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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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Angelikas Zimmertür.
    „Herein.“
    Er öffnete die Tür und steckte seinen Kopf durch den Spalt.
    Als er sich nicht rührte, sah Angelika von ihrem Schreibtisch auf. „Hallo Harald. Willst du nicht hereinkommen?“
    Er betrat das Büro. „Hast du einen Augenblick Zeit?“ Sie wies auf die Sitzecke, stand auf, kam hinter ihrem Schreibtisch hervor und setzte sich.
    Harald, der gewartet hatte, bis sie Platz genommen hatte, ließ sich in den Sessel gegenüber sinken. „Das sind ja ziemliche Neuigkeiten.“
    „Hat sie es dir nicht geschrieben?“
    „Nein. Sie wollte abwarten, ob es überhaupt klappt....
    Sie hat Angst!“
    Angelika nickte: „Das ist normal. Sie …“
    „Ich weiß“, fiel er ihr ins Wort. „Trotzdem ist es doch furchtbar für sie.“
    Nachdenklich sah sie ihn an. „Harald. Ich weiß das alles. Was möchtest du mir sagen?“
    „Warum muss sie ins Internat?“
    „Es war ihr eigener Wunsch, das Abitur nachzuholen, und wo sollte sie denn sonst wohnen?“
    „Warum nicht bei Lydia?“
    „Das wäre nicht gut.“
    „Ich könnte mich um sie kümmern.“ Der Gedanke war ihm selbst neu.
    „Du?“ fragte Angelika erstaunt. „Du bist doch selbst...“ Als sie sein Gesicht sah, sprach sie nicht weiter.
    „Falls es dir noch nicht aufgefallen ist, Angelika, ich habe mich verändert.“ Seine Stimme klang bitter. „Ich bin nicht mehr der, der ich noch vor einem halben Jahr war.“
    Als sie nichts erwiderte, erhob er sich.
    „Gehst du nicht nach Kenia?“
    „Nein!“ Er ging zur Tür. „Entschuldige, dass ich dich gestört habe.“
    „Du wolltest doch noch etwas anderes, Harald.“
    Er wandte sich nicht um. „Ich denke, das hat sich erledigt.“ Er legte die Hand auf die Türklinke, als ihn ihre Stimme zurückhielt.
    „Ich wollte dir danken.“
    Überrascht drehte er sich um.
    „Kai hat mich angerufen, nachdem er bei dir war. Er war völlig begeistert. Er hat erzählt, dass er in den Semesterferien ehrenamtlich bei euch arbeiten möchte und dass du ihm das vermittelt hast.“
    Harald nickte. „Ja, er ist wirklich sehr enthusiastisch bei der Sache.“
    „Wirst du dann noch dort sein? Kai sagte, das sei noch nicht sicher gewesen.“
    „Ich werde da sein“, sagte er und öffnete die Tür. „Harald?“ Als er sie ansah, sagte sie: „Ich habe durchaus gemerkt, dass du dich verändert hast, aber ist das von Dauer? Du hast dich schon früher bei mir entschuldigt und kurze Zeit später...“
    „Sicher, Veränderungen brauchen Zeit“, unterbrach er sie. „Aber schließlich mache ich seit einem halben Jahr eine Therapie.“
    Er sah die Überraschung in ihrem Gesicht.
    „Ja, dazu hast du mich gebracht. Der Schmerz, dich zu verlieren, die Tatsache, dass ich selbst schuld daran war, hat mir zu der Einsicht verholfen, dass ich dringend professionelle Hilfe brauchte. Es war eine verdammt harte Zeit, aber ich habe es durchgestanden und tue es noch. Ich verdanke Frau Dr. Donner wirklich sehr viel.“ Er hielt kurz inne. „Nach allem, was ich ihr über uns erzählt habe, glaubt sie, es bestünde zumindest eine kleine Chance, dass du mir noch eine Gelegenheit geben würdest, dir zu beweisen, dass ich mich geändert habe.“ Er sah Frau Dr. Donners Gesicht vor seinem geistigen Auge. „Ich glaube, das ist das erste Mal, dass sie sich geirrt hat.“ Er verließ das Büro, steckte aber noch einmal seinen Kopf durch die Tür. „Pass auf dich auf, Angelika.“ Dann zog er die Tür hinter sich zu.
    *
    Als Harald vier Tage später gerade die Psychiatrie verlassen wollte, stieß er an der Tür fast mit Angelika zusammen. „Entschuldige bitte“, sagte er und hielt ihr die Tür auf, um sie hindurch zu lassen.
    „Hallo Harald. Ich dachte, Du seist schon wieder in Leiferde.“
    „Nein. Ich fahre erst übermorgen. Ich habe hier noch einiges zu erledigen.“
    Sie nickte, zögerte kurz und sagte. „Hättest du Lust, heute Abend mit mir essen zu gehen?“ Verblüfft ließ er die Türe zufallen und sagte schließlich nach einer kurzen Pause. „Ja, gerne. Wo und wann wollen wir uns treffen?“
    „Willst du mich hier abholen? Vielleicht so gegen sieben?“
    „Hier?“
    „Wir könnten uns in der Cafetería treffen.“
    „Einverstanden. Ich werde da sein.“
    Sie lächelte. „Fein. Dann bis später.“
    Auf dem Nachhauseweg überlegte Harald, was sie dazu bewogen hatte, sich mit ihm zu verabreden. Er betrat seine Wohnung, die er inzwischen gekündigt hatte, und die er bis zum Ende des Monats leer geräumt haben

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