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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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standen um sie herum und pfiffen oder feuerten sie an. Harald steuerte auf Heidi zu: „Bist du verrückt geworden, das zuzulassen?“
    „Wieso, ich bin doch nicht ihr Kindermädchen. Sie ist heute nicht im Dienst, es ist ihr Privatvergnügen, was sie macht.“ Harald versuchte, zu Lisa durchzudringen. Mittlerweile hatte sie sich schon ihrer Bluse entledigt, die sie in die Runde warf. Sie tanzte barfuß, hatte nur noch ihren roten Slip an und einen Büstenhalter, der nun allerdings ihrer Bluse folgte. Harald war es inzwischen gelungen, zu ihrem Tisch vorzudringen. Doch, als er nach ihr greifen und sie vom Tisch ziehen wollte, kicherte sie und wich ihm aus. Sie schaukelte kokett mit ihren Brüsten. Von wem er den Schlag erhalten hatte, bekam er nicht mit. Er erwachte erst, als sich jemand an ihm zu schaffen machte. „Harald, Harald! So wach doch auf!“ Lisa kniete über ihm, um sie herum standen eine Menge Leute. Er sah auf ihren blanken Busen und begriff wieder, wo er war. Als er sich erheben wollte, dröhnte sein Schädel. Er fasste sich an den Kopf und stöhnte. Lisa und Greg halfen ihm hoch, setzten ihn auf einen Stuhl. Jemand brachte einen Plastikbeutel voller Eiswürfel und legte ihn auf seine Beule am Hinterkopf. Harald war noch ganz benommen. Lisa bekam ihre Kleidung gereicht und zog sich an. Sie roch nach Schnaps, aber offensichtlich hatte sie der Schock, als sie sah, wie Harald zu Boden ging, etwas ernüchtert. Sie sagte zu Greg: „Wir bringen ihn zu sich, er wohnt hier gegenüber.“ Zusammen stützten sie Harald auf dem Weg in seine Wohnung, und legten ihn schließlich auf sein Bett. Lisa zog ihm die Schuhe aus und schickte Greg weg.
    Harald wusste nicht, wie viel Uhr es war, als er wieder erwachte. Es war immer noch dunkel. Er machte Licht an, es war halb drei. Lisa hatte sich ausgezogen und lag neben ihm. Sein Kopf schmerzte, als ob jemand mit einem Vorschlaghammer von innen gegen seine Schädeldecke schlug. Er löschte das Licht. Lisa kuschelte sich an ihn, so dass er ihre Nacktheit fühlen konnte. Ihr Auftritt hatte ihn entsetzt. Er hatte Lydia nicht die ganze Wahrheit gesagt. Schon seit längerem wusste er, dass Lisas Weg immer weiter bergab führte. Andrea hatte auf Lisa keinen guten Einfluss. Durch sie lernte Lisa allerlei verrufene Lokalitäten kennen, und selten sah er die beiden nüchtern. Doch er war sehr zwiespältig in seinem Wesen. Zu oft hatte er selbst schon dieses Leben geführt. Lydia brachte seine besten Seiten in ihm hervor. Aber er war sich nur allzu sehr bewusst, dass er immer ganz nahe an seinem eigenen Abgrund balancierte. Er konnte Lisas Selbstzerstörung nie mit ansehen, ohne dass ihm bewusst war, dass ihr keiner helfen konnte, am allerwenigsten er, der die gleichen unheilvollen Strömungen in sich verspürte. Er kannte diese trotzige Lust, Alkohol in sich hineinzuschütten, bis man umkippte, sich in gefährliche Situationen zu begeben und zu schauen, was passierte. Die Grotte verkam nach und nach immer mehr. Sie hatte einen schlechten Ruf und zog die entsprechenden Elemente an. Harald dachte an Lydia. Wenn sie sich wieder wegen Lisa aufrieb, bliebe für ihn kein Platz mehr.
    Am nächsten Morgen wurde er von einem Kuss geweckt. Noch halb benommen erwiderte er ihn. Lydia lag auf ihm, sie war so dünn und ihr Haar fasste sich so seltsam an. Er schlug die Augen auf und sah Lisa über sich. Er rollte sie beiseite und Lisa lachte. „Ist es nicht schön, so geweckt zu werden?“
    Harald brummelte vor sich hin.
    „Nun tu mal nicht so, schließlich hast du zurück geküsst.“
    „Ich hab gedacht, ich träume“, wich er aus, und Lisa versuchte, es von neuem. „Ja, hast du von mir geträumt?“ Sie griff erneut nach seiner Hose. Er schob ihre Hand weg und wollte aufstehen, sank aber gleich wieder zurück.
    Lisa lachte: „Du hast einen harten Schädel, das war immerhin eine Bierflasche, die dir so zugesetzt hat.“
    „Seit wann tanzt du Striptease?“
    „Ach, das war doch nur ´n Spaß.“
    „Schöner Spaß, sich vor anderen auszuziehen.“
    „Jawohl, es ist erregend! Soll ich es dir vorführen?“ Sie sprang auf und zog ihm die Decke weg. Sie hüllte sich darin ein und tanzte aufreizend vor ihm. Sie ließ plötzlich die Decke fallen und machte ein paar obszöne Bewegungen.
    Ironisch sagte er: „Du hast ja viel gelernt, seit du von Lydia weg bist.“
    Bei der Erwähnung von Lydia hörte Lisa schlagartig auf, zu tanzen. Schnippisch sagte sie: „Wer ist Lydia?“ Doch über ihr

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