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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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Wahrheit.“
    Sie nickte und räumte weiter auf.
    „Ich vermisse dich, Angelika.“
    Ihr Blick war ernst, als sie ihn ansah. Er wollte nach ihrer Hand greifen, als Herbert und Katja wieder das Zimmer betraten. Im Laufe des Abends gab es keine Gelegenheit für Harald mehr, mit Angelika alleine zu reden.
    Als alle schon ziemlich müde waren, entstand eine Gesprächspause, die Herbert schließlich unterbrach. „Hör mal, Harald. Wie wäre es denn, wenn du uns mal einladen würdest?“
    „Wann würde es euch denn passen?“
    Sie einigten sich auf den Samstag der nächsten Woche.
    *
    Das Wochenende verging quälend langsam. Am Sonnabend hatte Frau Kesten ihre Schwester zu Besuch und war mit ihr in den Aufenthaltsraum gegangen. Sie hatte Lisa erlaubt, ihren Kassettenrecorder zu benutzen, und so saß Lisa meistens da, hörte Musik und starrte an die Zimmerdecke. Sie sehnte sich nach der Ärztin. Sie war überhaupt nicht schockiert gewesen über ihre Eröffnungen, hatte sie nicht angeekelt abgewiesen. Lisa fragte sich, ob die Ärztin Frauenliebe kannte. Und warum hatte sie so genau ihre Phantasien wissen wollen? Je näher der Montag rückte, umso aufgeregter wurde Lisa. Wie sollte sie der Ärztin wieder unbefangen gegenübertreten können? Schließlich hatte sie ihre innersten Wünsche offenbart. Als sie schließlich am Montag um elf Uhr an die Tür klopfte, war sie erleichtert, dass das Herein wie immer freundlich erklang. Sie nahm schnell Platz, weil sie das Gefühl hatte, ihre Knie könnten dem Zittern nachgeben. Die Ärztin stand vom Schreibtisch auf und setzte sich ihr gegenüber.
    „Hallo Lisa. Wie fühlst du dich heute?“
    „Nicht gut.“
    Frau Dr. Dunkelmann sah sie abwartend an. Schließlich brach es aus Lisa heraus. „Ich schäme mich so.“
    „Wofür?“
    „Wegen der Sachen, die ich ihnen am Freitag erzählt habe.“ Ängstlich sah sie die Ärztin an.
    „Wir sollten uns für unsere Gefühle niemals schämen, Lisa.“
    „Aber meine Gefühle sind schlecht, böse!“
    „Nein Lisa, das sind sie nicht.“
    „Doch, sie sind nicht normal. Sie sind kein Mann.“
    „Das hat damit nichts zu tun.“
    „Ekeln Sie sich nicht vor mir?“
    „Nein, Lisa, überhaupt nicht. Dann müsste ich mich ja auch vor mir selbst ekeln, schließlich haben wir den gleichen Körper.“
    „Das hat meine Mutter auch mal gesagt. Sie hat nämlich mit Frauen geschlafen. Ich habe das bestimmt von ihr.“
    „Warum denkst du dann, dass es schlecht ist? Hast du deine Mutter deswegen verachtet?“
    „Nein, aber mein Vater hat sie als Lesbenhure beschimpft.“
    „Denk einmal nach, Lisa. Hast du irgendetwas Gutes von deinem Vater erfahren?“
    Lisa schüttelte heftig den Kopf. „Ich habe mich vor ihm gefürchtet, und er hat mich angewidert.“
    „Warum?“
    „Weil er roh war und gemein, richtig widerwärtig, abstoßend.“
    „Also war er für dich kein Vorbild?“
    Lisa schüttelte wieder heftig den Kopf und verzog das Gesicht.
    „Wie empfandest du es, wenn er deine Mutter so behandelt hat?“
    „Ich habe ihn gehasst!“ Tränen sprangen aus ihren Augen. „Meine Mutter hatte Angst vor ihm. Sie ist immer ganz bleich geworden, wenn sie ihn gesehen hat, und sie hat gezittert.“ Sie nahm das Taschentuch, das ihr Frau Dr. Dunkelmann reichte, und wischte sich über die Augen, aber die Tränen rannen weiter über ihre Wangen. „Ihre Augen waren dann ganz riesig.“ Sie schüttelte sich. „Er war gemein.“
    „Dann war doch auch seine Bemerkung über deine Mutter roh, widerwärtig und gemein, oder nicht?“
    Lisa starrte sie an. „Harald hat mir auch einmal gesagt, ich solle nicht gerade diese Meinung meines Vaters übernehmen.“
    Die Ärztin nickte. „Kommen wir zu deinem Bedürfnis zurück. Hast du nachgedacht über unser Gespräch am Freitag? Ist dir daran irgendetwas aufgefallen? Hat sich etwas verändert für dich?“
    Lisa sah sie traurig an: „Ich möchte immer noch mit Ihnen schlafen, falls Sie das meinen.“
    „Was würdest du dir von mir wünschen, außer dem Sexuellen meine ich?“
    „Ich würde gerne mit Ihnen leben.“
    „Du kennst mich doch gar nicht.“
    „Ich kenne Sie doch jetzt seit Monaten.“
    „Ja, aber nur als Ärztin und Therapeutin, nicht als Mensch.“
    „Das ist doch kein Unterschied. Sie sind so warmherzig, ich liebe Ihr Lächeln, Ihr Verständnis, ich fühle mich von Ihnen angenommen und geborgen. Sie sind stark.“
    „Woher weißt du das?“
    „Das merke ich.“
    „Woran?“
    Lisa sah sie mit

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