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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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Im Grunde genommen war mein Herz noch nie dabei beteiligt. Außer bei Lydia. Aber danach fühlte ich mich leer!“ Es war das erste Mal, dass sie darüber sprach. Ängstlich sah sie Frau Dr. Dunkelmann an. „Da war sie nicht mit dem Herzen dabei. Sie hat es nur meinetwegen getan. Nicht wahr?“
    „Sie hatte Angst, dass du dich sonst umbringst.“
    „Und dann habe ich es trotzdem versucht. Arme Lydia! Sie hatte es wirklich schwer. Irgendetwas stimmt nicht mit mir. Ich mache immer alle unglücklich!“
    „Wie kommst du denn darauf, Lisa?“
    „Ich weiß nicht. Ich glaube es einfach. Harald glaubt das auch.“
    Die Ärztin wirkte entsetzt. „Er hat dir gesagt, dass du andere Menschen unglücklich machst?“
    „Nein, nein. Dass er anderen Menschen nicht gut tut.“ Sie bekam wieder feuchte Augen. „Stellen Sie sich vor. Er hat gesagt, dass es besser gewesen sei, wenn er sich umgebracht hätte und Clärchen noch leben würde. Schrecklich! Als ich ihn dann angefleht habe, sich nichts anzutun, meinte er, dass er im Gegensatz zu mir nicht den Mut aufbringen würde.“
    „Es erfordert sehr viel mehr Mut, zu leben, Lisa!“
    „Na ja …“
    „Denkst du manchmal immer noch daran, dich umzubringen?“
    Lisa schüttelte den Kopf. „Aber ich habe Angst, denn ich kann mir nicht vorstellen, außerhalb der Klinik zu leben.“ Sie seufzte. „Wenn ich wenigstens etwas könnte, so wie Harald.“ Sie versank in Gedanken. Nach einer Weile sagte sie: „Wieder verliere ich jemanden.“
    „Er bleibt doch dein Freund, auch wenn er für eine Weile weggeht.“
    Lisa schüttelte heftig den Kopf. „Nein, nein. Er hat nicht vor, wieder zurückzukehren.“
    „Du wirst neue Kontakte knüpfen und...“
    Lisa unterbrach sie: „Um sie irgendwann wieder zu verlieren? Nein danke!“
    Sie schwiegen eine Weile, bis Frau Dr. Dunkelmann fragte: „Was geht dir gerade durch den Kopf?“
    „Dass ich gerne mit Ihnen zusammen leben würde.“
    „Wie würdest du dir unser Zusammenleben vorstellen?“
    „Ich weiß nicht. Es wäre eben schön, immer mit Ihnen zusammen sein zu können. Sie täglich zu sehen. Wenn Sie tagsüber arbeiten, könnte ich malen, und abends könnten wir zusammen essen und zusammen ausgehen, lustige Sachen machen und zusammen...“
    „Ja?“
    „Miteinander schlafen.“ Lisa sah nicht hoch.
    „Lisa. Hast du außer mit Lydia schon einmal mit einer Frau geschlafen?“
    Lisa schüttelte heftig den Kopf. „Nein. Dazu hatte ich nie Lust.“
    „Findest du das nicht ungewöhnlich?“
    Lisa sah hoch. „Ja, schon“, sagte sie zögernd.
    Frau Dr. Dunkelmann sah sie nachdenklich an. „Wie war es für dich, mit Lydia zu schlafen?“
    „Na ja, wie gesagt, ihr hat es keinen Spaß gemacht.“
    „Aber wie fühltest du dich dabei? Du sagtest vorhin, dass du dich danach leer gefühlt hättest.“
    „Na ja, wenn der andere mit dem Herzen nicht dabei ist.“
    Die Analytikerin schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass du lesbisch bist, Lisa. Ich denke, was du möchtest ist eine Art Verschmelzung. Du versuchst, über Sex eine Nähe zum anderen herzustellen. Und als du gemerkt hast, dass dir Lydia dabei trotzdem nicht näher als vorher war, hast du dich leer gefühlt. Wenn ich mit dir schlafen würde, wäre es genau dasselbe.“
    „Nein! Bestimmt nicht!“ Lisa stand auf und stampfte mit dem Fuß auf. „Warum müssen Sie immer alles kaputt reden? Wenn Sie meine Liebe nicht wollen, dann sagen Sie es doch einfach!“ Die Tränen stürzten aus ihren Augen. „Verdammt!“
    *
    Als Harald den Behandlungsraum betrat, wirkte das Gesicht von Frau Dr. Donner bereits vertraut auf ihn. Sie trug heute eine weiße Bluse zu einem schlichten hellgrauen Rock, der ihr locker über ihre schmalen Hüften fiel. Sie verstand es, sich zu kleiden, aber er vermutete, dass sie in jeglicher Kleidung gut aussehen würde. Obwohl sie sich völlig natürlich gab, wirkte sie vornehm.
    Als er sich setzte, sprudelte er heraus. „Ich fürchte, zur Zeit bin ich nicht in der Lage, bei einem Thema zu bleiben. Mir geht so vieles durch den Kopf.“
    „Das ist normal und völlig in Ordnung. Bleiben Sie einfach spontan.“
    „Angelika hatte keinen Vater, sie hat Herbert, einen Freund von ihr, ihren Ersatzvater genannt. Genauer gesagt, war das mein Begriff, bis ich dann diese Bilder von ihr entdeckte.“
    „Welche Bilder?“
    „Aktbilder. Er ist Maler und Bildhauer. Sie hat gesagt, er hätte ihr sehr viel beigebracht. Ich meine, sie hat ihn als junges Mädchen

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