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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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ich kann immer noch zur Arbeit kommen, ich kann …«
    Und dann begann Nadines Unterlippe zu zittern, und Tränen traten ihr in die Augen, und Mira dachte: Nein, bitte nicht weinen, bitte … Sie ging auf Nadine zu, legte ihre Arme um sie, und plötzlich war ihre Großmutter bloß eine zweiundachtzig Jahre alte Frau mit einem gebrochenen Fuß, hilflos, frustriert und ängstlich.

13
    Sheppard kam zu sich, er hustete und spuckte, und dann merkte er, dass er an den Armen durch den Schlamm und durch den Regen gezogen wurde, gegen eine Wand aus Wind. Doch bei diesem Winkel würde er ersaufen, bevor sein Retter ein trockenes Fleckchen erreicht hatte.
    Er versuchte zu rufen, aber der Wind verschluckte seine Stimme. Er stemmte seine Füße in den Boden und erzeugte Widerstand, der die Aufmerksamkeit seines Retters auf sich zog und zugleich seine Rippen vor Schmerzen brennen ließ. Plötzlich erinnerte er sich an die blauen Flecken auf Miras Brustkorb, als sie ihn gelesen hatte, und fragte sich, ob dieses Miststück Lopez ihm eine oder mehrere Rippen gebrochen hatte.
    Seine Arme wurden fallen gelassen, er lag jetzt flach auf dem Rücken. Er rollte sich auf die Seite, der Schmerz rollte mit, die Dunkelheit um ihn verschwamm und schmolz in den Schmerz hinein.
    »Shep, hey, wach auf, komm schon, Mann, du musst nach drinnen.«
    Die Rufe weckten ihn. Sheppard kämpfte und machte schließlich Goots Gesicht nur wenige Zentimeter vor seinem eigenen aus. Eines seiner Augen war zugeschwollen, ein Bluterguss breitete sich wie Tinte auf seiner Wange aus.
    »Hilf mir, Amigo, ich schaff es nicht alleine.«
    Sheppard rollte sich weiter auf Hände und Knie und schüttelte den Kopf, um zur Besinnung zu kommen. Er ließ sich auf seine Fersen sinken, und Goot half ihm auf die Füße. Sie taumelten vorwärts, wobei sie einander abwechselnd stützten. Sheppard konnte nicht richtig sehen, jeder Atemzug fühlte sich an, als stieße ihm jemand heiße Metallstangen zwischen die Rippen. Goot humpelte und taumelte. Ein paarmal blieb er stehen und krümmte sich, die Arme um seinen Körper geschlungen. Dann war es Sheppard, der lockte, drängte, stützte, schob, zerrte.
    Er fürchtete, dass einer seiner Lungenflügel perforiert war und er jetzt langsam erstickte. Er zog Luft durch den Mund ein. Es tat weh, aber er konnte fühlen, wie die Luft tief in seine Brust eindrang, also war mit seinen Lungen wohl doch alles in Ordnung. Was zum, Teufel war geschehen?
    Wie hatte eine Frau in Handschellen, verletzt durch einen Schlag mit Emisons Schlagstock – einen derart brutalen Schlag, dass Sheppard sicher war, Knochen brechen gehört zu haben –, es geschafft, einen Tisch umzuwerfen, sich ein Gewehr zu schnappen, drei Männer umzulegen und ihn dann draußen anzugreifen? Er konnte Lopez immer noch vor sich sehen, wie sie herumwirbelte, ihr Bein mit Lichtgeschwindigkeit herausschoss und sich auf ihrem Gesicht derart mächtige Gefühle abzeichneten, als wäre sie von einer anderen Welt.
    Sie schafften es ins Haus. Obwohl das Wohnzimmerfenster fehlte, war der Lärm des Windes hier nicht so schlimm und der Regen weniger. Sie tapsten durch die Wasserpfützen, über Glasscherben, feuchte Blätter und gelangten in die Küche. Der Generator lief noch, stotterte aber. Lichter gingen an und aus, manchmal beleuchteten sie den Kühlschrank, dann wieder tauchten sie die Spüle und den Boden in Dunkelheit. Sheppard erschien alles merkwürdig und im Missverhältnis zu sein, als wäre er Gulliver, dann ein Zwerg, dann das weiße Kaninchen, schließlich Alice.
    Sheppard drehte den Hahn auf und spritzte sich Wasser ins Gesicht. Es war kalt und holte ihn schlagartig ins Hier und Jetzt zurück. Er trank aus gewölbten Händen, löschte seinen großen Durst, dann riss er Papierhandtücher von einer Rolle auf dem Tresen, wischte sich das Gesicht trocken und reichte sie an Goot weiter. Sein Körper schien zu knirschen und zu klagen wie der eines neunzigjährigen Mannes. Sheppard nahm eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank und rollte sie über sein Gesicht und seinen Nacken, dann trank er die ganze Flasche leer und füllte sie mit Leitungswasser wieder auf.
    Er nahm ein Geschirrtuch von der Halterung und fuhr damit über seinen Scheitel und seinen Nacken. Dann gingen Goot und er durch die Tür, die in die Garage führte. Er begann, sich schon beinahe wieder gesund zu fühlen, abgesehen von dem schrecklichen Schmerz an beiden Seiten seines Körpers, vor allem rechts. Er drückte die

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