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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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auch ein wenig traurig. Sie …“ Er stoppte sich selbst und warf Harald einen prüfenden Blick zu. Sie verließen den Bahnhof und gingen zu Katjas Auto. Während Kai am Steuer saß, erzählte Katja, dass Markus, ihr neuer Freund, leider auch nicht hätte kommen können, da er beruflich gerade sehr eingespannt sei. Als Selbständiger könne man eben nicht immer frei machen, wann man wolle. Er sei zu Verhandlungen nach Kopenhagen geflogen. Harald wusste aus ihren Briefen, dass er Architekt war und sie ihn bei der Geburtstagsfeier einer Freundin kennengelernt hatte. Er hatte sich sehr für sie gefreut und hoffte, dass es dieses Mal der Richtige war. „Dein Markus hat großes Glück. Ich hoffe, er weiß das zu schätzen.“
    „Das weiß er“, sagte sie und knuffte ihn von hinten.
    Sie waren bei der Pension angelangt. Kai ließ sie aussteigen und Harald nahm seine Reisetasche aus dem Kofferraum.
    „Ich habe Kai den Wagen geliehen, dann ist er schneller.“ Sie winkten Kai nach. Katja hängte sich bei Harald ein. „Er wollte dich unbedingt abholen.“
    „Wohnen Angelika und Herbert auch hier?“
    „Nein. Herbert kennt hier einen Kritiker, der eine große Wohnung hat. Er ist gerade nicht in Marburg, hat aber den beiden seine Wohnung überlassen.“
    Harald nickte nur.
    „Sie sind kein Paar mehr, Harald. Schon lange nicht mehr.“
    „Erzähl mir noch etwas von deinem Markus. Macht er dich glücklich?“
    Als Harald seine wenigen Habseligkeiten auspackte, überlegte er, was wohl Frau Dr. Donner gerade machte. Dachte sie vielleicht auch an ihn? Nachdem er ausgepackt hatte, ließ er sich auf das Bett fallen. Er stellte sich ihr Gesicht vor und fragte sich zum wiederholten Male, ob sie verheiratet war. Sie wusste inzwischen fast alles von ihm. Er hingegen wusste nichts von ihr. Die anderen Türen ihrer Wohnung waren stets verschlossen, und an der Garderobe hing nur seine Jacke. Manchmal hatte er geglaubt, ein Geräusch in der Wohnung zu hören, aber sicher war er sich nie gewesen. Langsam schlief er ein und wurde erst wieder wach, als es an seiner Tür klopfte. Etwas benommen öffnete er. Katja war schon umgezogen, sie trug einen schlichten Hosenanzug. „Du bist ja noch gar nicht fertig“, rief sie. „Jetzt aber schnell.“
    „Ich bin eingeschlafen. Aber ich brauche auch nicht lange.“ Er bat sie herein. Sie drehte sich zum Fenster, während er ein anderes Hemd, seine Anzughose und sein Jackett anzog. Seit seinem Abend mit Angelika in der Tanzbar hatte er die Sachen nicht mehr getragen. „Fertig“, sagte er und Katja drehte sich um. „Du siehst gut aus“, sagte sie, „aber du musst dich noch kämmen.“ Nachdem das erledigt war, verließen sie sein Zimmer. „Ich habe uns ein Taxi gerufen“, sagte Katja. „Es regnet und ich habe keine Lust, nass zu werden.“
    „In Ordnung.“ Harald war nervös wegen der bevorstehenden Begegnung. „Ist Angelika noch sauer auf mich?“
    „Sie spricht niemals über dich, Harald. Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.“
    Leise sagte er: „Du hättest mich warnen können.“
    „Mir war nicht klar, dass du es nicht weißt. Erst als ich im Atelier dein Gesicht gesehen habe... und dann... weißt du, es ging mich ja eigentlich auch nichts an.“
    „Schon gut, du hast Recht. Vergiss es einfach. Es ist auch gar nicht mehr wichtig.“
    „Wirklich nicht?“
    „Nein. Ich habe mich in eine andere Frau verliebt.“
    „Ach, wirklich?“ sagte Katja gedehnt. Mittlerweile waren sie unten angekommen. Das Taxi wartete schon. Es regnete tatsächlich sehr stark. Katja hielt sich ihre Handtasche über den Kopf, und sie beeilten sich beim Einsteigen. „Zum Roncalli-Theater bitte“, wies sie den Fahrer an. Sie lehnte sich in den Rücksitz. „Bist du mit ihr zusammen?“
    „Nein.“
    Als er nichts weiter sagte, drang sie nicht in ihn. Sie hatte schon immer viel Feingefühl besessen.
    Im Foyer gaben sie an der Garderobe ihre Jacken ab, und Katja hielt Ausschau nach Angelika und Herbert. „Da sind sie“, sagte sie und winkte. Harald hielt unwillkürlich die Luft an, als er die beiden auf sich zukommen sah. Er bemerkte sofort, dass Angelika das rote Kleid trug, das sie in der Bar getragen hatte, und er fragte sich, ob das Zufall war. Sie begrüßte ihn jedoch äußerst zurückhaltend. Ihre Augen wirkten verschleiert, und sie gab ihm wie einem flüchtigen Bekannten die Hand, was ihn verletzte, obwohl er sich innerlich darauf vorbereitet hatte. Er wich ihren Augen aus, weil er die

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