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Verwüstung

Verwüstung

Titel: Verwüstung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. J. MacGregor
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Küchentür zu, und das Lärmen des Windes ebbte so weit ab, dass Sheppard ihren abgehackten Atem hören konnte. Obwohl es nicht kalt war, zitterte er. Er zog seinen Regenmantel aus. Seine schlammverkrusteten Sachen waren klatschnass, und seine Haut fühlte sich runzelig an, als hätte er zu lange in der Dusche gestanden. Er schloss die Augen, und langsam begann sich die Dunkelheit um ihn herum zu stabilisieren.
    Als er die Augen wieder öffnete, hatte die Welt Formen, Oberfläche, Farbe, Gegenwart. Jerome Carvers Hütte mitten am Arsch der Welt. Carver alias Billy Joe Franklin. Dillard, Emison, die Blondine und Lopez, die sich mit einer derartigen Schnelligkeit bewegte, dass sie die Schwerkraft Lügen zu strafen schien. Die Bilder rasten gnadenlos an seinem geistigen Auge vorbei.
    Wie hatte sie das geschafft? Wie hatte sie sich von den Handschellen befreit?
    Er drehte den Kopf. Es fühlte sich an, als hätte man ihn von seinem Oberkörper abgetrennt und verkehrt herum wieder angenäht. Er zog sein nasses Hemd aus und stellte fest, dass die Seiten seines Oberkörpers bereits blau wurden. Dann sah er Goot an und schrak zusammen. Das Gesicht seines Freundes glitzerte vor lauter Glassplittern. Die Haut war bereits angeschwollen und hatte zu eitern begonnen, und frische Blutströpfchen traten aus. Sein geschwollenes Auge und der blaue Fleck auf der Wange sahen aus wie Feuermale.
    »Setz dich, Goot.« Sheppard kauerte sich vor ihn. »Was zum Teufel ist passiert?«
    »Falscher Ort, falsche Zeit«, hauchte Goot. »Als das Fenster brach, stand ich im Wind.« Er riss sein Hemd auf, die Knöpfe flogen. Glas glitzerte wie Diamantensplitter auf seiner Brust. »Ich … ich kam auf dem Boden zu mir, das Gesicht in Scherben, Glas im Mund und Wind und Regen wie am Ende der Welt. Ich weiß nicht … wie ich es nach draußen geschafft habe.«
    »Wo sind Dillard und Emison?«
    »Emison ist schwer verletzt. Dillard hat ihn in den Keller geschleppt.«
    »Hast du ein Handy?«
    Goot schüttelte den Kopf. »Irgendwo verloren.«
    Sheppard klopfte seine eigenen nassen, schlammigen Sachen ab. Kein Handy, keine Waffe. Er erinnerte sich unscharf daran, dass Lopez seine Geldbörse, Schlüssel, Handy und alles andere, was ihm aus der Tasche gefallen war, eingesammelt hatte. »Dillard und Emison haben Handys.«
    »Das stimmt, aber die funktionieren nicht. Mein Gott. Shep. Wir müssen hier weg. Aber sie haben Dillards Truck genommen, meinen Jeep in die Luft gejagt, und unsere einzige Chance ist der Lieferwagen, falls wir den ans Laufen kriegen.« Er nickte in die Richtung des Lieferwagens hinter ihnen.
    »Ich sehe mal nach, Goot. Wer weiß, dass wir hier sind? Weißt du, ob Emison es jemandem im PD gesagt hat?«
    »Er hat bloß einem der Leutnants gesagt, wir würden in einer Stunde zurückkommen. Jedenfalls, soweit ich weiß, war er nicht präziser. Was ist mit Dillard?«
    »Keine Ahnung.« Aber wenn Dillard vorgegangen war wie immer, dann hatte er den Mund gehalten, um anschließend einen umso dramatischeren Auftritt mit den Gefangenen hinlegen zu können. Für Dillard ging es immer um den Auftritt, die Show. »Bleib hier, während ich mir den Lieferwagen ansehe.«
    Die Fenster waren offen, die Türen ebenfalls. Sheppard fand weder ein Handy noch einen Schlüssel, aber hinten im Wagen war ein Schatz: Die Kiste war voll beladen mit Essen und Ausrüstungsgegenständen, und auf den selbst gebauten Betten lagen Schlafsäcke und Kissen. Wenn die Garage nicht zusammenbrach, wäre der Lieferwagen ein guter Ort, um den Sturm zu überstehen. Aber jetzt, wo das Wohnzimmerfenster der Hütte fehlte, war der gesamte Bau instabil geworden, sodass Sheppard befürchtete, dass Hütte und Garage zusammenbrechen könnten, wenn Danielle an Land kam.
    Er fand fünf elastische Binden in einer der ungeöffneten Kisten und wickelte zwei davon fest um seinen Oberkörper. So konnte er besser atmen, mit weniger Schmerz. Er stieg aus dem Wagen und öffnete die Motorhaube.
    Sheppard war kein Mechaniker, aber es sah auf alle Fälle so aus, als hätte Franklin eine Menge Kabel herausgerissen. Fahren könnten sie mit dem Ding nicht, dachte er und knallte die Haube wieder zu. Er stieg wieder hinten in den Wagen, öffnete einige der Kisten und gestand sich widerwillig eine gewisse Bewunderung für Franklins Gründlichkeit ein. Er hatte offensichtlich vorgehabt, sich lange in der Hütte zu verstecken, und Sheppard ging davon aus, dass er irgendwo in diesen Kisten auch Arzneimittel

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