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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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geschlagen, aber sie hat mich auch nicht gefördert. Und du hattest natürlich vollkommen Recht, als du mir einmal gesagt hast, dass ich sehr vieles von ihm habe. Meine Liebe zur Musik, meine Liebe zur Literatur, mein Interesse für Geschichte und Politik und meine Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Kulturen und Ländern. Da mein Vater oft so grob und brutal war, meine Mutter hingegen eher ruhig und manchmal zärtlich, habe ich in ihm immer den Bösen gesehen, in ihr aber die Gute. Und nun stelle ich fest, dass er auf seine Weise viel ehrlicher und auch interessierter war als sie. Im Grunde genommen wäre es besser gewesen, wenn sie keine Kinder bekommen hätten.“ Er schwieg einen Moment, bevor er fortfuhr: „Frau Dr. Donner hat mir übrigens, so wie du ja auch, erklärt, dass Gewalt immer weitergetragen wird, wenn die Schmerzen nicht verarbeitet, sondern verdrängt wurden. Meine Eltern haben in ihrer Erziehung von Clärchen und mir eigentlich nur wiederholt, was sie in ihrer Jugend in ihren Elternhäusern erlebt haben.“ Angelika sah ihn nachdenklich an und sagte: „Du scheinst in deiner Therapie wirklich gut voranzukommen.“
    „Ich hätte schon viel früher eine Therapie machen sollen. Aber wahrscheinlich war mein Leidensdruck noch nicht hoch genug.“ Er versank in Gedanken, und nach einer Weile sagte er: „Du musst eine gute Therapeutin sein. Lisa hat sich wirklich sehr verändert.“
    Angelika lächelte, erwiderte aber nichts darauf.
    „Hoffentlich wirft sie das Internat nicht zurück.“ Fragend sah er Angelika an, die den Kopf schüttelte. „Mach dir keine Sorgen. Sie wird natürlich immer mal dunkle Stunden haben, aber ich denke doch, dass sie es schaffen wird.“
    Er nickte. Allzu gut wusste er selbst um diese dunklen Stunden. Nach einem kurzen Schweigen fasste er sich ein Herz und stellte die Frage, die ihn unentwegt beschäftigte: „Warum wolltest du mit mir essen gehen?“
    „Findest du das so ungewöhnlich? Immerhin hatten wir eine gemeinsame Zeit und nur, weil wir kein Paar mehr sind, heißt das doch nicht, dass wir uns jetzt aus dem Weg gehen müssen.“
    Er starrte in sein leeres Glas und drehte es zwischen seinen Händen. Schließlich hob er den Kopf und sagte. „Lass uns gehen.“ Als er ihr überraschtes Gesicht sah, sagte er leise. „Wenn es für dich kein Problem ist, mich zu sehen, weil für dich alles ganz klar und geregelt ist, dann kann ich nur sagen, dass das schön für dich ist. Für mich ist es nicht klar, nicht geregelt und darum auch nicht schön. Vielleicht kommt irgendwann der Zeitpunkt, an dem ich dir auch als Freund gegenüber sitzen kann, aber jetzt ist die Zeit noch nicht reif dafür. Es kostet mich schon Kraft genug, dich ständig in Kais Gesicht zu sehen. Ihr seht euch so verdammt ähnlich.“ Er machte dem Kellner ein Zeichen, dass er zahlen wollte.
    Angelika antwortete nicht.
    „Was ist los?“ fragte er. „Erstaunt dich das?“
    „Ich dachte nicht…“
    „Ach ja“, fiel er ihr ins Wort. „Ich erinnere mich. Du glaubst, dass ich nur ein Bild liebe, das ich mir von dir gemacht habe. Lautete nicht so deine Frage im Poseidon?“
    „Das stimmt. Außerdem bist du mir in Marburg ständig ausgewichen, so dass ich dachte…“
    „Meine Güte, ich war unsicher. Was glaubst du denn, wie mir zumute war nach allem, was passiert war? Im Übrigen wirktest du auch nicht gerade einladend. Du hast mich angesehen wie einen Fremden und nicht, als ob wir …“ Er winkte ab. „Um deine Frage zu beantworten: Ja, ich bin sicher. Ich bin sicher, dass ich dich liebe und nicht nur ein Bild. Man projiziert ja immer irgendetwas, wir Menschen können gar nicht anders, aber du warst für mich nie eine reine Projektionsfläche. Also werte es bitte nicht als Trotz, als Flucht oder dergleichen, wenn ich jetzt gehe, sondern sieh es als reinen Selbstschutz an, den ich nun einmal brauche. Das musst du mir schon zugestehen.“
    Der Kellner kam mit der Rechnung und Harald zahlte und stand auf. Er wartete, bis Angelika sich erhoben hatte und half ihr in die Jacke. Als sie draußen auf dem Parkplatz vor ihrem Auto standen, wollte Angelika etwas sagen, aber Harald stieß hervor:„Gib auf dich acht.“ Dann hastete er davon, während ihm die Tränen herunterliefen.
    *
    „Lisa, nun ist die Zeit des Abschieds gekommen. Wie fühlst du dich?“
    Lisa, die vor Frau Dr. Dunkelmann saß, war blass. „Ganz gut, danke.“ Sie senkte den Kopf. „Ich habe natürlich Angst.“
    „Das ist

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