sie auf ihrer Haut, während die Handschellen sich erhitzten, spürte sie in dem Adrenalin, das ihr Blut überflutete. Sie war im roten Bereich, es erfüllte ihren Geist, ihr Bewusstsein, ihr ganzes Sein. Und plötzlich waren die Handschellen weg, ihre Arme waren frei, sie spürte keinen Schmerz mehr, sie spürte gar nichts mehr. Sie war vollkommen im roten Bereich.
    Als sie aufsprang, packte sie die Unterseite des Tisches und kippte ihn um. Sie wirbelte herum, ihr Körper war angespannt, wo er angespannt sein sollte, locker, wo er locker sein sollte, und sie trat, drehte sich, trat noch einmal und noch einmal, eins, zwei, drei – Emison, Sheppard, der Latino, alle am Boden. Sie hatte ihr Tagebuch – und die Remington. Sie lud durch und schoss damit auf den weißhaarigen Wichser, verfehlte ihn, erlegte aber das Panoramafenster. Der Wind packte die Glassplitter augenblicklich und wirbelte sie durch den Raum.
    Tia drehte sich um und rannte in den hinteren Teil des Hauses. Sie stopfte ihr Tagebuch in die Hosentasche. Der Schmerz in der Schulter ließ in ihrem Schädel ein Feuerwerk hochgehen. Schreie und Schüsse hallten durch den Sturm. Crystal lief knapp vor Tia her.
    Noch ein Schuss. Holzsplitter flogen ein paar Zentimeter von Tias Gesicht entfernt aus der Wand, dann bog sie um eine Ecke und rannte durch die Hintertür hinaus.
    Der Regen stach in ihren Augen, der Wind kämpfte gegen sie. Crystal umrundete das Haus zuerst, sie verschwand in einem windgepeitschten Durcheinander aus Jeans und blassem Gelb aus dem Blickfeld. Tia rannte mit aller Kraft, der Schmerz stach in ihre Rippen, ihre Lungen, ihre verletzte Schulter. Sie schlidderte um die Ecke – und Sheppard tauchte in ihrem Blickfeld auf, ein Hindernis zwischen ihr und der Freiheit. Tia sprang, bevor er sie auch nur sah. Ihr linker Fuß löste sich vom Boden, und ihr Körper wurde zur Rakete.
    Sekunden später traf sie ihn, aber er packte ihren Fuß, und sie stürzten beide zu Boden. Sie verlor die Remington, dann rollten sie durch den Dreck, und sie wusste sofort, dass er im Vorteil war. Er war größer, schwerer, stark, und ihre Schulter schmerzte wie verrückt.
    Tia bemühte sich, ihre Wut unter Kontrolle zu kriegen, zum Siedepunkt zu gelangen, doch es gelang ihr nicht. Sie brauchte all ihre Kraft, um zu verhindern, dass er sie zu Boden drückte, letztlich gelang es ihr, den Körper hochzureißen und ihn abzuschütteln, sie kroch auf Händen und Knien durch den Schlamm, um die Remington zu fassen zu kriegen. Er packte ihren Knöchel und zerrte sie zurück, das war etwas, was ihr Mann ihr in der Nacht ihres letzten Streits angetan hatte, als er ihr vollkommen betrunken vorgeworfen hatte, eine Affäre zu haben. Der entsetzliche Geschmack von Chili erfüllte ihren Mund, und sie war wieder im roten Bereich.
    Sie wirbelte herum, trat nach ihm und als Nächstes lag Sheppard auf der Seite, rang nach Luft, stöhnte, und sie drückte ihm den Lauf der Remington an den Hals. »Ich habe nichts gegen dich, Sheppard, und ich will kein böses Karma. Lass mich einfach in Ruhe.«
    Seine Augen richteten sich auf ihr Gesicht, einen kurzen, schrecklichen Augenblick lang. Im nassen, grauen Licht sah sie, dass dieser Mann anders als die anderen war. Sie zog die Sig Sauer aus seinem Schulterholster, erhob sich, zielte mit der Remington immer noch auf ihn. Sie grapschte sich die Sachen, die aus seiner Tasche gefallen waren – Geldbörse, Handy, Schlüssel –, und wirbelte herum, als sie einen Wagen hinter sich hörte.
    Ein Truck raste auf sie zu, Franklin am Steuer, Crystal hing aus der offen stehenden Beifahrertür und

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