Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
Vom Netzwerk:
Sie schäumte es mit Wasser auf und sagte: „Spül dir den Mund damit aus.“ Lisa kam der Aufforderung nach und gurgelte mit klarem Wasser nach. Sie war noch ganz benommen. Als sie zusammen ins Wohnzimmer kamen, lief noch immer Musik, doch Maja tanzte nicht mehr, sondern lag auf der Couch. Andrea packte Lisa neben sie und gesellte sich dann zu den Männern. Maja zog an Lisas Locken und meinte: „Tolle Haarfarbe. Ich muss meine immer färben, das ist äußerst lästig.“
    Lisa, die sich um einen klaren Kopf bemühte, fragte: „Was hast du eigentlich für eine Haarfarbe?“
    „Wie ein Straßenköter, eigentlich genau wie Andrea.“ Lisa dachte daran, dass Andrea über diese Bezeichnung bestimmt nicht sehr begeistert wäre. Maja fuhr ihr immer noch durch die Locken. Lisa war verunsichert und kicherte. Ihr Kopf pochte und sie sah die Bilder verschwommen, manchmal sogar doppelt. Sie hatte das Gefühl, Fieber zu haben. Alles war so unwirklich, als sei sie nicht sie selbst, sondern jemand anders, der sie beobachtete.
    Maja rückte noch näher. „Du bist süß und noch so unschuldig.“
    Lisa starrte auf ihr Dekolleté. Als Maja ihren Blick bemerkte, nahm sie Lisas Hand und legte sie auf ihren Busen. Lisa zuckte zurück. Maja lachte und sagte: „Also doch unschuldig?“ Lisa roch den Alkohol, bevor Majas warme Lippen sich auf ihren Mund legten. Erinnerungsfetzen stoben durch Lisas Gehirn. Sie sah ihre Mutter, dann Andrea und Steffi, die sich auf der Tanzfläche küssten, und Lydia und sich selbst, wie sie im Bett miteinander gerauft hatten. Sie stieß Maja weg. „Nein, lass mich! Ich mag nicht!“
    Maja verzog das Gesicht. „Dann eben nicht. Prüde Tussi!“ Sie stand auf und ging zu Andrea und den beiden anderen Männern.
    Lisa schloss wieder die Augen. Ihr war immer noch übel, und sie begann zu frieren.
    „Soll ich dich wärmen?“ erklang eine Stimme neben ihr. Sie wandte sich Fabian zu, der dicht bei ihr saß. Unbehaglich fragte sie sich, ob er ihr und Maja etwa zugesehen hatte. Er grinste. Sie wollte aufstehen, aber der Schwindel in ihrem Kopf ließ das nicht zu. Fabian griff nach ihr: „Warum so hastig?“
    *
    Harald schüttelte den Kopf, als er sah, wie Maja und Andrea sich küssten. Andrea hatte ihn zu ihrem Geburtstag eingeladen. Sie hatten die Wohnung mit Luftschlangen verziert, überall hingen Lampions, bunte Luftballons schwebten unter der Decke. Harald hatte nicht mehr alle Namen im Kopf, die ihm genannt worden war. Peter und Paul sahen ein bisschen wie Zwillinge aus. Heiko und Mirko kannte er. Ein Joint machte gerade die Runde, und es floss reichlich Alkohol. Harald beobachtete wieder Maja. Sie lachte jetzt, als sie sah, wie Fabian Lisa unter das Top griff und sie küsste. In Haralds Unterleib regte sich ein begehrliches Ziehen. Solche Partys waren ihm nicht fremd. Schon seit frühester Jugend gab es diese zwei Teile in ihm. Der eine sehnte sich nach Frieden, Geborgenheit, Schönheit, Wahrheit, den anderen zog es zu dieser schlammigen, verkommenen Welt, in der alles erlaubt war. Mit Lydia lebte er den sogenannten anständigen Teil in ihm. Aber in letzter Zeit war er rastlos, unstet, und es fiel ihm immer schwerer, diese Unruhe vor ihr zu verbergen. Wenn er mit ihr zusammen war, hielt er sich beim Alkohol zurück. Jetzt hatte er schon wieder zu viel getrunken. Er nahm den Joint, der ihm geboten wurde. Er ließ sich gehen und verdrängte, dass er eigentlich nur kurz vorbeisehen wollte, um danach zu Lydia zu gehen. Sein Verstand wurde langsamer, er ließ sich treiben. Als er das Bad aufsuchte, fiel ihm wieder Lydia ein. Er sah auf die Uhr. Halb eins. Jetzt war es zu spät, um anzurufen. Die Tür ging auf, als er gerade beim Pinkeln war. Mist, er hatte nicht abgeschlossen. Es war Maja. Sie lächelte provozierend, schloss die Tür von innen ab und lehnte sich dagegen.
    Er fragte: „Was soll das?“
    „Ich wollte eben mal mit dir allein sein.“
    Er musterte sie. Der enge, kurze Stretchminirock betonte ihre langen Beine, das geschnürte Ledertop zeigte viel von ihren Brüsten. Sie warf ihre Mähne nach hinten und begann langsam, die Schnüre ihres Tops zu lösen. Harald trat auf sie zu. Als er sie küsste, dachte er für einen flüchtigen Moment an Lydia. Ungeduldig schob er den Gedanken beiseite. Lydia gehörte zur anderen Welt, hiermit hatte sie nichts zu tun.
    Am nächsten Tag fand er Lydia lesend in ihrem Wohnzimmer. Sie sah auf, kam ihm aber nicht entgegen. Er lächelte: „Hallo Schatz.

Weitere Kostenlose Bücher