verwundet (German Edition)
Tasche fallen, die er in der Hand getragen hatte und umschlang Lisa. „Na, so lange war ich auch wieder nicht weg.“
Lisa ließ ihn los. „Drei Wochen nennst du nicht lange. Das ist ja wohl ein schlechter Witz.“
Er bückte sich und holte eine Plüscheule aus seiner Tasche. „Darf ich vorstellen. Hugo.“
„Och, ist die süüß.“ Lisa nahm sie ihm aus der Hand und knuddelte sie. Sie strahlte ihn an. „Wieso heißt sie Hugo?“
„Sie wurde vom Landesvogelschutzbund so genannt. Gefällt dir der Name nicht?“
„Doch, er ist lustig.“
Es wurde Zeit, dass er Angelika begrüßte. Er trat zu ihr und gab ihr die Hand. „Störe ich gerade?“
„Nein.“ Sie stand auf und sagte zu Lisa. „Wir sehen uns morgen.“
Harald wollte gerade die Station verlassen, als er von Schwester Susanne aufgehalten wurde. „Sie möchten bitte noch bei Frau Dr. Dunkelmann vorbeischauen.“ Der ihm inzwischen so vertraute Schmerz in seiner Brust verstärkte sich auf dem Weg zu ihrem Büro. Er klopfte an und betrat das Zimmer. Sie kam ihm entgegen. „Du siehst angespannt aus. Geht es dir nicht gut?“
„Ganz okay. Und dir?“
„Es geht so.“ Mit einem Blick auf ihre Armbanduhr sagte sie: „Ich mache jetzt meine Mittagspause. Eine Seitenstraße weiter gibt es ein kleines Bistro. Hättest du Lust, mich zu begleiten? Ich würde gerne mit dir reden.“
Zögernd stimmte er zu. Sie ging zu einem schmalen Schrank und tauschte ihren Arztkittel gegen einen Wintermantel. Als sie ihr Büro abschloss, fragte Harald. „Ist es kein Problem für dich, wenn wir zusammen gesehen werden?“
„Nein. Warum?“
„Ich dachte...“
„Ja?“
„Ach nichts.“ Er hielt ihr die Ausgangstür der Psychiatrie auf und ließ sie voran gehen.
„Das ist mir von Anfang an aufgefallen.“
„Was denn?“
„Deine Höflichkeit. Man merkt, dass sie nicht aufgesetzt, sondern wirklich verinnerlicht ist.“
„Mein Vater hat uns schon sehr früh solche Benimmregeln beigebracht, die ganze Palette.“
„Uns?“
„Mir. Wo ist das Bistro?“
„In der Berliner Straße.“
Als sie im Bistro ankamen, begrüßte der Wirt Angelika und fragte sie, wie es ihr gehe. Anscheinend kam sie öfter hier her. Angelika bestellte einen Salat, er nahm den Möhreneintopf. Sie saßen sich schweigend gegenüber. Er musterte ihren schwarzen Rolli. Ohne ihren weißen Kittel war sie ihm gleich wieder näher. Er fragte sich, warum sie ihn sprechen wollte.
Sie erwiderte seinen Blick und nach kurzer Überlegung sagte sie. „Harald. Ich habe mich wohl nicht sehr geschickt verhalten, als ich erfahren habe, wer du bist. Ich konnte einfach nicht verstehen, warum du dich nicht in der Klinik gemeldet hast.“
„Ich lernte dich kennen.“
Auf ihren fragenden Blick hin sagte er achselzuckend. „Was glaubst du wohl, warum ich in der Cafetería der Klinik war? Ich habe schon vor der Psychiatrie gestanden. Nicht sehr einladend. Ich beschloss, noch einen Kaffee zur Stärkung zu trinken. Dann traf ich dich.“
„Der Krankenbesuch bei einem Freund, der schon entlassen worden war.“ Sie nickte. „Ich verstehe. Warum hast du mir das nicht eher gesagt?“
„Was hätte das schon für einen Unterschied gemacht?“ Seine Stimme klang müde, seine Miene war niedergeschlagen. „Du hattest mich doch schon verurteilt.“
„Das habe ich nie getan. Ich war nur gefühlsmäßig zu sehr verstrickt. Ich habe bisher mein Privatleben streng von meinem beruflichen Leben getrennt, um meine Arbeit als Psychiaterin objektiv ausführen zu können. Als wir unsere Beziehung begonnen haben, wusste ich ja nicht, dass du Lisa kennst. Ich musste mich erst einmal zurückziehen. Meine Zurückweisung muss für dich sehr verletzend gewesen sein.“ Sie griff nach seiner Hand und drückte sie. „Es tut mir leid. Inzwischen habe ich auch bemerkt, wie sehr Lisa an dir hängt und wie sehr sie sich freut, dich zu sehen.“
Damit hatte er nicht gerechnet. Er starrte auf ihre Hand, dieselbe Hand, die ihm leidenschaftlich durch die Locken gefahren war. Wie lange das her zu sein schien. „Die Situation war wohl für uns beide nicht ganz leicht, und ich habe natürlich mit meinem Zorn den Konflikt noch verschärft. Ich bin nicht besonders gut in Gefühlsangelegenheiten.“
„Na ja, die Umstände waren schließlich schon sehr belastend.“
Er zuckte mit den Schultern. „Es ist gelaufen. Warum noch darüber reden?“ Er zog seine Hand zurück.
„Weil es besser ist, Missverständnisse zu klären, und
Weitere Kostenlose Bücher