verwundet (German Edition)
dich angesprochen?“
„Nein. Er saß an der Bar und unterhielt sich mit Greg. Er sah interessant aus, und ich war neugierig auf ihn. Er war zum ersten Mal dort. Ich habe mich neben ihn gesetzt, und er gab mir Feuer.“
„Und dann?“
„Er hat mich nicht weiter beachtet. Ich habe dann getanzt und Billard gespielt, und plötzlich war er weg. Greg sagte mir dann, dass er gegangen sei. Er fand ihn auch interessant wegen seiner Augen. Er sprach immer vom Habicht, wenn Harald nicht da war.“ Sie ließ den Kopf hängen. Nach einer Weile platzte es aus ihr heraus: „Ich will nach Hause.“
„Wo ist das?“
„Egal, ich will einfach hier raus!“
„Wohin würdest zu gehen, wenn wir dich entließen?“ Lisa kaute auf ihrer Unterlippe herum, schluckte, konnte jedoch nicht verhindern, dass ihr wieder die Tränen herunter liefen.“
„Ich glaube, Lisa, im Moment bist du hier besser aufgehoben!“
„Ich will aber nicht hier bleiben.“
„Möchtest du, dass Frau Kaufmann dich besucht?“
Lisa riss die Augen auf. „Nein!“ Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die Nase. „Ich will, dass Harald kommt.“
*
Harald widersprach Schwester Ines, die ihn zum Büro von Angelika führte. „Aber ich wollte nur Lisa besuchen.“
„Sie ist gerade bei Frau Dr. Dunkelmann. Sie können hier auf sie warten.“
Nach einer Weile, die ihm endlos vorkam, ging die Tür auf. Als Lisa ihn sah, stürzte sie sofort auf ihn zu und umarmte ihn, so dass er nicht einmal aufstehen konnte. Aus dem Augenwinkel bekam er mit, dass Angelika ihr gefolgt war.
„Hast du Lydia gesehen?“
„Lisa, ich sagte dir schon, dass wir nicht mehr zusammen sind.“
„Es hätte doch sein können, dass Ihr euch trotzdem seht.“
„Beziehungen gehen selten in Freundschaft über, Lisa. Mach dir nicht so viele Gedanken. Schau lieber, dass du selber wieder zu Rande kommst.“
„Gehst du noch in die Grotte?“
„Nein. Warum?“
„Ich wollte nur wissen, wie es Greg und den anderen geht.“
Er schüttelte den Kopf. „Du solltest endlich ein neues Leben anfangen.“
„Wohnst du noch dort?“
„Ich werde weggehen, Lisa.“
Sie riss die Augen auf. „Du willst weggehen? Wohin denn?“
„In eine andere Stadt, ein anderes Land.“
„Du willst mich verlassen?“ Lisa liefen die Tränen herunter, sie hängte sich an ihn. „Aber ich hab doch nur noch dich!“ Clärchens Worte.
„Du hast doch noch Lydia.“
„Nein, nein, sie versteht mich nicht. Niemand tut das. Außer dir, und ich bin schuld, dass du jetzt weggehst.“
„Lisa.“ Seine erhobene Stimme erschreckte sie. Er senkte die Lautstärke. „Lisa. Du bist nicht schuld. Kapier das endlich. Ich bin nun mal ein Rumtreiber und halte es nicht lange am selben Ort aus.“
„Kannst du mich nicht mitnehmen?“
„Nein, Lisa. Mein Leben ist viel zu unstet. Ich könnte mich gar nicht um dich kümmern.“
„Aber ich könnte arbeiten.“
„Was denn? Als Bedienung etwa?“
„Warum denn nicht?“
„Lisa, du bist noch so jung. Dein ganzes Leben liegt noch vor dir. Mach etwas daraus.“
„Aber du bummelst doch auch durch die Welt.“
Er nahm sie am Arm. „Lisa! Jetzt hör mir mal gut zu. Dieses Leben ist nichts für dich. Du brauchst Geborgenheit und Stabilität. Beides kann ich dir nicht bieten. Da bist du bei Lydia viel besser aufgehoben.“
Lisa verzog das Gesicht. „Du willst mich ja bloß nicht, hast mich nie gewollt.“
„Lisa, das, was du von mir willst, kann ich dir tatsächlich nicht geben, und das habe ich dir auch immer wieder gesagt.“
„Dann geh doch. Hau ab!“ Lisa drehte sich auf der Stelle um, rannte den Flur entlang und um die nächste Ecke.
Harald erhob sich und fuhr sich nervös durch die Locken. Er wollte gehen, aber Angelika bat ihn noch in ihr Büro. Er hielt ihren Anblick nicht aus und trat sofort ans Fenster. In seinem Rücken hörte er ihre Stimme. „Sie hängt sehr an dir.“
Er schüttelte den Kopf. „Das ist nur jetzt so, weil sie sich alleine fühlt. Sobald sie wieder auf dem Damm ist, wird sie mich nicht mehr vermissen.“ Er drehte sich um, sein Gesicht war grau.
Sie musterte ihn forschend. „Die Begegnung mit ihr scheint dich ziemlich mitgenommen zu haben. Wir können das ein anderes Mal erledigen.“
„Es wird kein anderes Mal geben. Frag bitte jetzt.“
„Willst du Lisa nicht mehr besuchen? Sie scheint dich sehr zu mögen und auch zu brauchen.“
„Tatsächlich? Braucht man denn denjenigen, der Schuld ist am eigenen
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