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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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schon weiß. Sie trug einen klassisch geschnittenen kinnlangen Pagenkopf mit Seitenscheitel, wodurch ihre damenhafte Ausstrahlung noch unterstrichen wurde. Das zarte Gesicht wurde von bemerkenswert blauen Augen beherrscht.
    „Ihr Name passt aber nicht sehr gut zu Ihnen“, platzte er heraus.
    Ihr Lächeln ließ Falten um Augen und Mund entstehen. „Was für Assoziationen haben Sie denn zu Donner?“
    „Entschuldigen Sie.“
    Sie schüttelte den Kopf. „In diesem Raum darf alles ausgesprochen werden. Also sagen Sie ruhig, was Sie dachten.“ Auffordernd sah sie ihn an.
    „Bei Donner denke ich an laut, dunkel, gewaltig, kraftvoll, lärmend.“ Er wusste nicht weiter.
    Ihr Lächeln blieb: „Ich verstehe.“ Sie saß entspannt mit übereinandergeschlagenen Beinen vor ihm. Eine richtige Grande Dame, dachte er. Kultiviert, fein, ohne exaltiert zu sein, dezent, aber gut gekleidet. Als er nichts weiter sagte, fragte sie: „Nun, Herr Wiebke, was führt Sie zu mir.“
    Er räusperte sich. „Das ist nicht so einfach. Ich habe das Gefühl, einen unentwirrbaren Wollknäuel, ich meine, Gedankenknäuel im Kopf zu haben. Ein regelrechter Kuddelmuddel.“
    „Greifen Sie einfach nach dem erstbesten Faden, den Sie fassen können, also den ersten Gedanken, der Ihnen jetzt im Augenblick durch den Kopf geht.“
    „Es ist schwer, sich einem wildfremden Menschen zu öffnen, zumal, wenn er, wenn sie...“
    Ihr Blick war forschend. „Eine Frau ist?“
    Er nickte betreten.
    „Anfangs ist es immer etwas schwierig, aber das gibt sich mit der Zeit.“
    Er nickte. „Ich war schon bei drei anderen Psychologen. Aber zwei von ihnen rieten mir, es auch mal mit einer Frau, äh ich meine, mit einem weiblichen Therapeuten zu versuchen…“, wieder zögerte er... „Ich habe ein Problem mit Frauen, ähm, ich meine... also nicht... nicht im...“
    „Sie meinen, Ihre Probleme sind nicht sexueller Natur?“ Mit heißen Wangen nickte er zustimmend.
    „Leben Sie zur Zeit in einer festen Partnerschaft?“
    „Ich liebe eine Frau... , sie hat es beendet, hat mir vorgeworfen, dass ich immer abhauen würde.“
    „Und ist das so?“
    Er wich ihren Augen aus, sah auf ihren Mund, dessen Unterlippe etwas voller als die Oberlippe war. „Meine bisherige Lebensphilosophie war, mich nicht an Menschen zu binden. Nur bei Angelika hat das nicht geklappt. Hinzu kommt noch, dass sie ausgerechnet Psychiaterin und Psychoanalytikerin ist.“
    „Waren Sie bei ihr in Therapie?“
    „Nein, nein! Ich kenne sie privat.“
    Sie nickte. „Fahren Sie bitte fort.“
    „Ich hatte ständig das Gefühl, alles falsch zu machen.“ Er zuckte mit den Schultern. „Ich bin wie ein Elefant im Porzellanladen, mache mir ständig selbst alles kaputt. Mein Leben ist ein einziger Scherbenhaufen. Es muss sich dringend etwas ändern, und deswegen bin ich hier. Aber ich habe nicht so viel Zeit. Ich vertrete für ein halbes Jahr einen Kollegen auf der Vogelstation in Leiferde. Danach werde ich vermutlich ins Ausland gehen.“
    Sie nickte und griff nach einem Notizblock. „Wollen Sie mir ein wenig von Ihrem Werdegang erzählen?“
    Er berichtete über seine berufliche Laufbahn.
    Sie nickte ab und zu und notierte sich gelegentlich etwas. Anschließend fragte sie: „Waren Sie Einzelkind oder haben Sie Geschwister?“
    „Ich hatte eine Schwester.“
    „Hatten?“
    „Clärchen hat sich umgebracht, als sie fünfzehn war.“ Ihr Gesicht verriet Betroffenheit. Nach einer kurzen Pause fragte die Analytikerin: „Ist das der Grund für Ihre Lebensphilosophie?“
    „Ja.“
    „Wie sind Ihre Eltern damit umgegangen?“
    Er erzählte von seiner Heimkehr aus dem Ausland. „Meine Eltern geben mir die Schuld an Clärchens Tod. Ich hätte sie im Stich gelassen.“
    „Glauben Sie das auch?“
    „Angelika meinte, das sei Unsinn.“
    „Was meinen Sie ?“ Ihr Blick war durchdringend.
    „Ich habe sie mit meinem Vater alleine gelassen.“
    „Lebten Ihre Eltern getrennt?“
    „Nein. Wieso?“
    „Weil Sie sagten, dass sie Ihre Schwester mit Ihrem Vater alleine gelassen hätten.“
    „Er hat sie immer so schrecklich verprügelt. Wenn ich nicht gegangen wäre... Lisa erinnert mich sehr an sie.“ Er erzählte über Lisa und über die vergangenen Monate mit ihr und auch über seine Zeit mit Angelika. Es sprudelte alles aus ihm heraus. Er hatte das Gefühl, völlig durcheinander zu erzählen. Die Psychologin stellte ihm einige Fragen und machte sich zwischendurch Notizen. Irgendwann zeigte sie

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