Verwunschen
wirklich sein? Ihre Eltern würden sie auslachen und auch Grand Myrna schien nichts von diesen Wesen zu wissen.
»Die Spuren«, sagte sie unsicher. »Das würde die Spuren in der Küche und in unserem Schlafzimmer erklären, die wir keinem Tier zuordnen konnten.«
Patrick warf ihr einen wütenden Blick zu. »Du glaubst diesen Schwachsinn, den die uns da auftischt?«
Mona hob die Schultern. »Ich finde nur keine andere logische Erklärung.«
»Ach, und magische Wesen sind eine?«
Mona schüttelte den Kopf. »Nein, es kommt mir auch verrückt vor, aber es werden ja auch immer wieder neue Tierarten entdeckt. Warum dann nicht auch uns ganz fremde Geschöpfe?«
Patrick ließ sich mit trotzig vor der Brust verschränkten Armen ins Gras sinken. »Ich will sie sehen! Eher glaube ich nicht daran.«
Mona setzte sich zu ihrem Bruder und sah Kylah an. »Ja, das würde ich auch gerne.«
Kylah wehrte ab. »Ich habe euch doch schon gesagt, dass sie für normale Menschen unsichtbar sind. Man muss sich die Ehre verdienen!«
»Na, das müssen ja ehrenhafte Geschöpfe sein. Fragt sich nur, warum sie einen dann aus dem Schlaf reißen, mit allerlei seltsamen Geräuschen in der Nacht ängstigen, Waschschüsseln zerbrechen und Marmeladengläser vom Regal werfen!«, empörte sich Mona.
Kylah grinste. »Ja, das hört sich ganz nach einem Hauskobold an. In diesem Fall vermutlich eine echte rothaarige Koboldin mit dem Namen Finola.«
»Rothaarig?«, hakte Mona nach. »Du hast sie also wirklich gesehen?«
Kylah bestätigte mit einem Nicken. »Ja. Finola ist ungefähr so groß.« Sie hob die Handfläche etwa dreißig Zentimeter über den Boden. »Sie hat golden schimmernde bernsteinfarbene Augen, langes rotes Haar und trägt stets grüne Kleider in allen Schattierungen der Natur.«
»Ich glaube dir kein Wort«, beharrte Patrick. »Ich denke noch immer, dass es Kylah war. Oder gehört das etwa nicht dir? Willst du allen Ernstes behaupten, Kobolde hätten den Sessel weggerückt und das hier darauf zurückgelassen?«
Er streckte den Arm aus und ließ das seltsame kleine Schmuckstück vor Kylahs Gesicht hin- und herschwingen.
»Was ist das?« Kylah griff danach und betrachtete es. Sie stöhnte leise. Mona kam es so vor, als sei sie blass geworden.
»Und das habt ihr im Haus gefunden?«, fragte sie nach.
»Ja, wie du sehr wohl weißt«, beharrte Patrick. »Oben im Flur vor unserer Schlafzimmertür.«
»Was ist das?«, erkundigte sich Mona. »Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
»Ich auch erst einmal«, sagte Kylah leise und räusperte sich, so als fiele es ihr schwer, zu atmen.
»Dann gehört das nicht dir?«, hakte Mona nach.
»Nein, das ist ein Zeichen, eine Botschaft der Unsichtbaren. Sie haben viele Zeichen. Ich kenne nicht alle, aber das hier sind die drei gekreuzten Knochen.« Sie schluckte.
»Und was bedeuten sie?«
»Den Tod. Die Knochen symbolisieren den Tod.«
»Na, wie überaus reizend«, lachte Patrick. »Sollen wir jetzt zu Tode erschrecken?«
»Es ist zumindest gefährlicher als verrückte Stühle und knarrende Dielen«, brauste Kylah auf. »Versteht ihr denn nicht? Das ist eine Kriegserklärung. Die Magischen haben euch das Symbol des Todes auf eure Schwelle gelegt. Das ist alles andere als spaßig! Vermutlich hat auch eure Großmutter solch ein Symbol gefunden, bevor sie die Treppe hinuntergestürzt ist. Normalerweise treiben Kobolde nur harmlose Scherze, doch wenn man sie wirklich verärgert, erklären sie einem den Krieg und legen einem den Tod auf die Schwelle. Dann ist es Zeit, sich selbst in seinem eigenen Haus vor jedem Schatten zu fürchten, denn die Unsichtbaren sind fürchterlich in ihrer Rache!«
Kylah verstummte. Die Zwillinge starrten sie an. So wie sie gesprochen hatte, konnten sie nicht mehr daran zweifeln, dass zumindest Kylah an das glaubte, was sie sagte.
»Dann meinst du, wir sind in Gefahr?«, hakte Mona leise nach.
»In größter Gefahr!«, bestätigte Kylah.
»Aber warum? Wir haben den Unsichtbaren doch nichts getan.«
Kylah hob die Schultern. »Ihr vielleicht nicht, doch möglicherweise jemand aus eurer Familie. Die Magischen legen großen Wert auf ihre Sippen. Der eine haftet für den anderen. Vielleicht machen sie euch für irgendetwas verantwortlich.«
»Das ist aber nicht fair«, rief Mona.
»Nein, fair sind sie nicht«, bestätigte Kylah. »Auch nicht in der Wahl ihrer Mittel. Ich müsst euch auf alles gefasst machen. Am besten, ihr fahrt gleich zurück nach Hause.«
»Auf
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