Verwüstung
Hände hinter dem Kopf.
»Wo ist Franklin?«, wollte Sheppard wissen.
»Fragen Sie seine Freundin.«
»Wir fragen dich, Lopez.« Der bekannte Südstaaten-Akzent kam von hinter ihr.
»Sheriff Emison«, sagte Tia, ohne sich umzusehen. »Wie nett, Ihre Stimme wiederzuhören.«
»Leg ihr Handschellen an«, sagte Sheppard. »Und klopf sie ab.«
Sie grinste. »Oh, meine Güte, ich schätze, Ihre Hellseher-Freundin muss ganz schön gut sein, dass sie uns gefunden hat, Sheppard.«
»Schnauze, Lopez«, blaffte der Sheriff. »Hände runter und hinter den Rücken.«
»Ich habe Sie auf CNN gesehen«, sagte sie zu Sheppard. »letztes Jahr. Um Weihnachten herum. Vierfachmord, Ihre Freundin war verschwunden …«
»Arme runter«, bellte Emison.
Sie senkte die Arme, Emison legte ihr Handschellen an, dann klopfte er sie gekonnt und gründlich ab und fand dabei das Messer, das sie an ihrem Unterschenkel trug.
»Nicht schlecht, Lopez, das muss ich dir lassen. Hübsches Messer. Oh, und was ist das?« Er zog ihr Tagebuch aus ihrer hinteren Hosentasche.
Tia zwang sich, nichts zu sagen, sonst würde Emison es gegen sie verwenden.
»Du schreibst, Lopez?« Er lachte. »Ich wusste gar nicht, dass du das kannst.«
Fick dich.
Er kam um sie herum, in der Hand eine Neun-Millimeter, und ihr Tagebuch ragte aus seiner Jackentasche. Er war ein ekelerregender Südstaatenwichser mit Bierbauch und miesem Charakter. Immerhin war er gute zwanzig Zentimeter kleiner als sie und musste zu ihr aufschauen. Das gefiel ihr.
»Los, Lopez.« Er gab ihr einen Stoß.
»Kein Grund für Gewalttätigkeiten, Sheriff.«
»Du hast Granny Moses umgebracht. Wir können so gewalttätig werden, wie wir verdammt noch mal wollen.«
»Der Blödmann hat sie mit dem Hummer plattgefahren. Ich hatte damit nichts zu tun. Ich mochte Granny.«
»Aber du bist trotzdem abgehauen, Lopez. Für den Fluchtversuch kriegst du noch mal fünfzehn Jahre.«
Sie lachte. »Was macht denn das für einen Unterschied? Ich komme in die Gaskammer, das wissen wir doch beide. Eine schwarze Frau, der man vorwirft, ein paar Männer umgebracht zu haben, von denen einige sogar Weiße sind wie Sie.«
Er ging rückwärts, zielte dabei immer noch mit seiner Pistole auf ihre Brust und wollte zu gern abdrücken, dann trat er ins Haus. Hinter ihr sagte der FBI -Mann: »Weiter, Lopez. Ins Haus.«
Sie ging in die Küche, dann ins Wohnzimmer und erstarrte. Crystal saß an einem Tisch voller Bücher, CD s, Klamotten – Franklins Sachen. Ihre Hände waren vor ihr mit Handschellen gefesselt, sie lagen auf dem Tisch, und Crystal hatte vor lauter Angst die Augen weit aufgerissen. Ein Latino stand neben ihr und zielte mit seiner Waffe auf sie. Ein weiterer Mann stand in der Nähe, dürr wie ein Bambushalm, mit dichtem weißen Haar. Ein Bürokrat, dachte Tia. Der Boss.
»Setz dich, Lopez«, befahl Emison und rückte für sie einen Stuhl am Ende des Tisches zurecht.
»Ich stehe«, sagte sie.
»Du setzt deinen schwarzen Arsch jetzt hin«, befahl Emison und stieß sie auf den Stuhl.
»Also, Lopez«, sagte der Mann mit den weißen Haaren. »Wo ist Franklin?«
»Und Sie sind …?«
Der Blick des Mannes huschte zu Emison, und der Sheriff schlug plötzlich mit seinem Schlagstock auf den Tisch vor ihr. Die CD s rutschten über den Tisch. Ein Riss durchzog jetzt das Holz. Crystal zuckte zurück und begann zu weinen.
»Versuchen wir es noch einmal«, sagte der Mann mit den weißen Haaren und grinste, wobei seine Zähne aussahen wie ein frisch gestrichener weißer Gartenzaun. »Wo ist Franklin?«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ich habe geschlafen, als er abgehauen ist.«
»Das ist nicht das, was Miss DeVries gesagt hat«, fuhr der weißhaarige Wichser mit einem schiefen Grinsen fort.
»Er … er hat mich geschlagen«, schluchzte Crystal und drehte ihr Gesicht, sodass Tia den Bluterguss sehen konnte, der sich auf ihrem Kiefer ausbreitete. »Ich … ich …«
»Wo sucht er nach einem Haus?«, fragte der Obermotz.
»Wenn ich das wüsste, mein Lieber, dann wäre ich jetzt nicht hier, oder?«
Emison beugte sich dicht an sie heran. »Beantworte die Frage, Lopez.«
Sie sah Emison an, dann Crystal, den Latino, Sheppard, dann wieder Emison, und dann spuckte sie ihm ins Gesicht. »Sie haben einen kleinen Schwanz, Sheriff, das ist ihr Problem.«
Emison rieb sich langsam mit dem Handrücken über die Wange. Sein Gesicht rötete sich. Wut blitzte in seinen Augen. Er schwang den Schlagstock und knallte
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