verwundet (German Edition)
Einladung. Es war ein schönes Fest.“ Er reichte ihr die Hand, gab sie dann Fließ, der ihn kritisch musterte. „Wie kommen Sie nach Hause?“
„Ich nehme mir ein Taxi.“
„Na gut. Dann wünsche ich Ihnen gute Besserung. Vielleicht sieht man sich wieder.“
Harald nickte und ging.
„Harald, warten Sie, ich bringe Sie noch.“ Katja hängte sich bei ihm ein. „Sie hatten Streit mit Angelika, stimmt’s?“
„Sie hat Schluss gemacht.“
„Das tut mir leid.“ Sie waren bei der Garderobe angekommen, und sie sah zu, wie er in seinen Anorak schlüpfte. „Geben Sie mir Ihre Telefonnummer?“
„Klar.“ Er holte seinen Kalender heraus, riss ein Blatt ab, schrieb mit seinem Bleistiftstummel seine Adresse auf und reichte ihr den Zettel. Sie nahm ihn entgegen und sah ihn mitfühlend an. „Sie sehen wirklich ganz schön fertig aus. Aber geben Sie noch nicht auf!“
„Ihre Zurückweisung war mehr als deutlich.“
„Wissen Sie, Harald, ich weiß nicht, was zwischen Ihnen vorgefallen ist, aber ich kenne Angelika. Sie wirkte vorhin auch nicht gerade glücklich auf mich.“
„Sie meinen es gut, Katja, aber die Sache ist gelaufen.“
„Geben Sie immer so leicht auf?“ Als er stutzte, fuhr sie fort. „Ich habe Ihnen vorhin einen Rat gegeben. Aktiv werden müssen Sie schon selber.“
*
Harald saß im Wartebereich der Psychiatrie. Lisa sei beim EEG und käme bald wieder. Schwester Renate hatte ihm einen irritierten Blick zugeworfen, denn er sah schlecht aus. „Geht es Ihnen nicht gut?“
„Danke, es ist alles in Ordnung.“
Die Schwester sah ihn zweifelnd an. Er war bleich und hohlwangig. „Wollen Sie vielleicht ein Glas Wasser?“ Um sie zufrieden zu stellen, nickte er. Er setzte sich auf einen Stuhl am Gang, damit er Lisa gleich sehen konnte, wenn sie kam. Schwester Renate kam wieder mit einem Glas Wasser zurück. Er bedankte sich und versprach, ihr das Glas später ins Schwesternzimmer zu bringen. Müde starrte er vor sich auf den Fußboden. Er schlief wenig, arbeitete bis zu sechzehn Stunden am Tag. So konnte er sich von seinen Gedanken ablenken. Außerdem hatte er eine Reise vor, für die er Geld verdienen musste Er wollte nächste Woche mit einer Ornithologengruppe nach Norwegen reisen. Nun war er hier, um noch einmal Lisa zu besuchen. Von Katja hatte er sich schon verabschiedet. Sie hatte ihn zwei Tage nach ihrer Party angerufen und gefragt, wie es ihm gehe. Sie waren ins Plaudern gekommen und hatten sich zweimal gesehen. Es war wie immer. Wenn er von einer Frau nichts wollte, konnte er sich wunderbar auf eine Freundschaft einlassen, und mit Katja verstand er sich so gut, dass er das Gefühl hatte, sie schon ewig zu kennen. Sie war ein richtiger Kumpeltyp. Sie war gerade im Begriff gewesen, sich von ihrem Freund zu trennen, und hatte bereits eine neue Wohnung gefunden. Er hatte sich ihre neue Telefonnummer und Adresse geben lassen. Lisa hatte er ein paar Mal besucht. Sie tat ihm leid. Meistens war sie unglücklich und klagte über ihr Leben. Irgendwann war ihr aufgefallen, dass er so dünn sei, und sie hatte ihn danach gefragt, aber er hatte es auf die viele körperliche Arbeit geschoben. Aber sie hatte Recht, seine Jeans schlotterten ziemlich an ihm herum, und er hatte sich einen Gürtel besorgen müssen, damit sie nicht rutschten. Nun saß er hier und überlegte, wie sie wohl darauf reagieren würde, dass er so viele Wochen nicht kommen würde. Angelikas hatte Lisa gesagt, dass sie noch einen sehr langen Zeitraum in der Klinik verbringen müsse. Er brachte es nicht übers Herz, einfach wegzufahren, ohne sich von ihr zu verabschieden. Er blickte hoch, als er Schritte hörte. Es war jedoch nicht Lisa, sondern Angelika. Was er seit drei Wochen befürchtet hatte, nämlich ihr zu begegnen, musste ja irgendwann einmal passieren. Seine Eingeweide zogen sich schmerzhaft zusammen, als er in ihre Augen sah. „Hallo“, war alles, was er herausbrachte. Sie blieb stehen und musterte ihn.
In dem Moment tauchte Lisa auf, die von einem Pfleger gebracht wurde. „Harald!“ Sie begrüßte ihn mit strahlenden Augen.
Er stand auf und sagte zu ihr. „Gehen wir in dein Zimmer, ich muss mit dir reden.“
Ihr Lachen verschwand, sie starrte ihn mit ihren großen Augen an und entfernte sich rückwärts von ihm. „Du gehst weg. Nicht wahr? Du gehst jetzt wirklich weg und lässt mich allein“
„Lisa, ich...“
„Nein!“ Lisa schrie ihn an. „Du lässt mich im Stich, so wie alle anderen!“ Sie fing an zu
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