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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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Gesicht huschte ein schmerzlicher Schatten. Sie starrte ihn an.
    Er lenkte ab, indem er sich den Kopf hielt und stöhnte. Lisa war sogleich besorgt. „Hoffentlich hast du keine Gehirnerschütterung.“
    „Ach was, ich hab ´n Schädel aus Stein.“
    „Na ja.“ Lisa zog sich an und ging in die Küche. Er hörte sie rufen. „Ej, du hast ja wirklich nichts zu essen da. Wovon lebst du eigentlich?“
    „Hab vergessen, einkaufen zu gehen.“
    „Na, dann komm mit zu mir. Wir können bei uns frühstücken.“
    Harald war nicht überrascht, in welch´ chaotischem Zustand sich die Wohnung befand. Er saß gerade mit Lisa beim Frühstück, als es klingelte. Lisa sprach mit einer Frau. Dann kam sie mit ihr herein. Sie war etwa in seinem .Alter mit langen, rot gefärbten Haaren und einem üppigen Mund. Lisa schien sie gut zu kennen. Maja, wie Lisa sie vorstellte, setzte sich zu ihnen. Interessantes Gesicht, stellte Harald bei sich fest. Es hatte fast eine Dreiecksform und ihre Augen waren braun und ziemlich länglich, was durch den schwarzen Lidstrich noch betont wurde. Auf den ersten Blick wirkte sie jugendlich, aber ihr Gesicht machte einen verlebten Eindruck. Um die Augen hatten sich einige Falten eingegraben und die Mundwinkel deuteten bereits stark nach unten. Außerdem hatte sie einen zynischen Zug um den Mund. Sie trug einen engen schwarzen Pullover, der ihre Brüste und Taille betonte, und eine schmal geschnittene Hose mit Leopardendruck. Sehr auffallend. Ihr Blick war leicht spöttisch, wenn sie ihn ansah. Ansonsten ließ sie ihn ziemlich links liegen und unterhielt sich vorwiegend mit Lisa. Er zuckte mit den Schultern. Aus Lisa hatte er bis jetzt ohnehin nicht sehr viel herausbekommen. Sie schien dieses Leben zu genießen und fragte anscheinend nicht nach dem Morgen. Er fühlte sich auch noch nicht so ganz wohl. Die Kopfschmerzen waren wieder stärker geworden. Der Schlag war doch recht heftig gewesen. Also verabschiedete er sich und ging.
    *
    Lisa und Andrea waren bei Maja zu Besuch. Das Appartement von Maja war sehr ungewöhnlich eingerichtet. Überall hingen bunte Tücher über den Lampen, lagen farbige Sitzkissen, standen Skulpturen, die nackte tanzende Menschen zeigten. Außer ihr und Andrea waren noch drei Männer dabei, die Lisa nicht kannte. Sie hatten ziemlich viel getrunken. Maja führte zu orientalischer Musik einen Bauchtanz vor, die anderen klatschten dazu. Andrea zog nun ihre Bluse aus und schloss sich Maja an. Lisa wunderte sich bei Andrea über nichts mehr. Diese hatte ihr einmal erklärt, dass sie alles gerne mache, was bei der bürgerlichen Gesellschaft verpönt war. Sie sei fasziniert von den sogenannten kaputten Typen. Das sei das wirkliche Leben. Lisa hatte gefragt, ob sie deswegen auch mit Frauen schlafe. Andrea hatte den Kopf geschüttelt. „Das mache ich, weil es mir Spaß macht.“ Sie hatte ihr anvertraut, dass auch Maja bi sei. Lisa bewunderte Maja sehr; sie war so exotisch wie ihre Wohnung. Andrea zwinkerte Lisa zu, Maja schien wie in Ekstase zu sein. Andrea beugte sich im Tanz zu Lisa und flüsterte ihr ins Ohr: „Sie ist sexy, oder?“ Maja trug einen bunten Rock, über dem Bauch nur eine goldene Kette, in die seitlich Tücher eingehakt waren und ein Oberteil, das ihre Brüste nur spärlich bedeckte. Fasziniert sah Lisa den schlangenartigen Bewegungen Majas zu. Sie beobachtete die drei Männer, die alle etwa in Haralds Alter waren. Zwei von ihnen, sie wurden Peter und Paul genannt, hatten lange Haare und trugen Lederklamotten. Der andere, Fabian, gefiel ihr besser. Er sah nicht ganz so abgezehrt aus, hatte einen dunklen Dreitagebart und rotblonde kurze Locken. Er bot Lisa jetzt eine selbstgedrehte Zigarette an. Sie schmeckte so anders. Deshalb fragte sie: „Was is´ n das?“
    „Marihuana.“ Er rückte näher an sie heran. „Hast du’s noch nie probiert?“
    Lisa schüttelte den Kopf, ihr war etwas schwindelig. „Na prost Mahlzeit. Das erste Mal und dann noch mit Alkohol.“
    Als sie wieder zu sich kam, fand sie sich kotzend über der Klobrille. Sie wusste nicht, wo sie war. Absoluter Filmriss. Plötzlich stand jemand hinter ihr. Es war Andrea, und langsam nahmen Lisas Erinnerungen wieder Gestalt an. Andrea fragte: „Bist du fertig?“
    Lisa nickte und Andrea half ihr hoch.
    „Bäh, ich hab so´ n schlechten Geschmack im Mund.“ Andrea grinste: „Kein Wunder.“ Sie ging an den Badezimmerschrank, nahm ein Fläschchen Odol raus und kippte etwas davon in ein Zahnputzglas.

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