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verwundet (German Edition)

verwundet (German Edition)

Titel: verwundet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Kühn
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hatte von ihr Besitz ergriffen und gleichzeitig ein Hass auf das Glück von Harald und Lydia. Ihr gehörte niemand, und sie gehörte zu niemandem. Sie war so froh gewesen, zu Lydia zurückkehren zu können, und jetzt musste sie feststellen, dass es kein wirkliches Zurück gewesen war. Lisa rieb sich wund an ihrer Liebe und kam doch nicht mehr an Lydia heran. Harald hatte sie auch verloren. Seit ihrer Erpressung sprach er kaum noch mit ihr. Er war außer Andrea der Einzige gewesen, mit dem sie offen hatte reden können. Sie griff unter ihr Bett und zog eine Weinpulle heraus. Sie setzte sich, stopfte sich das Kopfkissen hinter den Rücken und ließ den Wein die Kehle hinunterrinnen. So saß sie eine ganze Weile. Schließlich stand sie auf und stürmte zum Schlafzimmer. Sie riss die Tür auf und stellte sich in Positur: „Darf ich mitmachen?“
    Harald und Lydia waren auseinander gefahren. Lisa grinste anzüglich: „Jeder von euch ein Leckerbissen, da weiß man doch gar nicht, wen man zuerst vernaschen soll.“ Bevor sie sich versah, war Harald aus dem Bett gesprungen und hatte ihr eine kräftige Ohrfeige verpasst. Lisa schlug zurück und die Beiden rangelten auf dem Fußboden. Lydia verfolgte die Szene mit aufgerissenen Augen. „Seid ihr verrückt geworden?“
    Harald ergriff Lisa am Haar und hielt sie fest. „Du entschuldigst dich jetzt bei Lydia und zwar sofort oder du fliegst raus.“
    Lisa trat mit Füßen nach Harald und brüllte: „Fragt sich bloß, wer hier raus fliegt.“
    „Wollt Ihr wohl aufhören damit? Was ist bloß los mit euch?“
    Lisa sah Harald wütend an. „Du Bastard. Vielleicht solltest du dich lieber bei Lydia entschuldigen. Erzähl Lydia doch mal etwas von Maja.“
    Lydia fuhr ruckartig hoch. Ihr Blick glitt zwischen Harald und Lisa hin und her. Schließlich sagte sie zu Lisa: „Geh in dein Bett.“
    Lisa biss sich auf die Lippe. Harald stand mit hängenden Armen da. Lydias unheimliche Ruhe und ihr schlechtes Gewissen brachten Lisa zum Flüchten. Lydia setzte sich wieder und sah Harald an, der sich nun zu ihr setzte. Sie hatte schon länger geahnt, dass etwas nicht stimmte.
    Er nahm ihre Hand, ließ sie wieder los. „Ich habe dich einmal, ich meine, ich habe … Ich habe dich einmal betrogen!“
    Lydia wurde blass. „Mit dieser Maja?“
    Harald schwieg.
    „War es mit Maja?“
    „Ist doch egal.“
    „War sie es?“
    Harald nickte.
    Schmerzvoll verzog Lydia das Gesicht und verbarg es dann in ihren Händen. Harald griff nach ihr, doch sie schüttelte ihn ab und sagte: „Es ist besser, wenn du jetzt gehst.“
    „Lydia, ich...“
    „Bitte geh jetzt.“
    „Aber dann hat Lisa geschafft, was sie wollte. Sie will uns doch auseinander bringen, weil sie eifersüchtig ist.“
    „Warum bloß? Bin ich dir nicht ordinär genug?“ „Lydia hör auf. Das ist es nicht.“
    „Was ist es dann? Was? Sag es mir?“
    „Ich war auf Andreas Party. Ich hatte getrunken und gekifft, da ist es halt passiert.“
    Lydia sah ihn entsetzt an.
    Harald senkte den Kopf, er überlegte krampfhaft, wie er da wieder rauskommen konnte.
    „Bitte geh jetzt.“
    Er ging.
    Lydia weinte sich in den Schlaf.
    Es vergingen furchtbare Tage für beide Frauen.
    Nach drei Tagen kam Harald zurück. Er hatte noch den Schlüssel. Lisa war in der Grotte. Lydia saß im Wohnzimmer, hatte die Augen geschlossen und hörte mit Kopfhörern Musik. Harald drehte langsam den Ton leise, und Lydia öffnete die Augen. Schweigend sah sie ihn an.
    Harald setzte sich zu ihr: „Ich vermisse dich.“
    „Hast du mich auch vermisst, als du die Nacht mit Maja verbracht hast?“
    „Ich habe nicht die Nacht mir ihr verbracht. Es war nur eine schnelle Nummer und hat mir nicht das Geringste bedeutet.“
    „Warum hast du es dann gemacht?“
    „Ich war betrunken und bekifft. Ich sag dir jetzt mal was, Lydia. Ich habe die gleichen selbstzerstörerischen Kräfte in mir wie Lisa. Ich habe sie vielleicht besser unter Kontrolle, aber es sind die gleichen dunklen Kräfte. Seit ich dich kenne, habe ich sie besser denn je im Griff, bis auf den einen Abend. Und ich will nicht, verdammt, ich will nicht, dass das jetzt alles zwischen uns zerstört! Ich hasse mich dafür, ich könnte mir selbst die Gurgel durchschneiden und ich leide darunter, dass ich es getan habe. Ich kann es jedoch nicht ungeschehen machen, so sehr ich es auch möchte.“
    Lydia erhob sich: „Du und Lisa, Ihr seid wirklich selbstzerstörerisch. Ihr merkt nur eines nicht: Ihr zerstört auch

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